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Der Blumenkohl ist eine Diva - Aber so gibt es trotzdem eine reiche Ernte

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Von: Klaus Fischer

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Geheimtipp Winterblumenkohl: Die winterharte Kohlsorte wird Anfang Mai geerntet und ist deshalb frei von Schädlingen.
Geheimtipp Winterblumenkohl: Die winterharte Kohlsorte wird Anfang Mai geerntet und ist deshalb frei von Schädlingen. © fischer

In diesem Jahr kann man sich bislang nicht über zu wenig Regen beklagen. Dem Garten und der restlichen Natur tut das gut. Und unser Gartenexperte Klaus Fischer hat bereits jetzt den ersten Blumenkohl geerntet. Hier erklärt er, was sein Trick war:

Soest – „Ist der Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun und Fass.“ Aus jahrhundertelanger Erfahrung ist diese Bauernweisheit entstanden. In diesem Jahr trifft sie hundertprozentig zu, zumindest, was den ersten Teil der Regel angeht. Dieser Mai ist tatsächlich eher kühl und vor allem nass. Ich habe alleine in dieser Woche in meinem Garten über 80 Liter Niederschlag gemessen, das sind etwa 12 Prozent des durchschnittlichen Jahresniederschlags – vor den Dürrejahren, wohlgemerkt.

Und der Dürremonitor des Helmholtz-Instituts weist erstmals seit etlichen Jahren für unseren Bereich auch in tieferen Bodenregionen von 1,8 Metern keinen Wassermangel mehr aus.

Blumenkohl im eigenen Garten: Regen sorgt für rasantes Wachstum

Man kann im Garten zuschauen, wie Gras und Kräuter bei diesem Wasserangebot in die Höhe schnellen, leider auch die ungeliebten zwischen den Stauden und Sommerblumen. Jäten macht jedoch in dem matschigen Boden überhaupt keinen Spaß. Besser ist es, wir warten drei, vier trockene Tage ab, damit der Oberboden abtrocknen kann.

Auch mein Blumenkohl im Hochbeet ist durch den vielen Regen rasant gewachsen. So habe ich am 10. Mai eine Kiste toller Blumenkohlköpfe geerntet. Wer jetzt verwundert den Kopf schüttelt, liegt damit nicht ganz falsch: Normalerweise wird in der ersten Maihälfte im Freiland noch lange kein Blumenkohl geerntet. Ich habe erstmals Winterblumenkohl angebaut und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Noch nie hatte ich eine solch gute Blumenkohlernte.

Blumenkohl im eigenen Garten: Die Diva unter den Kohlsorten

Blumenkohl ist die Diva unter den Kohlsorten, sehr empfindlich und sehr anspruchsvoll. Bislang hatte ich mit meinem „normalen“ Blumenkohl fast nie Glück. Denn er hat viele „Freunde“, die ihn auch zum Fressen gerne haben. Dazu zählen Drehherzmücke, Kohlfliege, Kohlweißling, diverse Läuse, Schnecken und noch so manche tierische Feinschmecker mehr. Ich habe dann fast immer das Nachsehen, weil ich den „Mitessern“ nicht mit der chemischen Keule zu Leibe rücken will.

Der Winterblumenkohl - das ist eine spezielle Züchtung – wird im Spätsommer ausgesät und überwintert als Blattkohl noch ohne die weiße Blume. Er ist sehr frostresistent und beginnt dann schnell im Frühjahr zu wachsen, wenn die Temperaturen hoch genug sind. Erntereif ist er dann Ende April bis Mitte Mai, je nach Wetter. Zum einen nutze ich damit mein Beet auch für einen interessanten Winteranbau. Zum anderen aber, und das ist der große Vorteil dieser Anbaumethode, bleibt die weiße Blume völlig unbehelligt von all den vielen „Freunden“, die so früh im Jahr noch nicht aktiv sind.

