Außerdem stoßen die Beamten auf eine Gruppe von Menschen, die auf dem Gehweg unterwegs waren, als der Motorradfahrer die Kontrolle über seine hochmotorisierte Maschine verlor. „Sie berichten uns, wie der Motorradfahrer immer wieder mit hoher Geschwindigkeit die Straße auf und ab fuhr. Dort herrscht eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Der Motorradfahrer war deutlich schneller unterwegs. Er hat versucht, in jeder Kurve sein Knie auf den Boden zu bekommen, das zeigen Abnutzungsspuren an gewissen Pads, die genau dafür hergestellt werden.“
Jeder aus der Gruppe steht in diesem Moment unter Schock. Denn ihnen wird bewusst, dass sie selbst nur knapp einem Unglück entkommen sind. Rasch erzählt: „Der Motorradfahrer ist ins Driften gekommen, durch die Hecke geflogen, direkt an der Personengruppe vorbei, durch die Büsche bis zum Ufer. Was wäre passiert, wenn die Personengruppe nur wenige Meter weiter gestanden hätte?“
Die Untersuchungen ergeben, dass der Hinterreifen der Aprilia zu 100 Prozent abgefahren ist – „von Flanke zu Flanke“, sagt Rasch. „Das zeigt, dass der Reifen immer wieder im oberen Grenzbereich gefahren wurde. Leider Gottes nicht auf der Rennstrecke, sondern im öffentlichen Straßenverkehr. Das gehört da nicht hin.“
Der Ausgang des Unfalls ist zwar nicht tödlich, hat aber trotzdem schlimme Folgen für den erst 19-jährigen Fahrer. Frederik Rasch berichtet: „Er hat sein Leben mit der Bewegung eingebüßt. Er ist ab dem dritten Halswirbel gelähmt, wird nie wieder Motorrad fahren. Nur, weil er jedes Mal vorhatte, am Möhnesee sein Knie auf den Boden zu bekommen. Das Loch ist noch heute in der Hecke.“ Diese Grenzüberschreitung im Straßenverkehr hatte einen schwer verletzten, jungen Mann, zehn unter Schock stehende Menschen und eine Familie, die ihren Sohn wohl nie wieder laufen sehen wird, zur Folge.
Teil 1 der Serie „Retter berichten“: Tödlicher Tritt aufs Gaspedal: Jessica und Thomas verloren durch einen Raser ihr Leben
„Crash Kurs NRW“ ist eine Zusammenarbeit zwischen Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Notfallseelsorge, Verkehrsunfallopfern und deren Angehörigen. Ziel ist es, den jungen Teilnehmern zu verdeutlichen, welch hohe e Gefahr im Straßenverkehr von Raserei, Alkohol und Drogen am Steuer, Leichtsinn, überhöhter Geschwindigkeit, fehlenden Gurten und Ablenkung durch das Handy am Steuer ausgeht. In fünf Serien-Teilen erzählen wir die Geschichten von Einsatzkräften und einer Unfall-Beteiligten.