Kampf gegen die Faulbrut in Lippstadt: Soester Bienen-Experte packt mit an

In Lippstadt ist die Amerikanische Faulbrut der Bienen (AFB) ausgebrochen. Der Soester Thomas Busch ist als Bienensachverständiger im Einsatz. Was jetzt zu tun ist.
Soest/Lippstadt – In Lippstadt ist die Amerikanische Faulbrut der Bienen (AFB) ausgebrochen. Das Veterinäramt des Kreises Soest hatte die ansteckende Bienenseuche am Montag, 17. April, amtlich festgestellt. Ein Sperrgebiet mit einem Radius von einem Kilometer um den Ausbruchsort ist eingerichtet worden. Der Kampf gegen die Faulbrut hat bereits begonnen.
Biene | Apiformes oder Anthophila |
Klasse | Insekten |
Ernährung | rein vegetarisch, süße Pflanzensäfte - Nektar |
Beteiligt ist auch ein Soester: Thomas Busch, der erste Vorsitzende des Imkervereins Soest – den meisten besser bekannt als Schulleiter des Hubertus-Schwartz-Berufskollegs. „Ich bin ja ausgebildeter Bienensachverständiger“, erklärt Busch, der seit über 30 Jahren imkert. Vom Veterinäramt sei er mit der Sanierung der 17 betroffenen Bienenvölker beauftragt worden.
Die Arbeitsgruppe, die aus sechs Bienensachverständigen besteht, machte sich am Donnerstag,20. April, ans Werk. „Für den Menschen ist die Krankheit ungefährlich“, sagt Busch. „Auch der Verzehr des Honigs wäre nicht ansteckend.“ Für Bienen hingegen handelt es sich bei der Amerikanischen Faulbrut um eine hartnäckige Tierseuche: Der Erreger ist ein hochansteckendes Bakterium, das die Brut der Bienen zersetzt und zum Tod des gesamten Volkes führen kann, wenn der Imker nicht eingreift.
Kampf gegen die Faulbrut: Darum müssen Bienen jetzt hungern
In Deutschland gibt es zwei Genotypen (ERIC I und ERIC II). Bei den Völkern in Lippstadt nahe dem Gewerbegebiet „Am Wasserturm“ ist die Variante „ERIC II“ nachgewiesen worden. „Das Virus verbreitet sich bei diesem Typ schneller und wird häufig erst spät erkannt“, erklärt Busch. Die Larven seien bei diesem Genotyp oft schon tot, bevor sie überhaupt schlüpfen.
Die von der Faulbrut betroffenen Bienenvölker sind entweder zu töten oder mittels des sogenannten „Kunstschwarmverfahrens“ zu sanieren. In Lippstadt wird die zweite Methode angewandt. In einem ersten Schritt ist dazu der Sperrbezirk eingerichtet worden. Hier dürfen Bienenvölker weder rein noch raus.

In einem zweiten Schritt sind sämtliche Bienen in eine Zarge gefegt worden. Die Zarge beschreibt eine Ebene der Bienenbeute bzw. Bienenwohnung. Dort verbleiben sie bis zu fünf Tage. „Sinn der Aktion ist, dass die Tiere sich leer koten“, erklärt Busch. Denn der Infektionsweg der AFB beginnt im Darm der Bienenlarve. „Die Witterung spielt uns in die Karten“, sagt Busch. Denn noch finden die Bienen wenig Nahrung, die Blütezeit beginnt gerade erst. Normalerweise wird dann zugefüttert.
Kampf gegen die Faulbrut: Risiko durch offene Honiggläser
Jetzt werden die Bienen jedoch auf Diät gesetzt, um den Prozess der Darmleerung zu beschleunigen. In der nächsten Woche kommt eine neue Ebene auf die Zarge – die Bienen sollen hochziehen. Um den schwarz-gelben Tieren den Umzug zu erleichtern, wird die Königin in der oberen Kiste gehängt und mit Waben ausgestattet. „Damit die Bienen merken, das ist jetzt die schönere Wohnung“, so Busch. Die mit der hochgradig ansteckende Faulbrut infizierten Waben und Brut werden verbrannt. Boden und Deckel der Zarge werden mit Ätznatron gereinigt und desinfiziert. Für die Arbeiten in der 17. Kalenderwoche werden bis zu 12 Bienensachverständige im Einsatz sein – inklusive Thomas Busch.
Die zum Teil bereits in Blüte stehenden Rapsfelder im Kreis Soest würden ein beliebtes Ziel für Wanderimker darstellen – wegen des Honigs, erklärt Busch. „Wir müssen deshalb besondere Obacht walten lassen, damit es im Imkerverein Soest nicht zum Ausbruch kommt.“ Die Vorschriften des Gesundheitsamts sollten streng beachtet werden. Regelmäßiges Überwachen und Monitoring der Bienenstandorte im Kreis Soest gehöre ebenfalls dazu.
Honig aus dem Ausland und in offenen Altglas-Containern entsorgte Honiggläser können auch den Ausbruch der AFB begünstigen – auf der Suche nach Nahrung könnten Bienen von dem mit Faulbrut kontaminierten Honig naschen. Oft kann der Imker gar nichts dafür. So wie auch in dem Fall des betroffenen Lippstädter Imkers. Thomas Busch spricht aus Erfahrung: Vor 20 Jahren war bei seinen Bienenvölkern ebenfalls die Amerikanische Faulbrut ausgebrochen. „Man bildet sich ein, alles richtig zu machen und ist dann als Imker sehr schockiert, wenn die Faulbrut nachgewiesen wird.“
Die Amerikanische Faulbrut
Die Amerikanische Faulbrut ist eine Bienenseuche, die in der ganzen Welt unter Bienenvölkern verbreitet ist. Sie wird auch als Bienenpest bezeichnet. Die Krankheit kommt - anders als der Name vermuten lässt - nicht aus Amerika, sondern wurde dort lediglich entdeckt. Über kontaminierten Honig oder Waben gelangt der Erreger der Faulbrut, das Bakterium Paenibacillus larvae larvae, in den Bienenstock und wird über Körperkontakt und Futteraustausch verbreitet. Den erwachsenen Bienen oder dem Menschen schadet der Erreger nicht. Er befällt ausschließlich den Nachwuchs der Bienen.