Veronika ist eine der markanten Frühlingspflanzen und überzieht jetzt Wiesen und Beete mit ihren himmelblauen entzückenden Blüten.
Veronika ist eine der markanten Frühlingspflanzen und überzieht jetzt Wiesen und Beete mit ihren himmelblauen entzückenden Blüten. © Klaus Fischer

„Veronika, der Lenz ist da“, sangen 1930 die Comedian Harmonists, ein Schlager, der einige Jahre zuvor von Fritz Rotter (Text) und Walter Jungmann komponiert wurde. In dem zweideutigen Text (Veronika, der Spargel wächst) wird darauf angespielt, dass im Frühling, ausgelöst durch die längeren Tage, bei Mensch und Tier die Frühlingsgefühle aufkommen (die ganze Welt ist wie verhext). Aber warum haben die beiden Autoren ausgerechnet eine Veronika besungen?

Wenn wir in unseren Garten oder auf Wiesen gehen, können wir den Grund sofort entdecken. Anfang Mai beginnt als einer der wichtigesten Frühlingsboten der Ehrenpreis zu blühen, der im Volksmund Veronika genannt wird und mit seinem wissenschaftlichen Namen Veronica officinalis heißt: echter Ehrenpreis. Wir finden allerdings noch nahe Verwandte im Wiesengrün, den mindestens ebenso häufig anzutreffenden persischen Ehrenpreis (Veronica persica) und den Acker-Ehrenpreis (Veronica agrestis).

Veronika, der Lenz ist da: 450 Verwandte

Dazu kommen weltweit noch 450 weitere Verwandte und mittlerweile etliche Zuchtformen. An ihren aparten kleinen Blüten können wir die zumeist einjährigen Pflanzen kaum unterscheiden. Sie haben vier Blütenblätter in Blautönen. Die Blattformen sind allerdings unterschiedlich, beim Echten Ehrenpreis spitz-eiförmig und leicht gesägt, die des Acker-Ehrenpreises sind leicht gekerbt, und die des Persischen Ehrenpreises sind grob gesägt.

Etlichen Insekten dienen die Ehrenpreise als Nahrungspflanzen, auch wenn ihr Nektarangebot nicht so reichhaltig ist wie beispielsweise bei den jetzt ebenfalls in voller Blüte stehenden Lippenblütlern. Ehrenpreise vermehren sich in der Regel durch Samen. Wer jetzt pauschal diese Ehrenpreise als „Unkraut“ ansieht und sie mit Stumpf und Stiel ausrotten will, sollte mal in die Gärtnereien gehen. Dort kann man sehen (und kaufen natürlich), was Züchter aus diesen unscheinbaren Ehrenpreisgewächsen gemacht haben.

Veronika, der Lenz ist da: Ehrenpreis von weiß bis rot

Da haben wir die breite Palette der Kerzen-Ehrenpreise (Ähriger Ehrenpreis, Veronica spicata), die es in den Farbtönen von weiß über rosa und rot, einem leichtem bis dunklen Lila bis hin zu einem satten dunklen Blau gibt. Diese teils einjährigen und teils mehrjährigen Pflanzen werden etwa 50 Zentimeter hoch und sind, in größeren Gruppen gepflanzt, durch ihre leuchtend-blauen Kerzen ein echter Hingucker im Garten.

Imposanter ist der Kandelaber-Ehrenpreis (Veronicastrum virginicum), ein naher Verwandter aus Amerika, der zwischen einem und zwei Meter hoch werden kann. Dazu gesellen sich noch diverse Sorten von Silberblatt Ehrenpreis, langblättrigem, efeublättrigem oder großem Ehrenpreis.

Wenn es darum geht, verschiedene Blautöne und vertikale Strukturelemente in den Garten zu holen, dann ist man bei der Gattung Veronica bestens aufgehoben. Und vielleicht können wir uns dann auch für die wilden Vertreter der Ehrenpreise in unseren Gärten erwärmen.

Hier erklärt Klaus Fischer, warum man die Eisheiligen in diesem Jahr nicht fürchten muss.

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