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„Kulturexplosion“: Die Soester feiern ihre Kulturszene

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Von: Klaus Bunte

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Künstlerin Petra Jordan (rechts) im Gespräch mit Besucherin Joanna Kapinos.
Künstlerin Petra Jordan (rechts) im Gespräch mit Besucherin Joanna Kapinos – die Neusoesterin ist vor sechs Wochen von Hamburg nach Soest gezogen und ist begeistert vom hiesigen Kulturangebot. © Klaus Bunte

Ein Wochenende voller Kultur: Die Soester Szene hat mit einer wahren „Kulturexplosion“ gezeigt, was in ihr steckt. Einheimische wie Auswärtige waren von Fülle und Qualität der Soest-Art-Veranstaltungen begeistert.

Soest – Manchmal braucht es einfach den Blick von außen. „Ich bin begeistert, wie viele Kulturschaffende und Angebote es in Relation zur Einwohnerzahl gibt“, meint Joanna Kapinos. Sie ist erst vor sechs Wochen nach Soest gezogen – nicht etwa vom Land, sondern aus Hamburg. „Aber Soest ist einfach eine bezaubernd pittoreske Traumstadt“, schwärmt sie, und hat deshalb direkt eine Freundin aus der alten Heimat eingeladen, mit ihr am Soest-Art-Wochenende die hiesige Kulturszene zu erkunden. „Und es ist unglaublich, welch ein umfassendes Programm die Veranstalter hier auf die Beine gestellt haben, wie unfassbar viele da mit machen.“

Es bedarf eben nicht zwingend einem, wenn auch letztlich doch noch gelungenen Milliardengrab wie der Elbphilharmonie. Die Stadthalle und der Schlachthof bieten reichlich Programm, und bis zum Konzerthaus Dortmund ist es auch nicht viel weiter als vom einen Ende Hamburgs zum anderen. Joanna Kapinos hat es in diesem Moment in das Atelier Osthofe verschlagen, das etwas versteckt über einen Hof erreichbar ist. Und für manch einen Einheimischen dürfte der Besuch hier ebenfalls eine Premiere sein, denn „normalerweise haben wir nicht geöffnet“, meint Künstlerin Michaela Ruhfus, „außer im Rahmen eines Tags der offenen Tür zu Soest-Art, aber die letzten Male waren wir nicht dabei“ .

Beim Kulturpicknick in den Rosengärten strahlte am Sonntagvormittag nicht nur die Sonne.
Beim Kulturpicknick in den Rosengärten strahlte am Sonntagvormittag nicht nur die Sonne. © Klaus bunte

Das ist sicherlich das Besondere: Ein Wochenende lang besteht einmal die Möglichkeit dazu. Und zwar fast überall, wo Kunst entsteht oder gezeigt wird. Sicher, das Künstlerhaus Bem Adam ist sehr rege und sorgt immer wieder dafür, dass es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird – nicht anders an diesem Wochenende. Aber wer kennt schon die Ateliergemeinschaft in der Echtroper Graf-York-Kaserne? Oder hat je die vielen Einzelkämpfer, die in einem eigenen stillen Kämmerlein arbeiten, besucht? Klar, das Angebot ist etwas groß. Aber so ist das Konzept, und würden alle für sich agieren, fehlte das Öffentlichkeitswirksame des gemeinsamen Auftritts. Und auch, wenn alles als „Kulturexplosion“ an nur einem Wochenende stattfindet, so muss man sich wenigstens nur dieses eine vormerken.

„An allen Orten, an denen wir bislang waren, gab es ordentlich Besucher“, sagt Ricarda Frede vom Kulturbüro in einem ersten Fazit. Eine umfassendere Auswertung steht noch aus, dazu soll von allen Beteiligten Rückmeldungen eingeholt werden sollen. „Von einzelnen Akteuren wissen wir auch schon, dass sie Besucher von außerhalb hatten.“ Sind die Kulturschaffenden in der Regel begeistert vom Zulauf, so kam das Kulturpicknick am Sonntag in den Rosengärten nur schwer in die Gänge, sodass Bürgermeister Dr. Eckhard Ruthemeyer angesichts des schleppenden Zulaufs seine Grußworte erst eine Dreiviertelstunde nach dem eigentlichen Beginn hielt: „Soest ist eine Kulturstadt und lebt von denjenigen, die die Kultur anbieten. Man merkt an diesem Wochenende nach zwei Jahren Corona, wie wichtig es ist, dass wir wieder zusammenkommen.“

Für die Akteure hat sich das Kulturbüro übrigens ein ungewöhnliches Dankeschön überlegt: Eigene Briefmarken. Ein Angebot der Post nutzend, bei dem man sich gegen entsprechenden Aufpreis zum eigentlichen Wert der Marke diese mit eigenen Motiven veredeln lassen kann, „habe ich die Technik der Deutschen Post gecrasht“, amüsiert sich Ricarda Frede. Für jeden der Einzelakteure oder Institutionen ein eigener Bogen mit jenen Motiven, die diese für die Nutzung in der Programmbroschüre eingeschickt hatten, das sei zu viel gewesen für die Post, „und ich hatte ein Gespräch mit einem Mitarbeiter, der mich darum bat, nicht mehr als zehn Bögen auf einmal zu bestellen.“

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