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Kosten-Boom führt bei Soester Bäckereien zu Umstellungen

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Von: Vanessa Moesch

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Während woanders die Brötchentüten nun Geld kosten, bleibt in Soest (fast) alles, wie es ist.
Während woanders die Brötchentüten nun Geld kosten, bleibt in Soest (fast) alles, wie es ist. © Peter Dahm

Die Preise für Mehl und Energie steigen weiter. Betroffen sind auch die Bäcker, die für ihre Kunden Veränderungen in den Regalen vornehmen.


Soest – Wasser, Zucker, Salz, Hefe, Öl und Mehl, das gehört bei Bäckern täglich zur Arbeit. Spätestens bei Öl und Mehl aber wird es eng, denn während die Verbraucher in Supermärkten meist erfolglos auf der Suche nach diesen Produkten sind, haben Bäcker mit hohen Preisen zu kämpfen.

„Fette, Zucker, Mehl, all das wird auf dem Markt gerade hoch gehandelt. Die Lage ist angespannt und die Beschaffung relativ schwierig“, sagt Bäckermeisterin Karin Steinhoff. Sie hat die Preise bei ihren Brötchen bereits um zwei Cent erhöht. Die Kunden verstehen die momentane Situation und sind bereit, etwas mehr zu zahlen.

„Ernteausfall kommt erst noch“

Dabei stellt sich Steinhoff eher die Frage, warum gerade jetzt die Preise für Mehl auf dem Markt explodieren, denn „der Ernteausfall in der Ukraine wird erst noch kommen.“

In ihrer Bäckerei wird vorzugsweise mit Bördemehl gebacken, aber weil die Preise am Markt weiter steigen, wirkt sich das auch auf andere Mehlsorten aus. „Wir hoffen einfach, dass wir den Peak langsam erreicht haben“, sagt sie.

Dinkelbackwaren sind Trendgebäck

„Es wird nichts knapp, es ist eine reine Preisgeschichte“, betont Detlef Kunkel, Obermeister der Bäcker- und Konditoreninnung Soest-Lippstadt. Als Beispiel nennt er nicht nur Weizenmehl, sondern auch Dinkelmehl. Es sei vorhanden, aber teuer geworden.

Noch dazu seien Teig- und Backwaren mit Dinkelmehl in den vergangenen Jahren zum Trendgebäck geworden, weil sich „die Leute bewusster ernähren und diejenigen mit einer Weizenallergie Dinkel gut vertragen“.

Hatte Kunkel vorher überhaupt keine Backwaren mit Dinkel in seiner Auslage, verkauft er heute Brötchen und Brote, die mit diesem Mehl gebacken wurden. Dinkel sei heutzutage nicht mehr wegzudenken. Da die Preise aber weiterhin steigen, hat er, wie viele andere Bäckereien auch, nach einer Lösung gesucht.

Sortiment verkleinert

„Wir haben unter anderem unser Sortiment etwas verkleinert, bieten nicht mehr so viele Sorten oder nur noch bestimmte Sorten an verschiedenen Tagen an“, erläutert Kunkel.

Das habe gleich zwei Vorteile: Es werde nicht mehr so viel weggeworfen und (Energie-) Kosten würden eingespart. „Die Kunden sollen sich noch was leisten können und sie akzeptieren diesen Schritt voll und ganz.“

Überreizung der Kunden wird verhindert

Das Eindampfen der Produktpalette sorge zudem auch dafür, dass eine Überreizung verhindert wird, denn weniger Auswahl mache es für die Kunden leichter, sich zu entscheiden.

Nicht verstehen kann Kunkel jedoch, warum die Leute die Supermarktregale leerkaufen und Mehl oder Öl hamstern. „Das ist mir vollkommen unverständlich. Wir haben genug zu Essen. Es wird nur teurer.“

Lokal und Regional zahlt sich aus

Auch bei der Brotmanufaktur „Herr von Myra“ wurden die Preise erhöht – allerdings bereits im Oktober. „Seitdem sind unsere Preise konstant“, sagt Bäckermeister Simon Hoberg.

Natürlich stiegen wegen des Ukrainekriegs die Kosten für die Erzeuger und auch die Einkaufspreise, doch durch lokale, regionale und persönliche Kontakte könnten die aktuellen Preise für Brot und Brötchen gehalten werden.

Das Getreide wächst nur 30 Kilometer entfernt

„Man kennt sich und man wird sich einig“, sagt Hoberg und betont, dass seine zum Teil sehr alten Mehlsorten, die er in seinen Produkten verarbeitet, nicht aus der Ukraine kommen, sondern knapp 30 bis 40 Kilometer vom Standort entfernt auf den Feldern wachsen.

Seine Nachhaltigkeit zahlt sich aus, denn auch durch die Verwendung von 100 Prozent Ökostrom, Verpackungen aus Stroh und kaum Überproduktion durch das integrierte Restaurant, würden viel CO2 und Energie gespart. Und damit auch Kosten. „Effizienter kann man nicht arbeiten“, sagt Hoberg.

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