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In Soest bislang einzigartig: Mehrweg-Haus steht in zwei Tagen

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Von: Daniel Schröder

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Mehrweghaus
Das Haus wurde in Frankfurt abgebaut, nach Soest gebracht und an der Werkstraße neu aufgebaut. © Acconci

An der Werkstraße ist in kürzester Zeit ein Haus in die Höhe geschossen, wie es in Soest bislang einzigartig ist. Einfach gesagt handelt es sich um ein Mehrweg-Haus, das schon einmal in Frankfurt stand. In nur zwei Tagen wurde es aufgebaut.

Soest - Was in Bäckereien der Mehrweg-Becher ist, ist an der Werkstraße am Bahnhof das Gebäude, das aus einzelnen Containern, dem sogenannten skandinavischen Baukasten-Modul, aus Holz besteht. Der Tiefbauingenieur Dirk Baumgarten und die beiden Architekten Melanie und Andreas Acconci hatten das städtische Grundstück vor etwa zweieinhalb Jahren erworben. Eigentlich sollte dort ein „ganz normales“ Gebäude entstehen.

Doch Corona brachte Lieferketten zum Erliegen und ließ Preise explodieren. Die Kostenkalkulation ergab durch die neuen Gegebenheiten eine Nettokaltmiete von 16 bis 18 Euro pro Quadratmeter – das ursprüngliche Konzept musste begraben werden und man beschäftigte sich mit alternativen Bauweisen und zirkulären, als wiederverwendbaren, Gebäudetypen. Die drei Ingenieure suchten ein gebrauchtes Gebäude, das sich zurückbauen und in Soest wieder aufbauen ließ. So wurden Kosten gespart und unnötige Abfälle vermieden.

Mehrweghaus Acconci
In kurzer Zeit wuchs das neue alte Gebäude in die Höhe. Ein zweites Obergeschoss soll noch folgen. © Peter Dahm

Zudem sollte das gesuchte Gebäude aus ökologischen und nachhaltigen Baustoffen bestehen und keine Schadstoffe emittieren. „Ich gebe zu, die Idee war schon etwas verwegen“, denkt Andreas Acconci zurück. Ein passendes Haus wurde letztlich in Frankfurt entdeckt. Es sollte am besten sofort weg. Und so wurde es transporterweise nach Soest gebracht. Das skandinavische Baukasten-Modell habe bereits eine hohe Wärmedämm-Qualität und aufgrund seiner Bauweise einen möglichst kleinen CO2-Fußabdruck. Eine PV-Anlage auf dem Dach erzeugt den nötigen Energiebedarf.

Nachdem die Bodenplatte mit entsprechenden Anschlüssen fertig war, dauerte es lediglich zwei Tage, ehe das Gebäude – vorerst – fertig dastand. Ein zweites Obergeschoss in normaler Holzbauweise soll noch folgen – die nötigen Container-Module für ein zusätzliches Geschoss waren aufgrund der Seltenheit dieser Bauweise nicht verfügbar.

Zum Aufbau sagte Melanie Acconci: „Das hatte schon was von Tetris. Auf einmal stand da ein Gebäude.“ Nachdem die Module zusammengesteckt wurde, gehe es nun an die Fugen. Auch die Bodenbeläge werden erneuert. „Außerdem wird natürlich noch gestrichen. Manche Wand wird verschwinden, manche Wand kommt noch rein. Es ist eben ein gebrauchtes Haus. Man kann sich das so ähnlich wie einen Rohbau vorstellen.

Mehrweg-Haus in Soest: Von außen später kein Unterschied

Der innere Feinschluss muss noch gemacht werden“, erklärt die Architektin. Auch an der Fassade soll sich noch etwas tun: Statt der bisherigen Trespa-Platten soll das Gebäude mit einer Rhombusschalung verkleidet werden. Spezielle Herausforderungen bei der Baugenehmigung gab es übrigens nicht: „Wir mussten auf die ganz normalen baurechtlichen Dinge achten“, sagt Acconci.

Besucher des Gebäudes werden später wohl gar nicht merken, dass es sich um eine durchaus besondere Bauweise handelt, ist sich Melanie Acconci sicher. Ende des alten, Anfang des neuen Jahres wollen die Ingenieure in das erste und zweite Obergeschoss des „Container-Hauses“ einziehen. Für das Erdgeschoss wird noch ein Mieter gesucht.

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