Soest – Vergangene Woche Mittwoch stürzte ein 31-jähriger Soester im Kreisverkehr am Bahnhof: Er war mit seinem Rad vom Aldegreverwall in den Kreisel eingefahren. Beim Abbiegen am Brüdertor touchierte er den Bordstein, kam ins Schleudern und stürzte. Dabei kollidierte er mit einem geparkten Fahrzeug. Der Mann kam leicht verletzt ins Krankenhaus.
Ein Leser aus Soest, der sich in unserer Redaktion meldete, betonte: „Und wieder einer mehr.“ Er kritisiert, dass die Maßnahmen, die seitens der Stadt ergriffen worden waren, damit der Kreisverkehr den Titel des „Unfallhäufungspunktes“ verliert, nicht ausreichen „Rechtsabbiegerunfälle zu verhindern war das einzige Ziel, welches wahrscheinlich auch erreicht worden ist. Die spätere Korrektur bezog sich lediglich auf Farbmarkierungen und Reflektoren. Inzwischen bröckelt die Argumentation der Stadt aber mit dem Kreisverkehr um die Wette: der Rückbau der inzwischen schadhaften, fahrspurparallelen Stolperfallen auf Fahrbahnniveau steht noch aus, die Reflektoren fehlen in der Mehrzahl und die Fahrradfahrer verunfallen weiter – nur eben anders. Alles, was der Polizei nicht als Verkehrsunfall (mit Personenschaden) gemeldet wird, wird nicht wahrgenommen.“
Stadtsprecher Thorsten Bottin schildert: „Der Kreisverkehr am Bahnhof war vor seinem Umbau als Unfallhäufungsstelle bekannt.“ Wegen mehrerer Unfälle zwischen Autos und Radfahrern hatte die Unfallkommission – bestehend aus Stadt, Kreis und Polizei – einen Umbau empfohlen. Der sollte die Geschwindigkeit der Fahrzeuge reduzieren und dazu führen, dass Radfahrer und Autos hintereinander durch den Kreisel fahren, damit die Autofahrer den Fahrradverkehr vor sich und somit im Blick haben. Radfahrer sollten so nicht mehr übersehen und abgedrängt werden.
Der Umbau sei durch einen externen Sicherheitsauditor konzipiert worden. „Die Neugestaltung hat den Kreisverkehr genau für die genannten Ziele verändert“, so die Stadt. Die Zufahrten und die Fahrbahn im Kreisel wurden schmaler gestaltet.
„Damit Busse den Kreisel trotzdem durchfahren können, sind Teile der äußeren Fahrbahnränder leicht angehoben und mit abgesenkten Bordsteinkanten von der normalen Fahrbahn getrennt. Diese Bereiche dürfen nur von Bussen überfahren werden. Sie sind als nicht überfahrbare Flächen markiert“, erklärt Bottin.
Der Umbau habe dazu geführt, „dass seitdem unserer Kenntnis nach keine Kollisionen zwischen Autos und Fahrrädern am Kreisverkehr vorgekommen sind. Insofern hat sich aus Sicht der Stadt Soest die Sicherheit erhöht.“
Auch der Soester Andre Burholt kontaktierte unsere Redaktion: „Wann sehen die Verantwortlichen der Stadt Soest endlich ein, dass der Bahnhofkreisel mit seiner Fahrradspur bzw. der Seitenstreifenerhöhung eine absolute Fehlkonstruktion ist?“, fragt er. Ihm seien „vier gut trainierte und geübte Radfahrer bekannt, die unzählige Kreisverkehre störungsfrei durchfahren haben und denen es am Soester Bahnhof nicht gelang“. Demnach seien „Stürze, Verletzungen und Sachschäden stets die Folge“ gewesen. Auch Burholt ist der Meinung, dass die bisherigen Maßnahmen zur Unfallverhinderung nicht ausreichen.
Die „’halbherzige bauliche Nachbesserung’ der Stadt mit der Anbringung der Reflektoren auf der unliebsamen Seitenstreifenerhöhung“ habe „nichts gebracht“. Sein Lösungsvorschlag: „Die Kanten müssen abgesenkt werden, dann ist das Problem gelöst.“
Im Januar 2020, nachdem die Kritik trotz zweimaliger Nachbesserung durch die Stadt nicht abgerissen war, sagte Stadtbaurat Matthias Abel: „Der Radverkehr im Kreisel entspricht den Richtlinien. Aber wenn die der Sicherheit nicht standhalten, müssen wir nachbessern.“ Da die Stadt nicht von allen Unfällen mitbekomme, sei sie darauf angewiesen, dass Unfall-Betroffene sich melden sollen, erklärte schon 2020 Dirk Mackenroth, als Abteilungsleiter zuständig für das städtische Straßennetz.
Die Stadt wisse von vier Unfällen von Radfahrern im Kreisverkehr in den vergangenen Monaten – „drei Betroffene haben sich bei uns gemeldet, ein Vorfall wurde durch die Polizei berichtet“, erklärte Stadtsprecher Bottin am Mittwoch. Zweimal seien die Radfahrer beim Abbiegen gegen den Bordstein geraten und gestürzt. Zweimal habe ein Auto sie abgedrängt, sodass es beim Ausweichen zu einem Kontakt mit dem Bordstein und zum Sturz kam.
„Jeder Unfall ist bedauerlich. Wir können aber durch Umbaumaßnahmen weder das rücksichtslose Verhalten von Pkw-Fahrern verhindern, noch eine Straße ohne Bordsteinkanten schaffen. Das Einebnen der angehobenen Bereiche würde die Fahrbahn wieder verbreitern und die früheren Gefährdungspotenziale zurückholen“, so Bottin.
Die Unfallkommission werde die Entwicklung nach dem Umbau erneut thematisieren. „Diese Analyse einer früheren, umgestalteten Unfallhäufungsstelle ist üblich.“ Helfen würden dabei auch Meldungen über Alleinunfälle oder andere Probleme.
Auch an anderer Stelle kamen Radfahrer zu Schaden: So sehr Pedelecs auch dem Fahrradfahren die Anstrengung nehmen, die Fahrräder mit Hilfsmotor sind immer häufiger in Unfälle verwickelt. Jetzt hat es wieder zwei Senioren aus Soest erwischt.