Kevin Yanik blockiert A44-Rettungsgasse für Musik-Clip - Empörung war geplant

Kevin Yanik aus Soest hat ein Musikvideo gedreht, das vielen so gar nicht passt. Er verteidigt seine Aktion und räumt ein, dass die Empörung durchaus gewollt war – alles für die Klickzahlen.
Soest – Hand in Hand mit seiner (mittlerweile Ex-)Partnerin Katharina Wagener läuft er in dem Musikclip durch eine Rettungsgasse auf der A44. Eigentlich sei ein professioneller Videodreh mit Luxussportwagen in Dortmund geplant gewesen. Wegen Brückenarbeiten war die A44 Richtung Dortmund jedoch gesperrt gewesen – und genau in diesen Stau gerieten Kevin Yanik, Katharina Wagener und der Kameramann hinein.
Da der Termin wegen der Sperrung platzte, wurde das Video einfach in der vorbildlich gebildeten Rettungsgasse gedreht. „Spontan“, wie Yanik auf Instagram seinen knapp 72.000 Fans erklärt. Doch so spontan war der Dreh dann wohl doch nicht. Vielmehr sei der Verstoß gegen die Verkehrsregeln bewusst in Kauf genommen worden, um empörte Kommentare auf Social Media zu provozieren.
Video-Dreh in Rettungsgasse: Der erste Negativ-Kommentar kam vom eigenen Kameramann
Die Rechnung ist einfach: Je mehr Kommentare sich unter einem Video tummeln, desto größer die Reichweite. Das Kalkül sei zudem noch viel größer gewesen, erklärt Yanik im Gespräch mit unserer Redaktion: Der erste Kommentar, in dem sich über den „Missbrauch der Rettungsgasse“ empört wurde, kam vom Kameramann selbst. Weitere Kommentare, in denen betont wurde, dass Yanik als ausgebildeter Rettungssanitäter doch eigentlich ganz genau wissen sollte, wofür eine Rettungsgasse dient, wie wichtig sie ist und wie man sich in ihr verhalten sollte, ließen nicht lange auf sich warten.

Der Reichweiten-Plan ging auf. Der Clip wurde allein auf Instagram mehr als 230.000 Mal gesehen. „Für das Video hat es sich gelohnt, wir haben es darauf angelegt, dass es polarisiert“, sagt Yanik. Er verteidigt sich und sagt, dass viele andere Autofahrer ebenfalls auf der Fahrbahn herumgelaufen seien, manche sogar Fotos mit dem Influencer-Paar machen wollten.
Kevin Yanik dreht Video in Rettungsgasse - Polizei prüft Einleitung eines Verfahrens
Die für die A44 bei Soest zuständige Autobahnpolizei Dortmund findet die Aktion alles andere als okay: „Aktuell prüft das zuständige Verkehrskommissariat das Video und leitet ggf. ein entsprechendes Ordnungswidrigkeitsverfahren ein“, erklärt Polizeisprecherin Annika Roß. Wer als Fußgänger die Autobahn betritt bzw. überschreitet, begeht eine Ordnungswidrigkeit, außer wenn es zur Absicherung einer Unfallstelle oder zum Erste-Hilfe-Leisten ist.
Ein Verstoß wird mit einem Verwarnungsgeld in Höhe von 10 Euro geahndet. Dass es sich beim Grund des Staus um eine Sperrung wegen Brückenarbeiten und nicht wegen eines Unfalls handelte, sei irrelevant, so die Polizei. Wer im Stau steht, müsse „jederzeit damit rechnen, dass Rettungsfahrzeuge der Feuerwehr oder der Polizei, aber auch Krankenwagen und Bergungsdienste die Rettungsgasse mit hoher Geschwindigkeit befahren. Das Betreten der Fahrbahn und insbesondere der Rettungsgasse ist lebensgefährlich!“, so Roß.
Richtiges Verhalten in der Rettungsgasse
Bei stockendem Verkehr und Stau auf Bundesautobahnen und Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften, mit mindestens zwei Fahrstreifen für eine Fahrtrichtung, muss in der Mitte der Richtungsfahrbahn eine Durchfahrt für die Polizei, Feuerwehr und Hilfsfahrzeuge durch Bildung einer freien Gasse ermöglicht werden.
Fahrzeuge, die sich auf dem linken Fahrstreifen befinden, fahren ganz nach links und Fahrzeuge auf allen anderen Fahrstreifen möglichst weit nach rechts. Bleiben Sie im Fahrzeug sitzen, bis die Fahrbahn wieder für den Fahrzeugverkehr freigegeben wird. Halten Sie sich zu Ihrer eigenen Sicherheit als Fußgänger nicht auf dem Seitenstreifen, der Fahrbahn und auf keinen Fall im Bereich der Rettungsgasse auf.
Auf die Frage, ob sein unvorbildliches Verhalten für Nachahmer unter seinen vielen Fans sorgen könnte, sagt der Soester: „Es tut mir leid, wenn mein Verhalten bei den Leuten falsch angekommen ist. Mit allem, was ich tue, denke ich mir nicht, dass ich jemanden dazu anstiften möchte, es mir nachzumachen. Es gibt im Internet viel schlimmere Videos, die für psychische Schäden vor allem bei Kindern und Jugendlichen sorgen können.“
Kevin Yanik: Auf Kirmes mit Flasche beworfen worden, Bedrohung vor der eigenen Haustür
Er hofft, dass er die mögliche Wut mancher Leute nicht wieder am eigenen Leibe zu spüren bekommt: Auf der Allerheiligenkirmes vor einem Jahr sei er mit einer Flasche beworfen worden, nachdem der Influencer nach Spenden für seinen Hund gebeten hatte. Auch vor der eigenen Haustür seien er und seine Ex-Partnerin bereits bedroht worden. „Das war der negative Höhepunkt meiner Karriere“, sagt Yanik rückblickend. „Eigentlich bin ich doch der junge Rettungssanitäter, der liebe Kevin von nebenan.“