1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Soest

Soest: Motorrad „bohrt“ sich in Auto - stundenlange Raserei spielt „keine Rolle“

Erstellt:

Von: Daniel Schröder

Kommentare

Mit hoher Geschwindigkeit kollidierte das Motorrad mit dem abbiegenden Seat. Die Maschine „bohrte“ sich förmlich in das Auto.
Mit hoher Geschwindigkeit kollidierte das Motorrad mit dem abbiegenden Seat. Die Maschine „bohrte“ sich förmlich in das Auto. © Daniel Schröder

Nach einem schweren Motorradunfall auf der Werler Landstraße liegt mittlerweile das Gutachten vor. Der Motorradfahrer war demnach „deutlich zu schnell“ unterwegs. Doch voraussichtlich trifft ihn nur einen Teil der Schuld.

Soest – Es ist fast ein halbes Jahr her, dass ein damals 24-jähriger Motorradfahrer aus Bad Sassendorf zusammen mit seinem 21-jährigen Sozius aus Welver auf der Werler Landstraße in Höhe „McDonald’s“ am 3. August frontal in einen abbiegenden Seat krachte. Die beiden Männer auf dem Motorrad wurden schwer verletzt, der 21-jährige Sozius schwebte in Lebensgefahr.

Der Seat-Fahrer, ein damals 35-jähriger Soester, blieb unverletzt. Mittlerweile liegt das Experten-Gutachten vor. „Die Aussagen des Gutachters werden nun juristisch geprüft“, erklärt Oberstaatsanwalt Thomas Poggel. Was Poggel bereits sagen kann: „Das Motorrad war deutlich zu schnell unterwegs.“

Schwerer Motorradunfall: Mutmaßlicher Geschwindigkeitsrausch spielt keine Rolle

Es gab mehrere Zeugen, die berichtet hatten, dass der Motorradfahrer ihnen bereits weit vor dem folgenschweren Zusammenstoß aufgefallen sei. So berichtete damals ein Anwohner, dass der Motorradfahrer „etwa zwei Stunden lang“ die Straße „auf und ab gerast“ sei. Der Anwohner sprach von einem „Motorradcrash mit langer Ansage“. Das offenbar vom Geschwindigkeitsrausch befeuerte Vorspiel des Unfalls spiele für die Schuldfrage jedoch „keine Rolle“, sagt Thomas Poggel.

Für diese Bewertung werde lediglich „der Zeitpunkt ab der kritischen Situation“ betrachtet. Sprich: Was hatte der Motorradfahrer auf dem Tacho, als es zum Zusammenstoß kam? „Dass der Motorradfahrer schon im Vorfeld zu schnell gewesen sein soll, kann allenfalls ein Indiz dafür sein, dass er immer zu schnell fährt. Eine Aussage, ob der Unfall vermeidbar gewesen wäre, lässt sich daran jedoch nicht ableiten.“

Nach der Analyse des Unfall-Gutachtens soll entschieden werden, wie es in dem Verfahren weitergeht.
Nach der Analyse des Unfall-Gutachtens soll entschieden werden, wie es in dem Verfahren weitergeht. © Daniel Schröder

Fakt ist, dass gegen beide Fahrer ermittelt wird. Denn: Mit Blick auf die reinen Fakten habe der Seat-Fahrer dem Motorrad die Vorfahrt genommen, als er stadteinwärts nach links auf den „McDonald’s“-Parkplatz abbiegen wollte. Die Geschwindigkeit des Motorrads könne sich für den Seat-Fahrer jedoch strafmildernd auswirken. Genauere Erkenntnisse soll das Gutachten offenlegen.

Schwerer Motorradunfall: „Es kann sein, dass die Verletzungen Strafe genug sind“

Nach der Analyse solle die Entscheidung fallen, gegen welche Unfall-Beteiligten möglicherweise Anklage erhoben wird. „Es gibt auch die Möglichkeit, das Verfahren gegen Auflage einzustellen, beispielsweise wegen geringer Schuld. Ein weiterer Aspekt sind dabei die eigenen Verletzungen eines Beteiligten. Es kann sein, dass diese Strafe genug sind“, sagt Poggel. Ob diese Möglichkeit auch für den Motorradfahrer, dessen Mitfahrer sogar in Lebensgefahr schwebte, genutzt wird, bleibt abzuwarten.

Auch interessant

Kommentare