Gesucht: Ein Platz für ein Belgisches Museum in Soest

Es ist mehr als 20 Jahre her, dass die letzten belgischen Soldaten Soest verlassen haben – so ganz gegangen sind sie aber nie: Viele blieben als Zivilisten in der Region, gründeten Familien und wurden in der Börde heimisch. Um die Erinnerung an diesen Teil der Soester Stadtgeschichte zu erhalten, könnte ein Belgisches Museum wahrscheinlich einen wichtigen Beitrag liefern.
Soest – Das aber hat sich in den vergangenen Jahren als kompliziert erwiesen – und scheint mit dem in der Entwicklung befindlichen Museum im Dachgeschoss des Blocks 3 der ehemaligen Adamkaserne nicht einfacher zu werden.
Der Platz im Dachgeschoss des denkmalgeschützten alten Blockes, in dem auf den unteren Etagen Wohnungen entstehen, ist begrenzt – besonders angesichts der Ansprüche, die das dort geplante Museum erfüllen soll: Die Gedenkstätte Französische Kapelle ist gesetzt, Exponate aus dem Fundus des ehemaligen Belgischen Museums, das bis 2018 auf zwei Etagen des Blockes geöffnet war, sollen ebenso ausgestellt werden wie Zeugnisse, die die NS-Zeit in der Stadt dokumentieren.
Für Burkhard Schnettler, Gründer, Motor, Kopf und Herz der „Stiftung Museum der Belgischen Streitkräfte in Deutschland“, ist schon seit einiger Zeit klar, dass das einst geplante Konzept eines Museums unter einem gemeinsamen Dach mit der Französischen Kapelle nicht geeignet ist, um den insgesamt rund 15 000 Exponaten, die er in vielen Jahren gesammelt und bis vor fünf Jahren im zweiten Stock des Blockes und in dessen Kellergeschoss ausgestellt hatte, auch nur annähernd den angemessenen Raum zu geben.
„Dazu reicht der Platz einfach nicht aus“, erklärt er – und verhehlt auch nicht, dass er in den Diskussionen mit den Beteiligten, die das Konzept für das geplante Museum im Block 3 entwickeln, zunehmend den Eindruck gewonnen hat, dass dort der Fokus vor allem auf die Gedenkstätte für die ehemaligen französischen Kriegsgefangenen gelegt wird.
Nicht hilfreich sei es auch, dass das Konzept einen Schwerpunkt auf den Einsatz digitaler Medien richten werde – da passen eine große Zahl von Uniformen, Ausrüstungsgegenständen und jede Menge Dokumente und Bücher weder ins Konzept, noch in die zur Verfügung stehenden räumlichen Kapazitäten.
Aufgeben will Burkhard Schnettler seinen Traum von einem Belgischen Museum in Soest deshalb aber nicht – schließlich hat der leidenschaftliche Sammler in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass die Exponate eine möglichst gute, aber eben auch nur vorübergehende neue Bleibe fanden.
Der Großteil wurde als Dauerleihgaben an das Museumszentrum „Vogelsang Internationaler Platz“ in der Eifel gegeben, zahlreiche Uniformen an ein Institut bei Brüssel, eine große Anzahl von Dokumenten und Büchern sind an Hochschulen in Münster und Paderborn gegangen. Immer war es dabei wichtig, dass die Exponate öffentlich zugänglich und für wissenschaftliche Forschungszwecke nutzbar sein sollten – und bei Bedarf wieder nach Soest zurückgeholt werden können.
Dieser Bedarf würde aber nur dann entstehen, wenn in Soest die Voraussetzungen geschaffen werden könnten, die ein Museum benötigt – inklusive der nötigen Räume dafür, eines tragfähigen fachlichen und finanziellen Konzeptes und Personen, die die Einrichtung nicht nur mit dem nötigen Einsatz, sondern auch mit der nötigen Expertise führen.
Das ist sowohl Burkhard Schnettler klar als auch Klaus Wehmeyer von der Bürgerstiftung Hellweg, unter deren Dach die Museums-Stiftung arbeitet.
Hoffnung macht beiden, dass es nicht nur unter den ehemaligen belgischen Soldaten und ihren Angehörigen im Kreisgebiet viel Sympathie für ein Belgisches Museum gibt, sondern auch der Vorstand des Internationalen Garnisonsclub Soest (IGCS) bei einem Gespräch in der vergangenen Woche seine Unterstützung als „Koordinierungsstelle“ für Ideen aller Art angeboten hat.
„Viele unserer Mitglieder haben belgische Wurzeln“, erklärt Jochen Siering, stellvertretender Vorsitzender des Clubs. Darüber hinaus gebe es auch eine „moralische Verpflichtung“, das Erbe der belgischen Streitkräfte in Soest zu pflegen. „Das haben wir dem Kommandeur beim Abschied der Belgier versprochen“.
Sichtbares Zeichen dafür sind eine Landesflagge und eine Urkunde, die beim IGCS in Ehren gehalten werden.