Nach verheerendem Brand: Soester Familie kann am eigenen Weihnachtsbaum feiern

Es ist eine dieser Geschichten, wie pünktlich zu Weihnachten das Herz erwärmen. Pünktlich zum Fest kann eine Soester Familie zurück in ihre Wohnung. Im Sommer hatte es im Haus gebrannt.
Soest - Nach einem Brand im Keller ihres Hauses stand die Soester Familie Ceulemans vor dem Nichts. Ein Bericht im Soester Anzeiger über ihre scheinbar ausweglose Situation löste eine unfassbare Welle der Solidarität aus. Jetzt, nicht einmal ein halbes Jahr später, können Tim, Vanessa, Tyron, Amy-Lynn und Haylie Ann am eigenen Baum, im eigenen Zuhause Weihnachten feiern.
„Brand in Soest: Junge Familie steht vor dem Nichts – Hoffnung auf Spenden“, lautete der Titel des Anzeiger-Artikels vom 29. Juni 2022. Rund drei Wochen zuvor war im Keller des Hauses an der Straße „Auf der Borg“ durch einen technischen Defekt ein Feuer ausgebrochen. Die Flammen wüteten unerbittlich, der giftige Brandrauch zog in die Wohnung der Familie, in die sie nach zwei Jahren unermüdlicher Suche endlich eingezogen war.
Zu fünft auf zweimal zwölf Quadratmetern
Der Brandgutachter stellt später fest: Möbel, Elektrogeräte, Spielzeug – alles muss wegen der Rauchvergiftung entsorgt werden. Dann folgt der eigentliche Schock: Im Stress des Umzugs wurde vergessen, eine Hausratsversicherung abzuschließen. Obwohl ein technischer Defekt den Brand verursacht hat, sieht die Familie Ceulemans keinen einzigen Cent von der Versicherung. Die fünfköpfige Familie kommt bei Vanessa Ceulemans’ Eltern unter – zu Fünft in zwei zwölf Quadratmeter kleinen Zimmern.
Jetzt, kurz vor Weihnachten, sitzt Vanessa Ceulemans zusammen mit Töchterchen Haylie Ann im frisch renovierten Wohnzimmer ihrer Wohnung „Auf der Borg“. Ehemann Tim ist auf der Arbeit, Sohn Tyron in der Schule, Tochter Amy-Lynn besucht seit August den Kindergarten. Am 10. Dezember konnten sie wieder zurück in ihre Wohnung, am 11. zog Familienvater Tim sofort los, holte einen schönen Weihnachtsbaum und schmückte ihn mit den Kindern. Das Gift ist aus der Wohnung verschwunden, die neue Einrichtung ermöglicht ein (fast) normales Leben wie vor dem verhängnisvollen 9. Juni, an dem die Feuerwehr zwei Stunden lang gegen den Kellerbrand unter ihrer Wohnung kämpfte.

Eine Hausratversicherung hat die Familie inzwischen abgeschlossen. Auf die Küche wartet die Familie sehnsüchtig, Lieferprobleme. Manche Restarbeit in der Wohnung muss noch erledigt werden, der Keller wird kommendes Jahr instandgesetzt.
Familie will allen Spendern ihren großen Dank ausrichten
Die Familie Ceulemans will Danke sagen. Danke, an alle Menschen, die das Schicksal der jungen Familie nicht kalt ließ, die spendeten, Hilfe anboten, da waren. „Schon am Tag, nachdem der Artikel erschienen war, bekamen wir zwei Betten, sodass wir nicht mehr auf Luftmatratzen schlafen mussten“, erinnert sich Vanessa Ceulemans.
Hunderte Mails und eine Spende von 4,73 Euro
Sie erhielt hunderte Mails, die Aktion „Nachbar in Not“ kümmerte sich. Ihr fehlen noch immer die Worte für diese Hilfsbereitschaft. „Wildfremde Menschen haben sich für uns eingesetzt. Damit hätten wir nie gerechnet, das war unfassbar“, sagt sie. Eine Frau meldete sich bei ihr. Mehr als 4,73 Euro würde ihr Konto zwar nicht hergeben, doch die würde sie der Familie gerne zukommen lassen. „Wir hätten angesichts der schwierigen finanziellen Lage, in der viele heute stecken, nicht gedacht, dass die Hilfsbereitschaft so groß ist.“

Diese Erfahrung habe ihren Glauben an die Gesellschaft enorm gestärkt. Neben Geld- gab es viele Sachspenden, Spielzeug für die Kinder, Gutscheine. Eine Reinigungs-Firma aus dem Hochsauerlandkreis las den Artikel und bot an, sich die Wohnung „für eine zweite Meinung“ anzusehen, zu schauen, ob vielleicht doch noch etwas zu retten ist. Die Firma kam, kostenfrei, doch dem Brandrauch war tatsächlich alles zum Opfer gefallen. „Für die Kinder war das besonders schlimm. Unsere Dreijährige erzählte allen, dass all ihre Puppies und Barbies weg sind.“ Auch diese kamen zurück, als Spenden. Die beengte Situation, in der die Fünf ein halbes Jahr lang lebten, ging an die Substanz. „Die Kinder hatten keinen Rückzugsort mehr, der Große musste um halb acht zusammen mit den Schwestern ins Bett. Man hat an ihrem Verhalten gemerkt, dass sie dringend wieder nach Hause wollten“, erzählt Vanessa Ceulemans.
Pünktlich zu Weihnachten wurde dieser Wunsch erfüllt: „Wir feiern Weihnachten sehr traditionell, es ist uns sehr wichtig, dass wir das zuhause tun können.“ Diese Grenzerfahrung habe die Familie zusammengeschweißt. Vanessa Ceulemans ist sich sicher: „Wir haben dieses Kapitel geschafft. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen.“