Die Live-Aufnahmen machen Starosta stolz und auch seine Augen leuchten, wenn er die Küken sieht und beobachten kann. Schon immer haben Falken auf dem Turm der Kirche gebrütet, doch in den 1990ern machten sie sich rar, kehrten für fast 30 Jahre nicht zurück. Über den ganzen Zeitraum habe ihm immer etwas gefehlt, wenn er zum Kirchturm empor blickte.
Im Jahr 2010 bot sich die Chance, den Turmfalken den Kirchturm wieder schmackhaft zu machen, denn am Archi-Gymnasium, an dem Pfarrer Volker Kluft zeitweise unterrichtet, fielen Falkenküken aus dem Nest.
Die Tiere wurden mit Hilfe von Tierarzt Ernst Hagemann kurzerhand in den Kirchturm umgesiedelt und ausgewildert. Doch auch nach der Auswilderung kehrten die Vögel zunächst nicht zurück.
„Wir können es uns nicht erklären. Die Vermutung liegt nahe, dass die Falken damals etwas massiv gestört hat, sodass sie nicht wiederkamen“, sagt Starosta.
Mit der Erlaubnis von Pfarrer Kluft entfernte Starosta im Turm der St.-Andreas-Kirche ein paar Lamellen in dem oberen rechten Fenster des Kirchturms, um Platz zu schaffen und die Jungfalken dort aufziehen zu können.
Ein anderes Falkenpaar kehrte 2020 an den Nistplatz im Kirchturm zurück und brütete ein Jungtier aus.
Ein Jahr später jedoch wurden die nächsten Falken von einem Taubenpaar vertrieben.
„Ich war damals arg geknickt. Aber die Falken haben sich in diesem Jahr ihren Platz zurückerkämpft“, erklärt Starosta, der weiterhin alles im Blick hat.
Nachdem die Tauben das letzte Falkenpaar vertrieben hatten, kam die Idee auf, eine Kamera zu installieren, um den Prozess des Brütens zu beobachten.
„Wir haben es erst mit einer PC-Kamera versucht, aber die Auflösung war zu schlecht. Also hat Franz Georg Sievert eine hochwertige Kamera mit einem großen Speicher besorgt.“
Seit dem Einzug der neuen Falken vergeht kein Tag, an dem Starosta nicht einen Blick auf die aktuelle Lage in luftiger Höhe wirft. „Man ist schon neugierig. Es ist ein Erfolg, dass die Falken jetzt dort brüten.“
Damit die Vögel auch im nächsten Jahr zurückkehren, wird jegliche Art von Stress vermieden. „Eine Glocke ist kaputt, aber wir warten solange mit der Reparatur, bis die Falken wieder ausgezogen sind“, erklärt Starosta.
Auch für Besucher ist der Turm gesperrt, damit die Tiere ihre Ruhe haben und wiederkommen. „Wenn sie sich an einem Ort wohl fühlen, dann kehren sie immer wieder an diesen zurück.“
Turmfalken brüten ihre Jungen in der Regel in felsigen Regionen in Spalten und Höhlen aus, aber auch Kirchtürme oder Nistplätze an Hochhäusern werden genutzt. Sie brüten hoch oben, wo die Gefahr für sie am geringsten ist. Die Vögel brüten bereits ab dem zweiten Lebensjahr und legen ab Mitte April durchschnittlich drei bis sechs Eier. Die Jungen schlüpfen nach circa 29 Tagen. In den ersten Tagen hudert das Weibchen ihre Jungen fast vollständig, das bedeutet, dass es die Küken unter den Flügeln aufnimmt und somit auch vor äußeren Umwelteinflüssen wie Kälte oder Regen schützt. Beide Elternvögel versorgen die Jungen mit Nahrung. Nach ungefähr zwei Monaten sind die Vögel flügge. Turmfalken können ein Alter von bis zu 18 Jahren erreichen.