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Modernste Technik fürs Denkmal: Freiligrath-Brunnen erhält neue Pumpenkammer

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Von: Kathrin Bastert

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20 Tonnen schweben heran: Am Dienstag wurde die neue Brunnenkammer für den Freiligrath-Brunnen eingebaut.
20 Tonnen schweben heran: Am Dienstag wurde die neue Brunnenkammer für den Freiligrath-Brunnen eingebaut. © dahm

Im Zuge der Sanierung der Marktstraße erhält der Freiligrath-Brunnen eine neue Pumpenkammer mit modernster Technik.

Soest – Denkmal trifft Technik: Am Dienstag (9. Mai) schwebte in der Marktstraße eine nagelneue Pumpenkammer für den Freiligrath-Brunnen heran: Das 20 Tonnen schwere Fertigteil, mit einer Höhe von 2,80 Metern, 2 Metern Länge und 2,40 Metern Breite, ersetzt die bisherige Kammer, die in den letzten Wochen abgebrochen und ausgebaut worden war.

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Bei dem neuen unterirdischen Teil des Brunnens handele es sich um eine begehbare Pumpenkammer mit einem Wasserreservoir- und einem Technikteil, beschreibt Torsten Tölle vom Planungsbüro B.S.L.. „Aus dem Reservoir läuft das Wasser in den Brunnen, wird aufgefangen und kommt über eine Rücklaufleitung wieder zurück in das Reservoir“, beschreibt er. Dort wird das Wasser aufgebereitet, unter anderem wird dafür in der Technikkammer ein Sandfilter und eine UV-Lampe verwendet. „Die Anforderungen an die Wasserqualität sind bei solchen Brunenkammern im öffentlichen Raum sehr hoch.“ Trinkwasserqualität werde zwar nicht erreicht, „das Wasser ist aber absolut unbedenklich“. Demgegenüber hätte die alte Brunnenkammer, die nur über eine Pumpe verfügte, eine Verkeimung kaum verhindern können. „Es ist nie etwas passiert“, sagt Tölle“ aber so etwas wird durch die neue Technik ausgeschlossen.

„Rauschen“, wie im Theodor-Heuss-Park oder in den Rosengärten, werde die Quelle aber nicht, erklärt Tölle. Vielmehr wird der Stein eher benetzt. Der Brunnen kann auf Winter- und Sommerbetrieb eingestellt werden. In der kommenden Woche werden die Anschlüsse für die Druckwasser- und die Rücklaufleitung gemacht, der Brunnen erhält darüber hinaus einen Stromanschluss, über den auch die Strahler gesteuert werden sollen, die rundherum aus dem Boden das Denkmal ins rechte Licht rücken.

Bei der Brunnenkammer handelt es sich um ein fertig vormontiertes Bauteil, das vor Ort nur noch angeschlossen werden muss. Sie besteht aus zwei Teilen, Wasserreservoir und Technikabteilung.
Bei der Brunnenkammer handelt es sich um ein fertig vormontiertes Bauteil, das vor Ort nur noch angeschlossen werden muss. Sie besteht aus zwei Teilen, Wasserreservoir und Technikabteilung. © Peter Dahm

Freiligrath und die Sozialdemokraten

Von der Einweihung des Freiligrath-Brunnens ist eine Anekdote übermittelt, die etwa so geht: Das Denkmal zu Ehren des Dichters (1810 - 1876), der seine Jugendzeit in Soest verbrachte, hatte die Soester Bürgerschaft 1910 gestiftet und die Einweihung desselben angemessen gefeiert – mit militärischem Schliff und allerhand Honoratioren, wie man das so tat zu Kaisers Zeiten. Den Sozialdemokraten wollte das nicht reichen; sie organisierten eine alternative Einweihungsfeier eingedenk des alten Revolutionärs. So kam es, dass ein Sonderzug im Ruhrgebiet die Genossen einsammelte und nach Soest brachte, wo sie abgeholt wurden und in einem Fackelzug zum Brunnen marschierten, vornweg ein Kranz. Der wurde vom Gendarm sogleich beschlagnahmt mit der Begründung, in rot und weiß prangten darauf hetzerische Worte. Als dann ein Sozi das Pult bestieg und zu einer Rede ansetzte, wurde der nach wenigen Sätzen verhaftet: „Volksverhetzung“ lautete der Vorwurf. Das anschließende Verhör sollte den Soestern im ganzen Ruhrgebiet Häme einbringen, hatte der Redner doch nichts anderes getan, als Freiligrath zu rezitieren...

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