Sieht man all diese Pracht, keimt bei manchem Gartenfreund der Wunsch, solche Gaumenfreuden auch im eigenen Garten ziehen zu wollen. Dem steht eigentlich nichts im Wege. Und die Paprika und Tomaten bringen auch gleich das mit, was wir für den eigenen Anbau unbedingt benötigen, nämlich den Samen.
Schließlich sind die Früchte nichts weiter als die verlockende Verpackung für die Samenkörner – aus Sicht der Pflanze. Sie will sich schließlich vermehren. Wir sind hingegen natürlich am leckeren Fruchtfleisch interessiert und werfen in der Regel die Samenkörner in den Grünabfall, zumindest beim Paprika.
Das sollten wir jetzt aber mal nicht tun. Haben wir eine besonders schmackhafte oder üppige Paprikaschote gefunden, dann verwahren wir die Samenkörner und säen sie jetzt sofort in ein passendes Aussaatgefäß auf der Fensterbank in Anzuchterde aus.
Damit der Samen schnell keimen kann, muss die Temperatur auf der Fensterbank an die 25 Grad erreichen. Und das Substrat darf nicht austrocknen, allerdings sollte es auch kein Sumpf sein, weil sonst die Samen faulen und nicht keimen. Tägliches Wässern mit dem Handsprüher ist am besten geeignet, wenn wir das Saatgut mit Folie oder einer Plastiktüte abdecken oder im geschlossenen Mini-Gewächshaus anziehen.
Nun glaubt so mancher Gartenfreund, dass aus diesem Experiment nichts Vernünftiges werden kann, weil es sich bei den handelsüblichen Sorten in der Regel umso genannte F1-Hybriden handelt. Das ist die Generation, die aus der Kreuzung zweier unterschiedlicher Sorten A und B (Großeltern) entsteht.
Nach den Mendelschen Erbregeln spalten sich die Eigenschaften der Pflanzen (Kinder), die aus dem Samen der F1-Hybriden (Eltern) entstehen, auf in die Eigenschaften der Großeltern und der Mischung aus diesen (Eltern). Es wird also Nachkommen geben, die die Eigenschaften der Großelterngeneration A oder B haben, aber auch solche, die der Elterngeneration (F1-Hybride) entsprechen.
Ich habe schon öfters Samen solcher gekauften Früchte ausgesät. Das sie unfruchtbar seien sollen, wie manchmal behauptet wird, habe ich noch nie erlebt. Auch war ich mit den Früchten der F1-Nachkommen immer zufrieden. Große Abweichungen zu den Ausgangsfrüchten konnte ich nicht feststellen. Auf jeden Fall haben bislang alle Pflanzen, die ich aus solchen Samen produziert habe, gute und schöne Früchte hervorgebracht.
Ich habe diesmal Paprika-Samenneuheiten gekauft für einen roten Block- und Spitzpaprika sowie eine gelben Typ, die besondere Resistenzen gegen einige Krankheiten haben sollen. Es sind allesamt F1-Hybriden und zugegebenermaßen recht teuer: Sieben Samenkörner kosten fünf Euro. Dazu habe ich eine bewährte ältere rote Sorte gekauft (40 Samenkörner für drei Euro) und Samen aus gekauften Früchten genommen (gelber und orangefarbener Snackpaprika sowie orangefarbener Blockpaprika). Natürlich müssen die zarten Pflänzchen dann auch zum passenden Zeitpunkt rein in die Erde.
Bei Tomaten sieht es ähnlich aus wie bei Paprikasorten. Auch hier haben wir es bei den meisten Sorten um F1-Hybriden zu tun. Bei deren Samen ist das Ergebnis also ungewiss, aber nach meinen Erfahrungen durchaus nicht schlecht. Es gibt allerdings auch samenfeste Tomatensorten. Deren Samen reproduzieren immer die Elterneigenschaften. Wer also sicher gehen will, durch selbst geernteten Samen immer die Ausgangssorte zu erhalten, muss dann ausschließlich samenfeste Sorten vermehren.
Es ist also problemlos, eigenen Samen zu gewinnen aus reifen Tomaten. Beachten müssen wir aber, dass Tomatensamen von einer Gallertschicht umgeben ist, die das vorzeitige Keimen verhindert. Das hat die Natur so eingerichtet, damit schnell heranwachsende Kinder aus herunter gefallenen Früchten nicht der noch in Saft stehenden Mutterpflanze Nahrung und Wasser streitig machen können.
Diese Gallertschicht müssen wir als erstes entfernen. Am besten geben wir die glitschigen Samenkörner in ein Glas Wasser und lassen es einige Tage bei Küchentemperatur stehen. Die Gallertschicht beginnt zu gären und wird zersetzt. Wir sieben alles ab, waschen die Samen noch einmal und trocknen sie auf einem Blatt Küchenrolle.
Wir können sie anschließend lange aufbewahren fürs nächste Jahr oder auch gleich aussäen, wenn wir die Samenkörner jetzt im Frühjahr gewonnen haben. Es gibt weltweit über 3 000 Tomatensorten, und es kommen jedes Jahr neue hinzu. Tomaten sind das Lieblingsgemüse der Deutschen und fast ein Muss für jeden Gartenfreund. Bei der Auswahl der Sorten sollten wir genau wissen, wie wir die Früchte später verwenden wollen.
Die beiden Hauptkomponenten beim Geschmack sind der Zucker- und Säuregehalt, die je nach Sorte unterschiedlich hoch sind. Die kleinen Kirschtomaten haben den höchsten Zucker- und auch einen ordentlichen Säuregehalt und schmecken deshalb besonders süß und aromatisch.
Große Fleischtomaten haben weniger Gehalt von beiden Komponenten und sind deshalb nicht ganz so aromatisch. Die „normalen“ Tomaten (Salattomaten), etwa die Sorten Harzfeuer oder Moneymaker, liegen irgendwo dazwischen. Romatomaten und San Marzano, die länglichen Typen, sind etwas flacher im frischen Geschmack.
Interessant ist, wie viel Fruchtgewicht die einzelnen Sorten bringen. Da haben im Schnitt die Roma- und Salattomaten deutlich die Nase vorne. Kirschtomaten tragen zwar sehr viele Früchte, in der Summe aber produzieren sie weniger Fruchtgewicht. Fleischtomaten bringen zwar einzelne Früchte mit gewaltigem Gewicht hervor, ein Kilo und mehr kann es sein, aber in der Summe haben sie den geringsten Ertrag, weil es nur wenige Früchte gibt.
Kirschtomaten eignen sich besonders zum Naschen und Frischverzehr, die Verwendung der Salattomaten steckt schon in ihrem Namen. Fleischtomaten werden gewöhnlich beim Kochen eingesetzt für Tomatensoße, zum Füllen oder bei Gyros, Döner und Hamburger. Roma und San Marzano Tomaten eignen sich besonders gut zur Herstellung von Tomatensoße, Ketchup und Tomatensuppe.