Die Testpflicht gilt für alle, die eine Pflegeeinrichtung betreten wollen, also für Angehörige und Besucher der Bewohner, ganz egal, welchen Impf- oder Genesenenstatus sie nachweisen können. Sie gilt aber auch für Handwerker, Postboten oder Lieferanten. Das Seniorencentrum St. Antonius setzt seine neue Teststrategie um, seit eine Verfügung den Nachweis für all jene verlangt, deren Impfung länger als sechs Monate zurückliegt. Die Leiterin der Einrichtung, Doris Lüdemann, hat auf die Testpflicht für alle reagiert, verweist aber auf eine große Unsicherheit, die gerade im Zusammenhang mit den neuen Regeln herrscht.
„Wir müssen das Konzept sicher noch mal modifizieren und anpassen.“ Es gibt Gesprächs- und Konkretisierungsbedarf, Lüdemann wartet auf weitere Details. Am Donnerstagnachmittag hieß es, die Pflegeverbände hätten bereits in einer anderen Detailfrage interveniert; so fordern sie von der Politik, bei der Testpflicht der Mitarbeiter nachzubessern. Sie müssen laut neuem Infektionsschutzgesetz immer täglich getestet werden. Auch, wenn sie bereits geimpft, womöglich sogar geboostert sind. Gerhard Hillebrand kann angesichts solcher Regeln nur den Kopf schütteln.
„Die Einrichtungen, Bewohner, Angehörigen sind der Spielball und müssen das ausbaden.“ Vieles ist nicht eindeutig, die Lesart der Gesetze, Verordnungen und Verfügungen jedenfalls fällt höchst unterschiedlich aus. „Dazu kommt, dass sich das jederzeit wieder ändern kann“, verweist Hillebrand darauf, dass die Landesregierung weitergehende Maßnahmen verhängen könnte – das ermöglicht das neue Infektionsschutzgesetz nach dem Auslaufen der „pandemischen Lage nationaler Tragweite“.
Die Verantwortlichen in den Pflegeeinrichtungen machen sich darauf gefasst; und auch darauf, sehr kurzfristig auf solche Änderungen reagieren zu müssen. Darin haben sie in den vergangenen 20 Monaten bereits Übung. „Sehr viel Aufwand, sehr viel Unruhe“ bringen all die neuen Regeln, sagt Doris Lüdemann, die aber betont wissen will, dass die meisten Besucher großes Verständnis zeigen. Den Aufwand schmälert das nicht. Dabei ist schon die Kontrolle der Nachweise und Tests der Mitarbeiter ein Kraftakt, denn die arbeiten in den unterschiedlichsten Stunden- und Schichtmodellen.
Testmöglichkeiten halten die beiden Pflegeheime bereit, schon für Mitarbeiter und Bewohner. Weil Testkits aber zunehmend rar sind – viele Großhändler haben Lieferprobleme – sollten sich Besucher in einer Teststelle testen lassen. „Natürlich bekommen wir im Notfall etwas hin“, bittet Gerhard Hillebrand dafür um Verständnis.