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Exoten brauchen richtige Pflege: Orchideen erfreuen mit Blütenpracht

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Von: Klaus Fischer

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Wer nicht will, dass Orchideen nach kurzer Zeit wieder eingehen, kann mit vielen Tipps und Tricks dagegen wirken. Und so einiges dürfte für jeden Blumen-Fan neu sein.

Soest – Eigentlich stehen um diese Jahreszeit Schnittarbeiten im Garten an. Neben den Obstbäumen müssen auch die Beerensträucher in Form gebracht werden, wenn das Wetter günstig ist. Bei Dauerfrost sollte man Gehölze nicht schneiden. Den haben wir derzeit zwar nicht, dafür aber Schneeregen und kräftigen Wind. Derart usseliges Wetter lädt nicht zur Gartenarbeit ein. Also kümmern wir uns lieber um unsere Pflanzen drinnen, etwa die Orchideen. Unser Garten-Experte Klaus Fischer hat einige Tipps.

PflanzeOrchidee
Wissenschaftlicher NameOrchidaceae
Höhere KlassifizierungSpargelartige

Sie gehören zu den Lieblings-Zimmerpflanzen. Der Grund liegt in ihrem unermüdlichen Blühfleiß. Wochenlang erfreuen uns die Exoten mit ihren phantastischen Blüten. Und bei guter Pflege können sie durchaus dreimal im Jahr diese Pracht entfalten.

Orchideen wachsen auch auf Bäumen: Exoten brauchen die richtige Pflege

Zumeist stehen auf unseren Fensterbänken Orchideen, die in ihrer tropischen Heimat auf Bäumen wachsen im Gegensatz zu unseren wenigen heimischen Orchideen wie Frauenmantel, Knabenkräuter oder Ragwurz, die allesamt im Boden wurzeln. Die Aufsitzer oder Epiphyten, also die Orchideen auf Bäumen, sind keine Schmarotzer, sondern nutzen lediglich die Äste der Gehölze als Unterlage. Wenn man das weiß, kann man daraus Schlüsse für die Pflege ziehen.

In den Gärtnereien und Gartencentern werden überwiegend Orchideen der Gattungen Phalaenopsis, Catleya und Dendrobium verkauft, fast alle epiphytisch lebend. Sie bilden teilweise recht lange Luftwurzeln aus, auch in unseren Blumentöpfen, die dann nach einiger Zeit unschön seitlich herabhängen. Diese Orchideen besitzen nicht die vielen feinen Haarwurzeln der terrestrisch lebenden Gewächse, mit denen diese ihre Nährstoffe und das Wasser aufnehmen. Vielmehr sind die Orchideenwurzeln dickfleischig und verästeln sich so gut wie gar nicht.

Spezielles Pflanzsubstrat: Orchideen erfreuen mit Blütenpracht

Da epiphytische Orchideen auf Bäumen wachsen, brauchen sie keine „normale“ Blumenerde, sondern ein spezielles Pflanzsubstrat, das aus Rinden, Holzstückchen und anderen groben organischen Materialien besteht. Das zersetzt sich im Laufe einer Saison allmählich in den durchsichtigen Blumentöpfen der Orchideen und sollte deshalb regelmäßig ausgetauscht werden.

Ich habe im vergangenen Sommer den Fehler gemacht und meine Orchideen rausgestellt, geschützt natürlich, besonders vor praller Sonne. Das aber haben sie aber nicht so gut vertragen. Am Ende der Saison sahen sie recht kümmerlich aus. Unser Klima ist für die Urwaldgewächse wohl doch eine Nummer zu rau.

