Ohne Gemeinschaftssinn kein Mietvertrag: Neues Wohnen in alter Soester Kaserne
Soest - Die allermeisten Mietwohnungen gibt es von der Stange. Für drei alte Militär-Blöcke in der Adam-Kaserne wird gerade ein anderer Weg eingeschlagen: „Wie und mit wem möchtest Du gern wohnen? Wie sieht Deine Vision aus?“, wird hier gefragt. Am Ende soll hier mehr eine Community denn eine Mieterschaft einziehen.
Die Armand Adam GmbH aus München hat die drei Blöcke 4, 5 und 7 im hinteren Teil des Kasernen-Areals erworben (wir berichteten). Platz wäre hier für rund 80 Wohnungen.
Zurzeit muss gerade noch sondiert werden, ob in den alten Wänden Uralt-Schadstoffe stecken, die entsorgt werden müssten; danach werden die Blöcke komplett entkernt, bevor Handwerker die neuen Wohnungen einrichten.
Vor allem junge Paare melden sich
Armand Adam ist in Soest noch gar nicht groß in Erscheinung getreten, da hat das Video über das Vorhaben bereits Dutzende potenzieller Mieter und Interessenten erreicht. „Es sind in erster Linie junge Paare, die sich bei uns gemeldet haben“, berichtet Sabrina Rahtgens von der Gesellschaft.
Das Video gibt es hier zu sehen
Manche Interessenten hätten gleich seitenweise ihre Wünsche und Vorstellungen niedergeschrieben. „Den meisten geht es nicht um eine Traumvilla oder ganz spezielle Fliesen fürs Bad, sie bleiben vielmehr auf dem Boden und erkundigen sich nach praktischen Gegebenheiten“, schildert Rahtgens.
Yoga, Mitmachgarten, Grillplatz
So hat sich ein Interessent erkundigt, ob der Platz in der Wohnung womöglich zum Home-Office reicht. Daraus entstand die Idee, vielleicht gleich in der gesamten Anlage Räume zu schaffen, die von mehreren Mietern zur Büroarbeit („Co-working-space“) genutzt werden können. Andere fragten nach Yoga-Angeboten – und sollen nun auch Passendes finden. Wieder andere nach einem Mitmachgarten, einem Grillplatz, Platz für Hunde, E-Mobilität, Fahrradverleih, Kita in der Nähe und Einkaufsservice.
Wer einfach „nur“ eine Wohnung sucht, die Tür hinter sich zuziehen und seine Ruhe haben will, dürfte in den Adam-Blöcken eher fehl am Platz sein. „Wir legen schon Wert auf Gemeinsamkeit“, gibt Armand Adam vor. Das Motto: „Bringe Dich in die Gesellschaft ein und sei Nachbar!“
Das alles sei kein billiges Marketing, um Aufmerksamkeit zu erhaschen, versichert Rahtgens. Der Muttergesellschaft gehe es tatsächlich um einen „gesellschaftlichen Mehrwert“ und nicht nur um Mieten und Makeln.
Ein Jahr wird es noch mindestens dauern
Weil es noch mindestens ein Jahr dauern wird, bis die Handwerker durch und die Wohnungen in den Militärblöcken bezugsreif sind, will Armand Adam die lange Vorlaufphase nutzen, mit ihren Interessenten an der Gemeinschaft zu feilen. Ähnliche Projekte habe die Muttergesellschaft, die Candycorn Capital, auch schon andernorts gestemmt. In dieser Konsequenz aber wolle man in Soest Neuland betreten.