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Wissenschaftler aus Afghanistan zu Gast an der FH

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Von: Ludger Tenberge

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Ingrid Thaler, Leiterin des International Office, Sayed Farhad Shahidzada, Rektor Claus Schuster und Peter Weber trafen sich auf dem Campus, um sich über die Arbeit in Soest und im Heimatland des Gastwissenschaftlers auszutauschen.
Ingrid Thaler, Leiterin des International Office, Sayed Farhad Shahidzada, Rektor Claus Schuster und Peter Weber trafen sich auf dem Campus, um sich über die Arbeit in Soest und im Heimatland des Gastwissenschaftlers auszutauschen. © Pösentrup/FH Soest

Sayed Farhad Shahidzada kann dank des Humboldt-Stipendiums für ein Jahr an einem Projekt an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest arbeiten. Für diese Chance ist der Afghane unendlich dankbar und möchte viel davon zurückgeben, an Studenten in Deutschland und in seinem Heimatland.

Soest – Ein Stipendium zu erhalten ist eine besondere Auszeichnung. Sayed Farhad Shahidzada weiß dies besonders zu schätzen. Der Wissenschaftler stammt aus Afghanistan, hat dort an einer Universität geforscht und gelehrt. Ende 2021 ist Shahidzada mit seiner Familie nach Deutschland ausgereist und in Hemer angekommen.

Die Humboldt-Stiftung hat Anfang 2022 kurzfristig das Programm „Brückenförderung für Wissenschaftler aus Afghanistan“ ausgeschrieben. Voraussetzung ist die Kooperation mit einer deutschen Forschungseinrichtung – in diesem Fall die Fachhochschule Südwestfalen in Soest. Shahidzada hat in seiner Heimatstadt Kabul an der Universität in der Verwaltung und als Dozent für das Fachgebiet Management und Wirtschaft gearbeitet.

Aktuell forscht er an zwei Schwerpunkten, dabei geht es um Themen wie Kostenentwicklung, Kommunikation und ethische Grundsätze. Außerdem gibt er sein Wissen in Vorlesungen an die Studierenden weiter. Unterstützt wird er von Prof. Dr. Andreas de Vries, Fachgebiet Webtechnologie und Datenbanken, und Prof. Dr. Peter Weber, Professor für die Fachgebiete Computer Science und E-Business im Soester Fachbereich Elektrische Energietechnik in enger Zusammenarbeit mit dem International Office.

„Atmosphäre tut gut“

„Die Zusammenarbeit mit Herrn Shahidzada ist auch für unsere Studenten eine echte Bereicherung. Gemeinsam mit einem weiteren Gastprofessor aus den USA sprachen wir zuletzt über die Entwicklung Afghanistans, die Intervention der früheren Sowjetunion, später der USA und der NATO. Je nach Region wurden die Menschen vor Ort dazu ermutigt, die jeweiligen nationalen Sichtweisen, was ist falsch und was ist richtig, zu übernehmen. Was das für die Identitätsentwicklung der Menschen in Afghanistan bedeuten muss, wurde einigen in der Diskussion zum ersten Mal bewusst“, berichtete Weber.

Die jüngere Geschichte des Landes ist vor allem durch interne gesellschaftliche und lokale Konflikte und Bürgerkriege geprägt. Konflikte im Regierungslager, Korruption und der Mangel an Ressourcen behindern den Aufbau stabiler staatlicher Strukturen. Betroffen schilderte Shahidzada, was die erneute Machtübernahme der Taliban für Lehre und Arbeit an den Hochschulen bedeutet: „Die Atmosphäre hier an der Fachhochschule in Soest tut mir gut. Das verändert meine Sicht auf die Dinge und nimmt ein wenig von dem Stress.“

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