Anfang 2022 hatte die Stadt im Clarenbachpark und am Ottawaweg im großen Stil alle, auch alte, Nester und Fragmente entnehmen lassen. Das wird sich so nicht wiederholen, erklärt Stadtsprecher Thomas Gerwin auf Nachfrage. Denn die Bilanz der groß angelegten Aktion ist ernüchternd: Vor der Maßnahme waren im Clarenbachpark 384 Nester gezählt worden, 215 am Ottawaweg. Bei der jährlichen Zählung im April waren es im Clarenbachpark schon wieder 374, am Ottawaweg 187. „Die Saatkrähen haben innerhalb kurzer Zeit die Nester nahezu vollständig reproduziert.“ Es bleibt die Entfernung der Nistplätze dort, wo vor allem die hygienischen Beeinträchtigungen eine Rolle spielen. Die Ringstraße habe nach der Deckensanierung und dem Neubau einer Beleuchtungsanlage am Fuß- und Radweg „eine deutliche Attraktivitätssteigerung erfahren“, konstatiert die Stadt in ihrer Vorlage für den AUNK. Schon aufgrund der zunehmenden Nutzung der neuen Fuß-/Radstrecke sieht die Stadt die Notwendigkeit, hier tätig zu werden.
Vertreibungs- und Vergrämungsversuche hat es in der Vergangenheit in Soest viele gegeben, mit mäßigem Erfolg. Immerhin aber gibt es Hinweise darauf, dass die Population der schwarzen Vögel nicht noch weiter anwächst. Die jüngste Jahreszählung der Stadt brachte 1707 Brutpaare zusammen, 2021 waren es geringfügig mehr (1768). Seit 2016 (1234) ist die Population aber erheblich angewachsen. Rund zehn Prozent der gesamten nordrhein-westfälischen Krähenpopulation fühlt sich in Soest am wohlsten. Kreisweit zählte die Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz (ABU) zuletzt 2379 Brutpaare, das ist etwas weniger als noch 2021 (2567). „Es bestätigt sich der Eindruck, dass es keinen weiteren Zuwachs gibt“, sagt der ABU-Vorsitzende Joachim Drüke. Allerdings sei bei der Interpretation Vorsicht geboten: „Die Vogelbestände unterliegen Schwankungen, die nicht unbedingt bedeuten, dass ein Unterschied zum Vorjahr auch Ausdruck eines Rückgangs ist.“
Der Eindruck, dass sich der Bestand im Kreis nicht mehr wesentlich vergrößere, erfolge auf der Grundlage der Daten der letzten drei Jahre. Bei aller Zurückhaltun: Eine Stagnation könnte „Ausdruck der Kapazität des Lebensraumes“ sein, sagt Drüke. „die Populationen wachsen nicht unendlich in den Himmel“. Wohl sei es so, dass die Tiere in den Städten offenkundig die bessere Lebenssituation vorfänden. Er will nicht zynisch klingen in den Ohren derer, die Lärm und Dreck aushalten müssen, wenn er sagt: „Mit den Tieren zu leben lernen, duldsam zu sein, das ist sicher klug und ein wichtiger Appell. Aber auch wir wissen: Wenn eine Kolonie in die Stadt umzieht, dann ist das eine Belästigung.“