Der Grund: Er sei vor knapp zwei Jahren mit sehr hohen Erwartungen und viel Enthusiasmus in die Arbeit gestartet. Nun aber müsse er feststellen, dass er durch persönliche Begegnungen und im direkten Kontakt – wie in Vereinen – effektiver und schneller helfen kann als im eng definierten Rahmen des Gremiums.
Er sei angetreten, um gemeinsam mit anderen, die mit ihrem Mandat Verantwortung übernehmen, etwas zu bewegen, nun aber merke er deutlich: „Wir treten auf der Stelle und kommen nicht weiter.“
Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Nach mehr als dreistündigen Beratungen – schwerpunktmäßig über Pläne und Projekte des Gremiums – erklärte Rehmani, er wolle doch noch einmal darüber nachdenken, ob er weitermacht oder nicht. Er will zunächst noch ein Seminar im Stadtteilhaus abwarten, wo die Teilnehmer unter anderem erfahren, wie sie Ideen und Ziele verwirklichen und sich in der politischen Auseinandersetzung behaupten können.
In einem engagierten Statement hatte ihn Karin Liedmann (Grüne) zuvor darum gebeten, eine endgültige Entscheidung aufzuschieben. Rehmani sicherte zu, noch einmal in sich zu gehen. Er werde Pro und Contra abwägen, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung.
Warum er seinen Posten zur Verfügung stellen möchte? „Eins kommt zum anderen“, lautet die Antwort. Rehmani, der sich sich ehrenamtlich intensiv für Flüchtlinge einsetzt, berichtet unter anderem von Gesprächen in der ZUE mit Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, weil sie um ihr Leben fürchten mussten. Sie hätten Fragen gestellt, auf die er keine Antwort geben konnte. Verärgert ist er über die Räumung der Landeseinrichtung für Asylsuchende in der ehemaligen Kanaal van Wessem Kaserne Anfang März, um Platz zu schaffen für eine zentrale Unterbringung der ankommenden Ukrainer. Die Art und Weise sei nicht akzeptabel, Bewohner, die in ihrer Vergangenheit Schlimmes erlitten haben, seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden, sie hätten in kürzester Zeit ihre Sachen packen und ihre Zimmer verlassen müssen, um auf andere Häuser verteilt zu werden. Eine bittere Erfahrung für sie, insbesondere, wenn sie schon lange auf eine Bleibeperspektive hoffen.
Der Vorsitzende: „Es geht um Menschen, die in ihrer Heimat Krieg erlebt haben. Wer ihnen ins Gesicht sieht, weiß, wie es ihnen geht und was sie mitgemacht haben.“ Als Integrationrats-Vorsitzender habe er an den Regierungspräsidenten geschrieben und die Kritik am Vorgehen eindeutig formuliert. Bisher habe er keine Reaktion erhalten. Für ihn steht fest: Die Solidarität der Bevölkerung müsse allen Gruppen gelten, die vor Krieg und Gewalt fliehen, egal welcher Herkunft und Hautfarbe. „Wir wollen doch in Frieden zusammenleben.“
Der Integrationsrat hat beratende Funktion, soll Menschen mit Migrationsgeschichte eine Stimme geben, hat aber grundsätzlich keine Entscheidungskompetenz. Das geringe Mitspracherecht hatte schon Brigitte Sehmi, Vorgängerin Rehmanis, als einen wesentlichen Grund genannt, bei den Wahlen vor zwei Jahren nicht mehr zu kandidieren. Auch sie hatte damals betont, als im Soester Süden bekannte Ansprechpartnerin könne sie besser agieren.