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Landesregierung legt Statistik vor: 467 Straftaten an Schulen im Kreis Soest

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Von: Achim Kienbaum

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Immer wieder Schläge und Tritte: Vier junge Werler müssen sich vor Gericht verantwortet - der jüngste ist erst 15 Jahre alt.
Nach Angaben der Landesregierung soll es im vergangenen Jahr zu 467 Straftaten an schulen im Soester Kreisgebiet gekommen sein. © Thomas Imo/photothek

In einer Antwort auf eine Anfrage im Landtag hat die Landesregierung jetzt erklärt, wie viele Straftaten die Polizei in NRW im Jahresverlauf 2022 an der „Tatörtlichkeit Schule“ gezählt hat. Für den Kreis Soest sollen es 467 gewesen sein.

Soest – Was auf den ersten Blick wie eine durchaus beeindruckend große Zahl von Polizeieinsätzen wirkt und vermuten lassen könnte, dass es an vielen Schulen große Probleme mit Kriminalität gibt, relativiert sich aber bei einem genaueren Hinsehen. „Es ist sicher nicht so, dass es im vergangenen Jahr eine außerordentlich starke Zunahme von Vorfällen an den Schulen gegeben hat“, erklärt Polizeisprecherin Jana Alteheld – und verweist darauf, dass „Einsätze“ ihrer Kollegen beileibe nicht immer bedeuten müssten, dass Schulen nun massenhaft zu einem Tatort für Verbrechen oder Vergehen geworden seien.

Auch „harmlose“ Einsätze wie die Schulwegsicherung oder sogar der Besuch der Puppenbühne in den Grundschulen werden nämlich als „Einsatz“ gezählt – und fließen offenbar in die Statistik ein.

Auch mehrere Soester Schulleiter widersprachen gegenüber unserer Zeitung dem Eindruck, dass Polizeibeamte an ihren Schulen mehr oder weniger im Dauereinsatz seien – im Gegenteil: „In meinen acht Jahren als Leiter der Sekundarschule kann ich mich nur an zwei Vorfälle erinnern, wo wir die Polizei wegen Straftaten rufen mussten“, erklärt Leiter Jörg Fitzian. In beiden Fällen seien Schüler mit Drogen auf dem Schulgelände erwischt worden. „Da haben wir null Toleranz“, erklärt Fitzian.

Wie ihm geht es auch seinem Kollegen Andreas Heihoff vom Convos: „Es gibt die üblichen Rangeleien unter Schülern“, räumt er ein, „aber das bleibt im Rahmen, da muss nun wirklich nicht die Polizei anrücken.“ Die aber kam tatsächlich, erinnert er sich an einen Einsatz im vergangenen Jahr, als aufmerksame Schüler Fahrraddiebe beobachteten, den Schulleiter informierten und die Soester Polizei so eine ganze Diebesbande zerschlagen konnte – auch das eine Straftat in der Statistik.

In der können übrigens auch Fälle auftauchen, wo die Schule Kenntnis über gravierende Probleme im familiären Umfeld von Schülern erhält und die Polizei einschalten muss oder wenn in Schulgebäude eingebrochen wird.

An einen einzigen Vorfall, in dem ein Kollege die Polizei alarmierte, kann sich Schulleiter Martin Fischer vom Aldegrever-Gymnasium erinnern. „Ein volltrunkener Mann hatte sich offenbar verlaufen und stand plötzlich in einem Klassenzimmer“, erinnert sich Fischer. Weil der Mann partout nicht wieder gehen wollte, führten ihn schließlich Beamte ab – für Fischer auch eine Folge davon, dass Schulen offene Häuser seien, in die „jeder hereinspazieren kann“.

Martin Fischer
Martin Fischer ist Leiter des Aldegrever-Gymnasiums in der Soester Innenstadt. © Privat
Jörg Fitzian Leiter Sekundarschule Soest
In seinen acht Jahren als Leiter der Soester Sekundarschule sind Jörg Fitzian nur zwei Straftaten an seiner Schule in Erinnerung geblieben. © Privat

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