„Der Tierarzt ist über die Höfe seiner Ahnen gezogen und hat alte Schriftstücke gesammelt – manche davon mit Mäusefraß. Allein über seine Vorfahren könnte man einen Roman schreiben“, sagt Braukmann. Die stammten von dem Hof Overbeck (heute Volmerich) in Kutmecke, der in einer Karte von 1839 als Einzelhof eingezeichnet ist, den Höfen Korfmann (heute Plange) und Schenkel in Ellingsen sowie dem Hof Wulf (heute Oevel) in Lühringsen. Die Ergebnisse seiner Forschung veröffentlichte Horst Braukmann im Heft 132 der Soester Zeitschrift von 2020.
Sie geben einen Einblick in das Schicksal der Bauernfamilien im Soester Raum. „Und das quellengestützt“, unterstreicht Archivar Wex, der nach der Lektüre des Artikels das Material unbedingt sehen wollte. „Man kann hier zum einen sehr gut die Möglichkeiten der Erforschung solcher Unterlagen ersehen. Man erhält aber auch einen Einblick in die Zeit der Bauernbefreiung – Horst Braukmann hat im Detail nachgewiesen, was mit den beschriebenen Familien passierte. Anders als man es erwarten würde, ging es den Bauern nach der Befreiung nicht besser, sondern schlechter.“
Die betreffenden Höfe gehörten, wie viele andere auch, bis zur Säkularisierung 1803, dem Patrokli-Kloster, an das die Familien Abgaben zu entrichten hatten. „Danach wurde der preußische Staat Eigentümer und beutete die Bauern aus“, fasst Braukmann die Schicksale kurz zusammen.
„Overbeck-Korfmanns versuchten eine Zwangsenteignung abzuwenden und übernahmen den kleineren Hof Wulf – dessen Besitzer ebenfalls verschuldet waren. 1850 verdingte sich Bauer Overbeck als Tagelöhner. Sein Sohn hat bei der Eisenbahn in Soest angefangen, dessen Sohn wurde Lehrer und dessen Sohn schlussendlich Tierarzt.“
Elfriede Schulte-Derne, die selbst von einem Hof in Ampen stammt und familiäre Beziehungen nach Lühringsen hat, fand in den Unterlagen auch Namen der eigenen Familie. Sie wurde im Rahmen der Übergabe von Kreisheimatpfleger Norbert Dodt zur ersten Ortsheimatpflegerin für Thöningsen ernannt. Die 67-jährige Bürokauffrau hat den eigenen Stammbaum bis ins 17. Jahrhundert erforscht und ist fortan für Thöningsen, Lühringsen, Ellingsen, Willingheppen sowie Kutmecke zuständig. Sie wird sich insbesondere alten Fotos und Balkeninschriften an den Häusern widmen.
Kontakt: Elfriede Schulte-Derne ist unter Telefon 02921 / 80685 erreichbar.