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Kriminalität: Zahl der Delikte steigt

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Von: Ludger Tenberge

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Bestimmte Bereiche in der Stadt wie der Bahnhofsvorplatz lösen bei Passanten bisweilen ein Gefühl der Unsicherheit aus, das gilt insbesondere in den Abendstunden.
Bestimmte Bereiche in der Stadt wie der Bahnhofsvorplatz lösen bei Passanten bisweilen ein Gefühl der Unsicherheit aus, das gilt insbesondere in den Abendstunden. © Dahm

In Sachen Kriminalität macht Soest keine Ausnahme: Nach der Corona-Pandemie steigen die Zahlen in der Stadt ähnlich wie auf Landes- und Kreisebene teils deutlich wieder an. Das berichtete Erster Polizeihauptkommissar Holger Hinzmann, der Leiter der Polizeiwache Soest, jetzt im Haupt- und Finanzausschuss.

Soest – Einige Zahlen aus seiner Präsentation können das schlaglichtartig erhellen: Die Gesamtkriminalität – also Körperverletzungen, Diebstähle, Sachbeschädigungen, Raub auf Straßen, Wegen, Plätzen und Drogendelikte – stieg von 2021 zu 2022 um 1 241 auf 4 772 Fälle; das ist ein Anstieg um 35 Prozent. Besonders deutlich stiegen um 63 Prozent Diebstahlsdelikte und um 37 Prozent Körperverletzungen. Raub und Drogendelikte waren hingegen sogar rückläufig. Auffallend auch: Selbst im Vergleich zu 2019, dem letzten Jahr vor Corona, lagen die Zahlen in 2022 in etlichen Kategorien höher.

Allerdings müssen die Zahlen auch differenziert gesehen werden. So sprach Hinzmann von einer eher moderaten Steigerung bei den Wohnungseinbrüchen von 25 Fällen in 2021 auf 71 in 2022. Damit sei noch lange nicht das Niveau der Jahre 2010 bis 2015 erreicht, als jährlich mehr als 200 Wohnungseinbrüche registriert wurden.

Die Bewertung der Zahlen und möglicher Gegenmaßnahmen fiel in der Debatte unterschiedlich aus. Die Entwicklung sei schon sehr alarmierend, wenngleich auch zu erwarten, sagte Andre Hänsch (CDU). Die Entwicklung zeige außerdem, wie wichtig es sei, das Thema Sicherheit in der Kommunalpolitik zu thematisieren: Was tun, damit die Menschen sich in der Stadt sicher fühlen.

Jutta Maybaum (Grüne) stellte denn auch die Frage, welche Folgen es habe, wenn man in den Zentralen Flüchtlingsunterkünften (ZUE) bis zu 1 800 Menschen zusammenpferche. Zudem bezweifelte sie, dass die Sicherheitspartnerschaft eine direkte Auswirkung auf die Entwicklung der Zahlen hatte. Bürgermeister Eckhard Ruthemeyer hielt dem entgegen, dass die Stadt vieles unternommen habe, damit die Zahlen nicht noch größer ausfallen, und bewertete die Sicherheitspartnerschaft positiv. Bei der ZUE gab er zu bedenken, dass es bei der Belegung eine Entwicklung von ukrainischen zu anderen Flüchtlingen gebe.

Ergänzend betonte Hinzmann, dass einige wenige Bewohner aus den ZUE auffällig werden, die große Masse aber nicht. Als Mittel, das Sicherheitsgefühl der Menschen in der Stadt zu verbessern, führte Detlef Märte, Leiter der Abteilung Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, die Stadtwache an. In den Jahren um 2008 habe es in der Stadt richtig Remmidemmi gegeben.

Seit die Stadtwache 2010 mit derzeit sechs Mitarbeitern an den Start ging, habe sich die Lage verbessert. Von 7 bis 22 Uhr seien in mehreren Schichten regelmäßig Mitarbeiter der Stadtwache in der Stadt unterwegs, hinzu komme die City-Streife. Mittel seien Platzverweise, Bürgergespräche, mündliche Verwarnungen oder Identitätsfeststellungen. Wirksam sei es auch, die Leute aufräumen zu lassen, wenn sie einen Treffpunkt verwüstet haben. Viele seien inzwischen entsprechend erzogen.

Dem pflichtete Jutta Maybaum bei. Die Stadtwache sei immer wieder an verschiedenen Stellen anzutreffen: „Ich verspreche mir davon mehr als von der Sicherheitspartnerschaft.“ Lob äußerte auch Andre Hänsch und stattete den Mitarbeitern der Stadtwache seinen Dank ab.

Weitere Details zur Kriminalitätslage in Soest

Politisch motivierte Straftaten, also Delikte, die für den Staatsschutz relevant sind, gibt es in Soest nur in Einzelfällen, berichtete Holger Hinzmann auf Nachfrage von Roland Maibaum (SPD). Bei der von Christian Eckhoff (Grüne) angesprochenen Jugendkriminalität sind Hinzmann zufolge Delikte wie Ladendiebstahl sehr häufig, die Täter seien ab 14 und bis hin zu 35 Jahre alt. Ergänzend erklärte Jugendamtsleiter Meinhard Esser, dass es 2022 bei den Jugendstraftaten keine signifikanten Steigerungen gab. Allerdings hinke die Statistik, die auf den entsprechenden Gerichtsurteilen beruht, der tatsächlichen Lage hinterher. Dass in der Bevölkerung generell die Respektlosigkeit gegenüber Polizei und Einsatzkräften zugenommen hat, bestätigte Hinzmann auf Nachfrage von Andreas Kappelhoff (BG). 2022 habe es zirka 40 Prozent mehr an entsprechenden Vorkommnissen gegeben: „Das ist schon frappierend, da ist oft Alkohol im Spiel.“ Selbst wenn Fahrer von Elterntaxis vor Kindergärten oder Schulen angesprochen werden, gebe es oft keinerlei Einsicht, es gebe eine Tendenz, dass keine Regeln mehr akzeptiert werden, erklärte Hinzmann.

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