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Kirmes: Parkplatzsuche wird mit schwer kranker Frau zur Herausforderung

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Von: Sarah Hanke

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Auf einem der beiden Parkplätze hatte der Bad Sassendorfer geparkt, um seine Frau zum Arzt zu begleiten. Dafür gab es ein Knöllchen über 55 Euro.
Auf einem der beiden Parkplätze hatte der Bad Sassendorfer geparkt, um seine Frau zum Arzt zu begleiten. Dafür gab es ein Knöllchen über 55 Euro. © Peter Dahm

Der Mangel an Parkplätzen kam einem Bad Sassendorfer und seiner krebskranken Frau teuer zu stehen.

Soest – Die Suche nach einem freien Parkplatz gestaltet sich in der Innenstadt ohnehin schwierig. Wenn dann noch eine Großveranstaltung wie die Allerheiligenkirmes hinzukommt, spitzt sich das Problem zu. Der Mangel an Alternativen verleitet dann dazu, sich auf die Flächen zu stellen, die eigentlich eindeutig gekennzeichnet sind. So erging es einem Bad Sassendorfer (seinen Namen und den Namen seiner Frau möchte er nicht nennen). Als der Aufbau der Altstadtkirmes bereits im vollen Gange war, machte er sich mit seiner Frau auf den Weg in die Soester Innenstadt. „Meine Frau ist krebskrank – nicht heilbar“, erzählt der fast 70-Jährige. „Sie muss deshalb sehr oft ins Krankenhaus zur Strahlentherapie und zum Arzt. Der Krebs macht leider keine Pause, auch nicht zur Kirmes.“

Parkplatzsuche während der Allerheiligenkirmes: Teurer Arztbesuch

Am 24. Oktober stand ein Arztbesuch in der Rathausstraße an. „Meine Frau ist aufgrund ihrer Erkrankung leider nicht mehr gut zu Fuß“, sagt der Bad Sassendorfer. Da die Schausteller an diesem Tag ihre Geschäfte bereits aufbauten und deshalb kein Parkplatz zu finden war, habe er keine Alternative gesehen, als auf einem ausgewiesenen Behindertenparkplatz am Großen Teich zu halten. Als er mit seiner Frau vom Termin beim Arzt zurückkehrte, steckte ein Knöllchen in Höhe von 55 Euro an seinem Scheibenwischer. Daraufhin habe er sich an das Ordnungsamt der Stadt Soest gewandt und Widerspruch eingelegt – ohne Erfolg.

Parkplatzsuche während der Allerheiligenkirmes: Das sagt das Ordnungsamt

„Der Herr hat sich auf den erstbesten Parkplatz am Großen Teich gestellt, obwohl er keine Berechtigung dafür hat und eine Parkscheibe ausgelegt“, sagt Ordnungsamts-Leiter Detlef Märte auf Anfrage unserer Redaktion. Seine Kollegen könnten die Situation vor Ort nur objektiv betrachten und dementsprechend handeln. „Wir haben den Auftrag, Recht und Ordnung durchzusetzen – nicht aber ohne Fingerspitzengefühl“, erklärt Märte. Er bedaure die schwere Erkrankung der Gattin des Bad Sassendorfers sehr, betonte aber auch: „Er fährt das Auto und gibt den Takt vor.“

Es sollte nicht der einzige Vorfall während der Kirmes und damit auch nicht der einzige Kontakt des Mannes mit dem Ordnungsamt bleiben. Die nächste Begegnung hatte der Bad Sassendorfer auf der Osthofenstraße sowie am Osthofentor. Als er in Höhe von „Radiox“ nach links abbiegen wollte, um am Marienkrankenhaus zu parken, habe ihm ein dort positionierter Ordner die Durchfahrt verwehrt, berichtet er. Daraufhin habe er darum gebeten, für 15 Minuten auf dem Parkplatz gegenüber der Polizei parken zu dürfen. Das erlaubte der Ordner jedoch nicht. Es sei nie beabsichtigt gewesen, während der Kirmes den Weg zum Krankenhaus zu verweigern. Alle, die zum Krankenhaus wollten, sollten auch durchgelassen werden, heißt es dazu vom Ordnungsamt. Dies sei mit den diensthabenden Kollegen so besprochen worden. Für einige aber sei es der erste Einsatz in Soest gewesen. „Die Kirmeszeit ist für uns alle schwierig, für die Kollegen, für mich und auch für den Herrn aus Bad Sassendorf“, sagt Detlef Märte.

Parkplatzsuche während der Allerheiligenkirmes: Beschwerde wegen Mitarbeitern

Beschwert hatte sich der Mann auch und vor allem über den vermeintlichen Tonfall der Ordnungsamt-Mitarbeiter, mit denen er Kontakt hatte. Seinem Ärger machte er in einem E-Mail-Wechsel Luft. „Was Ihre Frau hat, ist mir egal...“, sollen gleich mehrere Mitarbeiter zu ihm gesagt haben. Eine Ordnungsamt-Mitarbeiterin, die der Bad Sassendorfer nach dem Erhalt des Knöllchens telefonisch kontaktiert hatte, wies diese Aussage allerdings ausdrücklich zurück. Eine solche Äußerung sei auch von den anderen Ordnern nie gekommen, ergänzt Märte. Weder in seiner Abteilung gebe es Mitarbeiter, die in einer solchen Art und Weise mit den Bürgern sprechen würden, noch gehöre solch ein Umgangston zu den Gepflogenheiten einer Stadtverwaltung allgemein. „So redet man nicht mit Bürgern und auch im Alltag nicht mit Menschen.“ Ein Taxi, das die Eheleute aus Bad Sassendorf direkt vor die Tür der Praxis an der Rathausstraße gebracht hätte, wäre vielleicht die bessere, wenn auch teurere Alternative zum Auto gewesen.

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