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Feuerwehr reagiert auf Häufung: Viele Heckenbrände werden in Soest jetzt richtig teuer

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Von: Daniel Schröder

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Gerät die Hecke in Brand, kann man den Flammen mit einfachen Mitteln nichts mehr entgegensetzen – ein Fall für die Profis der Feuerwehr.
Gerät die Hecke in Brand, kann man den Flammen mit einfachen Mitteln nichts mehr entgegensetzen – ein Fall für die Profis der Feuerwehr. © Daniel Schröder

Die Feuerwehr Soest wird zukünftig die meisten Einsätze wegen Heckenbränden in Rechnung stellen. Und das wird teuer.


Soest – Ein Urteil des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts (AZ: 26 K7645t19) ebnet den Weg: Zukünftig wird die Feuerwehr Soest auf Grundlage des Urteils Heckenbrände im Stadtgebiet in Rechnung stellen, bei denen die Verursacher „grob fahrlässig“, also beispielsweise mit einem Gasbrenner zum Abflammen von Unkraut, gehandelt haben. Und das wird teuer.

Besser hätte der Termin zur Verkündung dieses neuen Vorgehens zeitlich nicht liegen können: Wenige Stunden vor dem Treffen an der Soester Feuerwache vermeldete Polizeisprecher Wolfgang Lückenkemper, dass es am Dienstnachmittag in Anröchte zu genau solch einem Fall gekommen war.

Eine Frau (64) hatte auf ihrem Grundstück mit einem Gasbrenner Unkraut vernichtet. „Dabei gerieten einige Büsche direkt an der Hauswand in Flammen. Die herbeigerufene Feuerwehr konnte den Brand schnell löschen.“ Die Einsatzkräfte waren gerade noch rechtzeitig gerufen worden, denn: Durch die enorme Hitze des Brandes war bereits eine Fensterscheibe des Hauses zersprungen. Viel hätte also nicht gefehlt, bis aus dem Heckenbrand ein Wohnhausbrand geworden wäre. Und auch in Lippstadt gab es einen vergleichbaren Fall, bei dem sich das Feuer rasant ausbreitete - ein Mensch landete im Krankenhaus.

Die Gefahr von Heckenbränden

Und genau da liegt laut Christoph Blume, Feuerwehr-Chef in Soest, die große Gefahr: Zieht ein Funken des abgebrannten Unkrauts oder eine noch so kleine Flammenzunge aus dem Gasbrenner in die Hecken mit ihren ölhaltigen Nadeln, geht es meist rasend schnell. „Wenn wir als Feuerwehr kommen, geht es in 90 Prozent der Fälle nur noch um Nachlöscharbeiten, weil die Hecke bereits komplett abgebrannt ist und nur noch das Totholz glüht.“ Im harmlosesten Fall.

„Wenn man sich die Bebauungen rund um Hecken ansieht, kann es schnell zu einer dynamischen Ausbreitung kommen. Die Flammen schlagen unters Dach und wenig später brennt der Dachstuhl oder das komplette Wohnhaus.“ Gleiches gelte für Carports oder parkende Autos. Ganze Existenzen können binnen weniger Augenblicke vernichtet werden – „und das nur wegen etwas Unkraut“.

Wenn die Hecke brennt: Sofort die 112 verständigen

Wer in eine solche Situation gerät, solle es erst gar nicht mit eigenen Löschversuchen probieren, sondern sofort die Feuerwehr über den Notruf 112 rufen. „Gartenschlauch oder Wassereimer bringen in den seltensten Fällen etwas, da die Hecke im Innern brennt und man an diese Flammen mit einfachen Mitteln gar nicht herankommt. Die Feuerwehr muss umgehend alarmiert werden, damit keine wertvolle Zeit verloren wird, die sich im Nachhinein nicht wieder aufholen lässt.“

Grobe Fahrlässigkeit wird bei Heckenbränden in Zukunft teuer

Christoph Blume und Feuerwehrsprecher Kai Weets appellieren deshalb eindringlich, die Unkrautvernichtung mit dem Brenner einfach ganz zu unterlassen. „Es gibt genug andere Mittel“, unterstrich Blume.

Kommt es nun doch wieder zu einem Heckenbrand, von denen es allein 2021 fünf Stück nur in Soest gab, und der Auslöser wird auf grobe Fahrlässigkeit zurückgeführt, flattert dem Verursacher wenig später der Kostenbescheid ins Haus: „Da sprechen wir von circa 800 bis 1400 Euro – je nachdem, wie viele Kräfte im Einsatz sind“, so Blume.

An anderer Stelle soll das Vorgehen bis auf Weiteres nicht ganz so hart sein - beispielsweise in Werl: „Im Moment handhaben Feuerwehr und Stadt Werl es im Einvernehmen so, dass immer der Einzelfall geprüft wird und geguckt wird, ob der Einsatz in Rechnung gestellt werden kann“, so Werls Feuerwehr-Chef Karsten Korte. „Rückt ein ganzer Löschzug zu solch einem Brand aus, kann der Einsatz schnell 2000 Euro kosten.“

Noch spannender, so Korte, sei allerdings die Frage, wie die Versicherungen das Thema zukünftig handhaben werden: „Klar, die Kosten für den Feuerwehreinsatz tun weh. Doch viel schmerzhafter ist es, wenn durch den Heckenbrand das Nachbarhaus abbrennt, ein Schaden von mehreren 100.000 Euro entsteht und die Versicherung nicht zahlt.“

Auffällig, so Korte, sei bei Heckenbränden vor allem eines: „Wenn wir kommen, sind die Leute immer einsichtig und berichten von Maßnahmen, die im Vorfeld gemacht wurden, um einen Heckenbrand zu verhindern. Doch das bringt meistens nicht. Greift das Feuer über, brennen die Hecken wie Zunder und man kann nichts mehr machen – außer umgehend die Feuerwehr zu rufen.“

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