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Photovoltaik-Anlagen: Langes Warten auf den Sonnenstrom - Interesse ist riesig

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Von: Tobias Hinne-Schneider

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Das Baugebiet im Soester Norden: Dort sind bereits zahlreiche PV-Anlagen beim Bau der Häuser installiert worden.
Das Baugebiet im Soester Norden: Dort sind bereits zahlreiche PV-Anlagen beim Bau der Häuser installiert worden. © Peter Dahm

Die Energiekosten steigen rasant – Gas, Öl und Strom werden immer teurer. Um Kosten zu sparen, suchen Hausbesitzer nach günstigen Alternativen. Die Lösung: eine Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage).

Soest - Der Sonnenstrom boomt. Das führt bei den Installationsbetrieben zu langen Wartezeiten. Carsten Brychs ist Geschäftsinhaber von Enerix Hellweg-Sauerland mit Sitz in Günne, er bietet mit seinem Fachbetrieb unter anderem PV-Anlagen an. „Vor dem 24. Februar (an diesem Tag sind russische Truppen in die Ukraine einmarschiert, Anm. d. Red.) gab es drei bis sechs Nachfragen pro Woche. Damit waren wir gut ausgelastet“, erklärt Brychs. In den Tagen danach sei die Zahl explodiert. Zwischen 50 und 60 Nachfragen habe es da gegeben. Mittlerweile sei das Interesse um rund 40 Prozent zurückgegangen, liege aber immer noch deutlich über dem Niveau vor Februar.

Photovoltaik-Anlagen: Langes Warten auf den Sonnenstrom - Interesse ist riesig

Auch die Stadtwerke in Werl und Soest bieten ihren Kunden PV-Anlagen an. In Werl heißt es beispielsweise: „Durch die eigene Stromerzeugung mit Ihrem Solardach sparen Sie einen Teil des teuren Netzstroms.“

Die Stadtwerke Soest werben: „Einfach und kostengünstig selbst Strom erzeugen: Grüner Strom vom eigenen Dach schont Ihr Konto und die Umwelt.“

„Die Stadtwerke Werl verzeichnen seit Anfang 2022 doppelt so viele Anfragen wie im gesamten Jahr 2020 bei ihrem Angebot für Solarenergie“, erklärt Sprecherin Anja Fröhlich. So seien die Stadtwerke täglich für Beratungstermine bei Interessenten vor Ort. Aber: „Der Markt für Solarmodule für Photovoltaik-Anlagen ist nahezu leer gefegt“, sagt Fröhlich. Die Folge sind längere Lieferzeiten und damit Wartezeiten für Beratung und Installation. „In der Branche zeichnen sich deutliche wirtschaftliche Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine ab“, erklärt Fröhlich weiter. „Die internationalen Lieferketten sind überdies schon länger schwierig.“ Nicht nur Paneele, Batteriespeicher und E-Ladestationen fehlen zurzeit, schon bei den Kabeln komme es zu Lieferproblemen. „Da merkt man, wie viel aus der Ukraine geliefert worden ist“, sagt Carsten Brychs.

Sein Unternehmen sei bislang mit einem „blauen Auge“ durch die Zeit gekommen. Als Stammkunde habe die Versorgung mit Materialien gut funktioniert. Wer bei ihm jetzt eine PV-Anlage bestelle, der könne noch im Herbst mit einer Installation rechnen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr aber zu deutlich höheren Preisen: Zwischen 10 und 15 Prozent – das sind schnell bis zu 2000 Euro – koste eine PV-Anlage mittlerweile mehr.

Photovoltaik-Anlagen: Stadtwerke bieten Pachtmodell an

Wer nicht das nötige Kapital für den Kauf einer PV-Anlage hat, der kann bei den Stadtwerken Soest und Werl sogar eine Anlage pachten. Das bieten beide Stadtwerke neben einem Kauf an. „Bei dem Pachtmodell tragen die Stadtwerke die Anschaffungskosten und koordinieren die gesamte Planung und Installation der Anlage. Eigentümer bleiben, für die ersten 18 Jahre, die Stadtwerke.

Der Hausbesitzer zahlt ein monatliches Entgelt, vergleichbar mit dem Leasingbetrag bei Autos, und übernimmt die Anlage nach 18 Jahren und wird dann Eigentümer. Den erzeugten Strom kann der Haushalt verbrauchen, den Überschuss ins Netz einspeisen und damit auch die Einspeisevergütung erhalten“, so fasst es Anja Fröhlich von den Stadtwerken Werl zusammen.

In den vergangenen zwölf Monaten habe man mehr als 100 Pacht- bzw. Kaufverträge zwischen den Stadtwerken Werl und ihrer Kundschaft abgeschlossen.

Photovoltaik-Anlagen: „Menschen wollen Unabhängigkeit“

Aber nicht für alle Haushalte lohne sich eine PV-Anlage, sagt Carsten Brychs. Wer weniger als 2300 oder 2400 Kilowattstunden (kWh) verbrauche, der lebe günstiger mit dem Netzstrom. Bei einem Vier-Personen-Einfamilienhaus liegt der durchschnittliche Jahresstromverbrauch laut Stromspiegel-Statistik allerdings schon bei 4000 kWh. Das sind demnach jährliche Stromkosten in Höhe von 1270 Euro.

Bei den Kunden hat es laut Carsten Brychs ein Umdenken gegeben. „Die Menschen wollen Unabhängigkeit, wollen sich selber versorgen.“

Zuvor ging es vermehrt ums Geldverdienen, da war die Vergütung für das Einspeisen ins Netz noch deutlich attraktiver. Auch deshalb denken viele Menschen neben der Anschaffung einer Solaranlage auch über einen Speicher nach.

Soest fördert Photovoltaik-Anlagen mit 500 Euro

Fördermöglichkeiten für Photovoltaik-Anlagen gibt es diverse – Beispiel Stadt Soest: Ziel der Stadt ist es, bis 2030 klimaneutral zu sein. Auf dem Weg zur Klimaneutralität zählt der Ausbau der erneuerbaren Energien als wichtiger Wegbereiter, heißt es in der Förderrichtlinie der Stadt. Die Stadt hat in einem sogenannten Masterplan „Klimapakt 2030“ das sogenannte „2000-Dächer-bis-2030-Programm“ beschlossen. Private Eigentümer von im Stadtgebiet Soest liegenden Wohngebäuden können dann für die Installation einer Photovoltaik-Anlage auf ihrem Wohngebäude im Gebiet der Stadt Soest eine Förderung beantragen. Auch die Nachrüstung einer Anlage mit Batteriespeicher wird gefördert. Gefördert wird maximal eine Anlage pro Wohnungseigentümer mit 500 Euro.

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