Die Pflege der Brombeeren und der Sommerhimbeeren ist demnach recht einfach und überschaubar. Im ersten Jahr wachsen die jungen, noch fruchtlosen Triebe aus dem Boden, die wir an geeigneten Gestellen festbinden. In der Regel sind das Schnur- oder Drahtzäune. Himbeeren werden senkrecht angebunden, zwei bis drei Schnüre im Abstand von etwa 50 Zentimetern reichen dafür. Die Himbeerruten sollten in einem Abstand von zehn bis zwölf Zentimetern stehen. Die Brombeerruten sind viel länger und werden fächerförmig in Etagen festgemacht, wobei der größere Teil der Ruten waagerecht angebunden wird. Für ein Brombeergestell sollte man mindestens fünf Schnüre ziehen bis in etwas über zwei Metern Höhe (Reichweite der Arme). Brombeerpflanzen sollten mindestens zwei Meter auseinander stehen, besser drei.
Im zweiten Jahr tragen dann diese Ruten Früchte. Gleichzeitig aber schiebt die Wurzel neue Triebe aus dem Boden, die wir entsprechend an unserem Gestell befestigen. Bei Himbeeren schneiden wir alle schwachen Ruten weg und auch die, die aus der Reihe tanzen, so dass wieder acht bis zehn neue, kräftige und gesunde Ruten pro Meter stehen bleiben. Bei Brombeeren befestigen wir die starken Jungruten zwischen den Fruchtruten ebenfalls fächerförmig an den Drähten. Nach der Ernte sterben die Fruchtruten ab. Wir erkennen das an der hellgrau-braunen Farbe, während die Jungruten grünbraun gefärbt sind. Man kann das Altholz bereits im Herbst wegschneiden. Ich lasse es aber immer bis mindestens Februar stehen. Denn dort finden zahlreiche Insekten ein schützendes Winterquartier. Angesichts des Insektensterbens sollten wir in unseren Gärten möglichst viel unternehmen, um den Insekten zu helfen. Damit ist die Erziehung der herkömmlichen Him- und Brombeeren abgeschlossen und wird Jahr für Jahr wiederholt.
Es gibt aber noch den Sonderfall der Herbsthimbeeren. Denn diese tragen am diesjährigen Holz, also an den im ersten Jahr gewachsenen Trieben. Damit unterscheiden sie sich deutlich von den Sommerhimbeeren, was sich auch im Schnitt niederschlägt. Wer es ganz einfach haben will, schneidet jetzt die Herbsthimbeeren komplett herunter. Sie treiben im Frühling wieder aus und werden im Herbst von uns abgeerntet. Gleichwohl sind auch die Herbsthimbeeren zweijährig, heißt, dass sie im zweiten Jahr noch weiter wachsen. Wer will, kann ihnen deshalb noch eine zweite Ernte entlocken. Dafür müssen wir die Ruten aus dem ersten Jahr stehen lassen. Jetzt im Februar schneiden wir von diesen Ruten den oberen Teil ab, der bereits Früchte getragen hat. Man erkennt das gut an den Seitentrieben, die sich oben befinden. Der untere, glatte Teil der Rute hat noch keine Früchte getragen. An ihm werden sich im Frühling Seitentrieben mit Blüten bilden, die dann im Sommer geerntet werden können. Diese Ernte wird nicht so reichhaltig ausfallen, wie die im Vorjahr. Aber auf diese Weise können wir, haben wir beide Himbeersorten im Garten, praktisch von Juni bis November Himbeeren ernten. Die abgeschnittenen Ruten lasse ich übrigens noch einige Wochen liegen, damit alle Insekten und Würmer, die darin ihr Winterquartier gefunden haben, diese verlassen können, bevor ich das Schnittgut häcksele.
Brombeeren und die Sommerhimbeeren sind zweijährige Pflanzen und tragen am einjährigen Holz. Diese Altersangaben führen bei vielen Gartenfreunden zu Verwirrung, denn sie glauben, das einjährige Holz ist das, das im ersten Jahr wächst. Dem ist aber nicht so. Die Triebe, die im ersten Jahr wachsen, sind die „diesjährigen“ Triebe, und erst im Jahr drauf sind sie einjährig. Beim Menschen ist es übrigens genau so: Es muss erst ein Jahr vergangen sein, bis wir einjährig sind.
Gartenexperte Klaus Fischer führt mit hilfreichen Tipps durchs Gartenjahr. Ein echtes Superfood aus dem Garten ist die Goji-Beere. Auch hier weiß unser Experte, wie man eine reiche Ernte einfährt.