Mit Energiepreissteigerungen in „unvorstellbarer Höhe“ sei zu rechnen, sagte er am Montag, kurz bevor das Wirtschaftsministerium seine Zahlen präsentierte. Und so traf es ein: Letztlich wird es der Klinik-Verbund mit Mehrkosten von rund 10,9 Millionen Euro zu tun bekommen. Natürlich sind Krankenhäuser und Seniorenheime Verbrauchsriesen. Auf 22 Millionen Kilowattstunden Gas bringen es alle sechs Häuser des Verbunds zusammen, „darin sind einige Sondereffekte enthalten“, erklärt Larisch, „wie das Blockheizkraftwerk, an das das Mariannenhospital in Werl angeschlossen ist.“ Die Summe ist trotzdem monströs, sie entspricht, heruntergerechnet auf den durchschnittlichen Jahresverbrauch eines Vier-Personen-Haushalts, einem Volumen von rund 1500 Haushaltsladungen.
„Natürlich versorgen wir damit auch sehr viele Menschen, seien es die Bewohner in den Pflegeheimen, die Patienten oder auch die Mitarbeiter in den Personalwohnheimen.“ Zu berücksichtigen sei aber auch noch ein gewisser Corona-Effekt, der die Gesundheitseinrichtungen wie die Schulen traf (und womöglich in diesem Winter wieder trifft): Lüften und gleichzeitig heizen. Ein durchschnittlicher Stromverbrauch von 10 Millionen Kilowattstunden dazugerechnet, ergeben sich für den Hospitalverbund im nächsten Jahr voraussichtlich Energiekosten von 13,6 Millionen Euro brutto – bisher musste Larischs Finanzabteilung dafür rund 2,7 Millionen aufwenden.
Ein Angebot des Stadtwerke-Konsortiums (Versorger in Soest, Werl und Unna), das den Hospitalverbund beliefert, liegt dem Geschäftsführer vor. Er dürfte nun kaum sein Pokerface aufsetzen: „Wenn ich jetzt abschließe und es keine Refinanzierungslösung gibt, falle ich auf die Nase. Wenn ich warte, und es wird noch teurer: Falle ich auf die Nase.“ Die Nervosität vom Montag ist also wieder da, und diesmal gilt sie den Entlastungs-Lösungen, die die Politik auf den Tisch legt. Kurz nach dem Gespräch mit Larisch geistert die Meldung von Plänen zur Absenkung der Mehrwertsteuer durch die Ticker. Immerhin könnte es eine Reduzierung auf den 7-prozentigen Steuersatz geben.
Ein Schreiben des Gesundheitsministers an den Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen, versehen mit der Aufforderung, die Kliniken zu unterstützen, ist bereits zugestellt. Christian Larisch sagt, dass die Umsatzerlöse seiner Häuser 311 Millionen Euro betragen. Allein nur, um die Energiepreissteigerung aufzufangen, müsste die Politik die Preise um 3,5 Prozent bei den Krankenkassen anheben. „Alle weiteren Kostensteigerungen wären noch zusätzlich zu finanzieren“, sagt der studierte Betriebswirt. Nur: Die Kassen zahlen Fallpauschalen, wie teuer das Gas auch immer ist. Materialknappheit treibt die Kosten, Medikamente werden immer teurer – und die Lohnkosten werden sicher steigen.
Als „herausfordernd“ bezeichnet Larisch die Situation, wenn er auch betont, dass der Hospitalverbund sich in den letzten 20 Jahren gut aufgestellt habe. „Wir stehen vor einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe.“ Das Klinikum Stadt Soest nennt auf Nachfrage keine konkreten Verbrauchszahlen. Geschäftsführer Christian Schug verweist auf langfristige Lieferverträge. Man stehe „selbstverständlich im engen Austausch mit den Stadtwerken Soest. Seit 2022 sei das Klinikum zu 100 Prozent auf Ökostrom umgestiegen. Aber auch hier gilt, dass Krankenhäuser eben echte Energiefresser sind. Im OP, im Kreißsaal, auf Intensivstationen: Das Abschalten von Klimageräten, von medizinischen Apparaturen ist keine Option.
„Wir versuchen seit mehreren Jahren, den ökologischen Fußabdruck des Klinikums zu minimieren.“ Die Installation einer neuen Kälteanlage mit Energierückgewinnung und der sukzessive Austausch alter Fenster hätten schon zu deutlichen Reduzierungen beigetragen. Schug: „In Zukunft möchten wir noch stärker auf erneuerbare Energien setzen und prüfen derzeit, wie wir dazu unsere Freiflächen und Dachflächen verwenden können.“