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Grüne Oase im Soester Norden ist endlich fertig: Bienen, Schienen, schöne Aussicht

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Von: Kathrin Bastert

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Hoch hinaus: Bürgermeister Eckhard Ruthemeyer erklomm am Montag als Erster ganz offiziell die Treppe zum neuen Aussichtspunkt.
Hoch hinaus: Bürgermeister Eckhard Ruthemeyer erklomm am Montag als Erster ganz offiziell die Treppe zum neuen Aussichtspunkt. © dahm

Es hat seine Zeit gedauert, das kann man wohl behaupten. Doch was lange währt, wird schließlich wirklich schön - das beweist das Gelände am Schwarzen Weg in Soest.

Soest – In diesem Projekt steckt ganz viel Arbeit und noch mehr Herzblut. Das gilt zunächst einmal für Uli Dellbrügger. Der ehemalige Convos-Biologielehrer und CDU-Politiker hat die Umgestaltung des Geländes am Schwarzen Weg, hinter dem ehemaligen Rangierbahnhof, einst überhaupt erst angestoßen. Das ist locker 15 Jahre her und war erstmal „nur“ ein Schülerprojekt. Die Kinder untersuchten das Ende der 1990er Jahre stillgelegte Gelände, fanden seltene, teils gefährdete, Pflanzen-, Insekten-, Reptilien- und Vogelarten.

Es entstand die Idee, ihnen ihren Lebensraum (zurück-) zu geben. In einem Sukzessionsgebiet, also einem Biotop, in dem die Natur ganz ursprünglich und ohne menschlichen Eingriff wirken kann, soll sich Flora und Fauna ungehindert entwickeln. Bald, so verspricht Dellbrügger, werden sich entlang des „alten Gleiswegs“ die Salamander auf den warmen Steinen räkeln – wie sie es seit eh und je tun, nun aber geradezu ideale Voraussetzungen finden. Welche das sind, das haben Convos-Schüler über Jahre ergründet und der Idee den schönen und passenden Namen „Bienen statt Schienen“ verpasst (wobei die Biene nicht per se für das Insekt, sondern vielmehr für viele bedrohte Arten steht). Das Areal sei aber längst nicht „nur“ ein optimales Habitat, beschrieb bei der offiziellen Inbetriebnahme am Montagnachmittag (24. April) Bürgermeister Eckhard Ruthemeyer. Hier sei vielmehr eine „Win-Win-Win-Situation“ entstanden: Nach der Herrichtung der großen Schotterflächen hinter dem Parkplatz Schwarzer Weg besteht nun einerseits ein Mehrzweckplatz, auf dem bald zur Kirmes das Schaustellerdorf Platz findet, wenn das auf dem Strabag-Gelände nicht mehr möglich ist, wo aber auch zum Beispiel ein Zirkus (allerdings per Ratsbeschluss nur ohne Tiere) gastieren könnte. Die Schausteller können auch auf die Fläche unterhalb der großen Brücke ausweichen. Der Soester Norden darf sich über ein Naherholungsgebiet freuen, mit einem abwechslungsreichen, 1200 Meter langen Rad- und Fußweg entlang des „alten Gleiswegs“ und mit einer aufgeschütteten Aufenthaltsfläche, die einen bisher ungesehenen Blick auf die Soest-Silhouette bietet.

Bei dem Ausblick schlägt das Herz schneller: Vom Schwarzen Weg aus gibt’s die Soest-Silhouette „verkehrt herum“ zu bestaunen.
Bei dem Ausblick schlägt das Herz schneller: Vom Schwarzen Weg aus gibt’s die Soest-Silhouette „verkehrt herum“ zu bestaunen. © dahm

Nicole Brinker von „Ross Werbetechnik“ hat die berühmten Türme der Stadt auf einer Infotafel angeordnet und mit allerlei Wissenswertem versehen. Tafeln säumen außerdem den neuen Weg entlang der Bahnstrecke. Auch der Grafikerin war’s schnell eine Herzensangelegenheit. Zumal sie auf die Arbeit der Jungbiologen zurückgreifen konnte; „toll, was da zustande kam.“Bürgermeister Ruthemeyer wird es gleichsam warm ums Herz, wenn er vom Aussichtspunkt auf die Fläche schaut. Sicher auch, weil die Kosten von 200 000 Euro für die Herrichtung zu 100 Prozent von der EU gefördert sind. Da schmerzt es schon fast nicht mehr, dass es mit dem ursprünglichen Plan, nämlich 2016 hier die Landesgartenschau auszurichten, seinerzeit nichts wurde.

Landschaftsökologe und Planer Volker Stelzigs Herz schlägt für den Flussregenpfeifer, „ein echter Baustellenvogel“, der noch ein paar Monate Zeit hat, vom Strabag-Gelände zum Schwarzen Weg umzuziehen. In der Planung war dessen Umsiedlung ausdrücklich berücksichtigt. Alle Beteiligten hoffen jetzt, dass auch die Soester ihr Herz für die neue entstehende Naturoase mitten in der Stadt entdecken –  und sich nicht zum Beispiel nehmen, dass die Bänke und Steine am Sitzplatz schon mit wenig ansehnlichen Graffiti beschmiert sind...

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