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Mini-Jobs liegen auf der Straße - offensive Mitarbeiterwerbung

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Von: Bettina Boronowsky

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Überall in den Schaufenstern hängen Jobangebote.
jobs.jpg © Boronowsky, Bettina

Wer einen Mini-Job für zurzeit noch 450 Euro im Monat sucht, dem sei ein entspannter Bummel durch die Fußgängerzone vom Potsdamer Platz bis zum Bahnhof empfohlen. Anschließend kann er oder sie unter mindestens einem Dutzend Möglichkeiten wählen.

Soest – In fast jedem zweiten Geschäft hängt ein entsprechendes Angebot im Schaufenster oder an der Ladentür: „Wir suchen Verstärkung“, heißt es da. „Verkäufer (m/w/d) auf Teilzeitbasis“ und „Aushilfen“ können sich ihren Arbeitsplatz aussuchen und „Zuverlässige Mitarbeiter“ werden mit Kusshand genommen. Ob es darum geht, Ware auszuliefern, Reparaturarbeiten zu leisten oder Naturkosmetik zu verkaufen – wer einfache Tätigkeiten schnell lernt, kann sofort eingesetzt werden.

Auch ausgebildete Kräfte werden gern genommen, zudem stehen Schülern und Studenten etliche Ausbildungswege offen, wenn man den Lehrstellenangeboten an den Ladentüren glauben darf. Und das nicht nur an der „Rennstrecke“ in der Innenstadt, sondern zunehmend auch ringsum und in den Einkaufszentren am Stadtrand, etwa am Rigaring und an der Werler Straße.

Bei der Arbeitsagentur Meschede-Soest werden nicht sozialversicherungspflichtige Jobs wie die 450-Euro-Jobs eigentlich nicht registriert. Aber: „Das Phänomen selber ist nicht neu“, sagt Agentur-Sprecherin Carina Bauer. Es werde nur nach der Corona-Zeit deutlicher wahrgenommen, meint sie. Damals waren vor allem Mini-Jobber in der Gastronomie von Kündigungen betroffen gewesen. Die Betriebe mussten schließen und die Mini-Jobber saßen auf der Straße. Viele fanden neue bezahlte Tätigkeiten, aus denen sie jetzt nicht mehr zurückwollen.

Schon vor 2020 sei es in vielen Branchen schwierig gewesen, Arbeitskräfte zu finden, sagt Carina Bauer. Heute würden Arbeitgeber offensiver als früher um Mitarbeiter werben – und zwar auf allen Kanälen, nicht nur in den klassischen Medien wie Zeitungen, sondern verstärkt auf Instagram und Facebook und eben in Schaufenstern und auf der Straße, erläutert die Sprecherin. Daher werde die Suche auch stärker wahrgenommen.

Für Job-Sucher scheinen diese Angebote ideal zu sein. Die Sprache ist locker-flockig, potenzielle Mitarbeiter werden meistens gleich geduzt. Die Hemmschwelle ist niedrig. Schwierige Bewerbungshürden fallen in der Regel weg. Oft ist auf den Angeboten eine Telefonnummer angegeben, die sofort mit dem Handy kontaktiert werden kann.

Mit der angekündigten Erhöhung des Mindestlohns steigt zum 1. Oktober auch die Verdienstgrenze für geringfügig Beschäftigte auf dann 520 Euro. Minijobber dürfen dafür also bis zu 43 Stunden im Monat arbeiten, ohne sozialversicherungspflichtig zu werden.

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