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Mann aus Soest soll 12-Jährigen mehrfach sexuell missbraucht haben

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Von: Achim Kienbaum

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Statue Justizia
Ein junger Mann aus Soest muss sich jetzt wegen des mehrfachen Missbrauchs eines 12-jährigen Jungen vor der Großen Strafkammer des Arnsberger Landgerichts verantworten. © David-Wolfgang Ebener

Ein junger Angeklagter und ein noch viel jüngeres Opfer, das sind die wesentlichen Beteiligten eines Prozesses, der jetzt vor der Großen Strafkammer des Arnsberger Landgerichts begann. Es geht vor allem um mehrfachen sexuellen Missbrauch, Tatort soll vor einigen Monaten eine Wohnung in Soest gewesen sein. Nach der Vernehmung der ersten beiden Zeugen zeichnet sich eine Verkürzung des Verfahrens ab.

Soest – Die Anklage listet penibel auf, was sich an strafrechtlich relevanten Taten zwischen einem 20-jährigen Soester und einem 12 Jahre alten Jungen aus dem Münsterland im März und April dieses Jahres ereignet haben soll. Danach lernten sich Täter und Opfer auf dem Münsteraner Bahnhof kennen. Beide verbindet die Leidenschaft für das Beobachten, Fotografieren und Filmen von Zügen – das sogenannte Trainspotting. Aus einem ersten Gespräch auf dem Bahnsteig wurde schnell mehr: Beide reisten mit der Bahn durch NRW und frönten dabei ihrem Hobby.

Vater ging zur Polizei

Das von der Polizei sichergestellte Handy des Jungen liefert Erkenntnisse darüber, wie der Soester zunächst über den Austausch von WhatsApp-Nachrichten und dann auch über Anrufe sehr schnell aufs Thema Sex kam. Er überredete das Kind dazu, Bilder seines Penis aufzunehmen und ihm zu schicken, der Angeklagte „revanchierte“ sich bald auch mit eigenen Aufnahmen.

Zweimal besuchte der 12-Jährige den Angeklagten im März und April auch in dessen Soester Wohnung, beide Male, so die Aussage des Jungen, kam es dabei zu sexuellen Handlungen. Zur Anzeige kam es schließlich, weil der Vater des Jungen den Chat entdeckte und zur Polizei ging.

Vor Gericht zeichnete sowohl der junge Mann selber, als auch der Leiter der Soester Jugendhilfe, der ihn rund zwei Jahre lang in einer betreuten Wohngruppe für Jugendliche und junge Erwachsene kennenlernte, das Bild eines sozial weitgehend isolierte Menschen.

Einschlägig vorbestraft

Aufgewachsen war er bei Pflegeeltern, schon früh kam es aber zu Verhaltensauffälligkeiten, weil sich das Kind auffallend aggressiv benahm. Wegen einer Sehbehinderung landete er schließlich auf einer Förderschule in Osnabrück, wo er seinen Hauptschulabschluss machte. Für eine Ausbildung kam er schließlich nach Soest.

Versuch einer Verständigung

Zum Abschluss des ersten Verhandlungstages erörterten Kammer, Verteidigung und Anklage Möglichkeiten, zu einer Verständigung über den weiteren Verfahrensablauf zu kommen – unter anderem auch um dem 12-jährigen Opfer eine Aussage vor Gericht zu ersparen. Zu einer abschließenden Einigung, die auch einen möglichen Strafrahmen beinhalten könnte, kamen die drei Parteien aber noch nicht. Nach Angaben eines Gerichtssprechers soll ein weiteres Gespräch am nächsten Verhandlungstag geführt werden.

Überfordert mit einem eigenständigen Leben und zwischenzeitlich wohnungslos, wurde der Angeklagte bei einem stationären Aufenthalt in einer Klinik in Warstein Anfang 2021 als möglicherweise schizophren diagnostiziert. Einschlägig vorbestraft ist der 20-Jährige wegen des Besitzes von kinderpornographischen Bildern.

Das Verfahren wird fortgesetzt am Freitag, 14. Oktober, ab 13 Uhr – dann soll unter anderem das junge Opfer aussagen.

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