„Ich war mit meiner Tochter auf dem Weg von der Rosenstraße zum Petrikirchplatz“, erinnert sich Helga Müller, als das Vorderrad ihres Rollators in einer großen Rille des Kopfsteinpflasters stecken blieb. Die Rentnerin stürzte über den Lenker ihres Gefährts und verletzte sich. Es war nicht das erste Mal, dass Helga Müller mit ihrem Rollator in der Innenstadt Probleme hatte, sich fortzubewegen, „aber sonst konnte ich mich immer fangen.“ Neben den eigenen Verletzungen, war auch ihr Rollator beschädigt, den nutzt sie seit knapp einem Jahr, um sich fortzubewegen.
Normalerweise geht sie gemeinsam mit ihrem Mann Erich rund um den Wall spazieren, aber: „Wir möchten auch mal in die Stadt.“ Und das sei schwierig. Die vielen Furchen rund um Marktplatz, Petristraße und Marktstraße machen den Weg zu einem Hindernis-Parkour. „Wir kennen uns mittlerweile aus, wissen normalerweise, wo wir lang gehen können“, sagt die 82-Jährige. Doch hoffe sie, dass die Stadt etwas für Rollator- und Rollstuhlfahrer unternimmt. An derselben Stelle an der sie gestürzt ist, sei auch schon ihre Nachbarin gefallen – und noch einige Fälle mehr gebe es in ihrer Bekanntschaft. Dabei macht sich Helga Müller nicht nur Sorgen um das eigene Wohlergehen, vielmehr um ihren Mann Erich. Der 85-Jährige muss nach einem Lendenwirbelbruch besonders vorsichtig sein, sonst entstehen schnell Nachbrüche. Aber nur zu Hause sitzen könne man nun mal nicht, denn Erich Müller benötigt für die Regeneration regelmäßig Bewegung.
Die Stadt Soest hat bereits vor einigen Jahren damit begonnen, dass alte, sehr unebene Kopfsteinpflaster auszutauschen. Und die Arbeiten sollen weiter gehen. Die Neugestaltung der Marktstraße sei für 2023 geplant, ein Jahr später ist der Marktplatz an der Reihe, sagt Stadtsprecher Thorsten Bottin. Wie genau das Pflaster am Ende aussieht, werde noch vom Stadtentwicklungsausschuss (StEA) entschieden. Ein erster Vorschlag orientiert sich an den Oberflächenleitlinien der Stadt, die sehen für das Pflaster im Stadtkern zwei wichtige Aspekte vor: Barrierefreiheit und Befahrbarkeit. Eine Neugestaltung von Petristraße und Puppenstraße sowie Petrikirchplatz ist derzeit aber nicht geplant, so Bottin.
Die Baumwurzel, die sich auf dem Petrikirchplatz durch das Pflaster drückt, ist der Stadt bekannt. Es werde geprüft, wie man vorgehen kann, ohne den Baum zu schädigen.
Zuletzt hatte die Stadt die Oberflächen im Bereich Steingraben, Roßkampfgasse und Uelikgasse saniert – und unter anderem fahrradfreundlicher gemacht.
Es brauche überall nur „einen kleinen Weg den wir gehen können“, sagt Helga Müller – ähnlich wie ein Radweg für Radfahrer, einen ebenen Weg für Rollatoren und Rollstühle. „Es muss nicht unbedingt die ganze Straße neu gemacht werden“, sagt sie.
Info
Anliegen und Mängel können der Verwaltung unter www.mitdenken-soest.de gemeldet werden.