Gauner in Soest: Litauische Bande für 36 Autoaufbrüche verurteilt

Auch in Soest schlugen sie zu. Drei Gauner bauten Einzelteile aus hochwertigen Autos aus. Jetzt wurden sie vor dem Landgericht Bielefeld für ihre Taten verurteilt. Sie müssen Haftstrafen antreten.
Soest/Bielefeld – Man mag sich das nicht vorstellen: Morgens schaut man aus dem Fenster, und der schöne BMW ist entweder gefleddert oder ganz verschwunden. So ist es auch Autobesitzern in Soest ergangen, die Opfer eines Trios wurden: Die Litauer klauten wertvolle Komponenten aus ihren Fahrzeugen. Jetzt sorgt das Landgericht Bielefeld für Gerechtigkeit – mit mehrjährigen Haftstrafen. Für die drei Litauer (23 bis 34) war das Knacken der Autos ein Kinderspiel, denn sie beherrschten ihr Handwerk: Bei Fahrzeugen mit dem so genannten Keyless-Go-System verlängerten sie die Funkstrecke des Schlüssels mit einem speziellen Gerät und konnten so die Autos öffnen. Wo das nicht klappte, schlugen sie ganz rustikal einfach eine Scheibe ein.
Litauische Bande vor dem Landgericht Bielefeld: Alles fachgerecht abmontiert
Am Ende fehlten so teure und begehrte Teile wie digitale Tachoeinheiten, Mittelkonsolen mit Bedienungselementen, Navigationsgeräte und sogar komplette Frontscheinwerfer – allesamt fachgerecht ausgebaut. Wie der Prozess vor dem Landgericht Bielefeld zeigte, wurde das Diebesgut sicher in Frischhaltefolie eingewickelt, zwischengelagert und dann mithilfe eines litauischen Reiseunternehmens ins Bestimmungsland geschafft. Dass ein Geflecht organisierter Kriminalität hinter den Taten steckte, wurde im Zuge der Beweisaufnahme offenkundig. Nicht nur hatten die Automarder regelrechte Bestelllisten „abgearbeitet“, um Abnehmern in ihrem Heimatland begehrte Ersatzteile kostengünstig, aber illegal zu beschaffen. Sie hatten auch in Deutschland einen VW Golf und eine Mercedes C-Klasse als Tatfahrzeuge genutzt, die zuvor irgendwo auf deutsche Strohleute zugelassen worden waren – was mutmaßlich wiederum ein Mann aus Euskirchen organisiert hatte.
Litauische Bande vor dem Landgericht Bielefeld: Ehefrau organisierte Übernachtungen
Übernachtungen hatte die Ehefrau des Hauptangeklagten (34) über eine Internet-Plattform nahezu in ganz Nordrhein-Westfalen angemietet, sodass die Diebe regelmäßig ihren Standort wechselten – und so im Zeitraum von Juni 2021 bis Juli 2022 Autoaufbrüche im halben Nordwesten Deutschlands begingen, mit dem Schwerpunkt in Ostwestfalen-Lippe. In Soest gingen im Juli vergangenen Jahres zwei Taten auf ihr Konto, als sie aus BMW-Fahrzeugen Teile im Wert von 7000 Euro mitnahmen, eines der Fahrzeuge aber unbeschadet zurückließen, nachdem sie es vom Tatort weggefahren hatten. Dass sie bereits im Visier der Polizei waren und kurzzeitig festgenommen wurden, störte zwei der Angeklagten nicht: Sie machten am Tag darauf einfach in Olpe weiter.
Litauische Bande vor dem Landgericht Bielefeld: Das Urteil
Gemäß einer am zweiten Verhandlungstag erzielten Verständigung, die auf einem Geständnis aller drei Angeklagten basierte, sprach die 2. Große Strafkammer des Landgerichts Bielefeld jetzt ihr Urteil: Fünfeinhalb Jahre Haft für den 34-Jährigen, der bei insgesamt 36 Taten der Hauptakteur war, vier Jahre und zwei Monate für den 23-Jährigen, der ihm bei 25 Taten begleitet hatte und 34 Monate Gefängnis für den 32-Jährigen, der bei den anderen elf Aufbrüchen mitgemacht hatte. Alle drei sind mehrfach wegen Eigentumsdelikten vorbestraft – der Hauptangeklagte bereits seit zehn Jahren, unter anderem wegen ähnlicher Straftaten. So ganz ungeschoren kam die Autoindustrie in dem Prozess nicht davon. „Die Hersteller haben ja nicht das ganz große Problem damit“, sinnierte Vorsitzender Richter Carsten Wahlmann über die Diebstähle, „da gibt’s ja dann auch mal ein Folgegeschäft.“ Noch deutlicher fiel die Antwort von Verteidiger Robert Funk (Hamburg) aus: „Ja, die freuen sich da ein Loch in den Bauch.“