Die Luftwurzeln dieser Orchidee waren mehr als 50 Zentimeter lang. Beim Eintopfen wurden sie abgeschnitten und mit Zimtpulver desinfiziert. Schon nach kurzer Zeit hat die Blume zwei neue Blütentriebe gebildet.
Die Luftwurzeln dieser Orchidee waren mehr als 50 Zentimeter lang. Beim Eintopfen wurden sie abgeschnitten und mit Zimtpulver desinfiziert. Schon nach kurzer Zeit hat die Blume zwei neue Blütentriebe gebildet.  © Niklas Fischer

Exoten brauchen die richtige Pflege: Keine Staunässe

Der größte Fehler war, dass sie nach einem Regenguss zu viel Feuchtigkeit abbekommen haben. Staunässe vertragen sie überhaupt nicht, kein Wunder, auf Ästen gibt es so etwas nicht. Als Folge der Nässe waren einige Wurzeln verfault.

Als Erstes werden die Orchideen ausgetopft und sorgfältig vom alten Substrat befreit. Dann kann man auch den Zustand der Wurzeln sehen. Alles was vertrocknet oder faul ist, wird bis ins gesunde Fleisch abgeschnitten. Die langen Luftwurzeln kürzen wir vorsichtig mit einem scharfen Messer, das desinfiziert ist, so ein, dass wir sie in den Topf leiten können.

An den Schnittstellen kann sich leicht Fäulnis bilden. Um das zu vermeiden, tupft man die Schnittstelle in Zimtpulver, das gegen Fäulnis wirkt. Dann lassen wir die so vorbereitete Pflanze etwas liegen, damit die bepuderten Schnittstellen antrocknen können.

Orchideen erfreuen mit Blütenpracht: Blumenstäbe für lange Blütenstände

Anschließend setzen wir die Orchidee in den Topf und füllen vorsichtig das Substrat auf. Das ist manchmal wegen seiner groben Struktur recht „sperrig“, durch leichtes Klopfen und sanftes Schütteln verteilt es sich besser im Topf zwischen den Wurzeln. Wenn wir den alten Topf nehmen, sollten wir diesen vorher gründlich reinigen und desinfizieren (kochendes Wasser reinschütten). Am besten bringen wir jetzt auch schon ein oder zwei Blumenstäbe im Topf unter, so verletzen wir damit keine Wurzeln. Wir benötigen sie später, um die langen Blütenstände daran zu befestigen.

Sitzt die Pflanze in ihrem Topf, tauchen wir sie in Regenwasser, das Substrat decken wir dabei mit der Hand ab, weil es sonst aufschwimmt. Anschließend lassen wir alles Wasser gründlich abtropfen, bevor die Orchidee in ihren Übertopf kommt. Den haben wir mit einer mindestens einen Zentimeter dicken Drainageschicht aus kleinen Steinchen versehen. Den Übertopf sollten wir regelmäßig auf stehendes Wasser in der Drainageschicht kontrollieren und das entfernen.

Gefahr durch zu intensive Sonnenbestrahlung: Exoten brauchen die richtige Pflege

Orchideen stehen am besten an West- oder Ostfenstern, Südfenster nur im Winter, weil dann kaum Gefahr durch zu intensive Sonnenbestrahlung besteht. Einmal am Tag sprühen wir die Orchidee mit Regenwasser ab, das wir leicht gedüngt haben. Wird es wärmer, sollten wir die Orchidee einmal pro Woche in Regenwasser tauchen und das anschließend gut ablaufen lassen.

Beim Besprühen mit gedüngtem Wasser bilden sich nach einer Weile helle Flecken auf den Blättern. Dabei handelt es sich um eingetrocknete Nährsalze aus dem Dünger, die sich beim nächsten Wasserguss wieder auflösen. Sprühen wir zwischenzeitlich mit klarem Wasser, verschwinden sie ganz, wenn wir Regenwasser genommen haben.

Leitungswasser hat immer einen gewissen Kalkanteil, der ebenfalls zu hellen Flecken auf den Blättern führen kann. Wer kein Regenwasser hat, kann sich mit abgekochtem, weichem Leitungswasser behelfen.

Die echte Rose von Jericho ist ein Naturwunder. Die Gartenpflanze sieht aus, als sei sie gestorben, aber Wasser kann sie aufpäppeln. Alles Infos zur Pflege.

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