Eisheilige vorbei, aber jetzt kann die Schafskälte empfindlichen Pflanzen gefährlich werden

Die Eisheiligen sind überstanden, aber bis in den Juni hinein können leichte Bodenfröste empfindlichen Pflanzen im Garten noch gefährlich werden. „Schafskälte“ nennt man diese Phase. Unser Gartenexperte Klaus Fischer erklärt, wie man seine Pflanzen schützen kann.
Soest – Das war ein Schrecken, als die Meteorologen in dieser Woche für die Morgenstunden des 18. und 19. Mai die Gefahr von Bodenfrost in ungünstigen Lagen ankündigten – einige Tage nach den Eisheiligen. Denn inzwischen gucken die Keime der Kartoffeln schon 30 Zentimeter und mehr aus dem Boden, wachsen Tomaten und Paprika in den Beeten, schauen längst die Bohnenkeimlinge aus dem Boden, alles Pflanzen, die absolut auch nicht den Hauch von Frost vertragen.
Das gilt auch für die vielen Sonnenkinder in unseren Balkonkästen wie Fuchsien, Fleißiges Lieschen, Petunien, um nur einige zu nennen. Geranien sind etwas robuster, wenn der Frosthauch, der zumeist kurz vor Sonnenaufgang übers Land zieht, nur einige Minuten dauert. Aber Sorgen macht man sich ihretwegen natürlich auch.
Schafskälte und Akelei: Spätfröste auf dem Land
Bei einem Garten in der Stadt ist die Gefahr solcher Spätfröste nicht so groß, sind doch in bebautem Gebiet erfahrungsgemäß auch die Nachttemperaturen ein, zwei Grad höher als in Randbereichen und auf dem Land. Das Mittel der Wahl, um die empfindlichen Lieblinge gegen Frost zu schützen, ist Vlies, das es in verschiedenen Größen und Stärken zu kaufen gibt.
Die Vliesbahnen werden über die zu schützenden Gewächse ausgebreitet. Ich habe speziell bei den Bruch-gefährdeten Kartoffeltrieben ein stützendes Gestell aus Stangen aufgebaut, auf das ich das Vlies gelegt habe. Der Grund ist der kräftige Wind aus nördlichen Richtungen, den wir seit Tagen haben. Er bläht das Vlies auf wie ein Segel und schlägt es hin und her.
Schafskälte und Akelei: Vlies schützt gegen Frost
So schützt das Vlies zwar gegen den Frost, aber anschließend sind viele Keime abgebrochen, was nicht im Sinne des Erfinders ist. Die Kartoffeln treiben später zwar wieder aus, aber werden in ihrer Entwicklung deutlich zurückgeworfen.
Das Vlies schafft ein Miniklima, hält die Wärme des Bodens, die längst deutlich über dem Gefrierpunkt liegt, zurück und schützt so die Pflanzen vor der kalten Luft. Ich habe übrigens ebenso meine Erdbeeren abgedeckt, die derzeit in voller Blüte stehen. Denn auch die mögen überhaupt keinen Frost. Man erkennt erfrorene Erdbeerblüten an einem schwarzen Punkt in der Mitte. Aus ihnen werden sich keine Früchte mehr bilden. Die schon in der Entwicklung befindlichen Früchte erfrieren zum Glück nicht so schnell.
Schafskälte und Akelei: Hohe Blütenstängel
Nicht so empfindlich gegen solche späten Nachtfröste sind viele heimische Gewächse, von denen schon etliche in voller Blüte stehen. Verkehrsteilnehmer, die den Bergenring und Danziger Ring bis hin zum Naugardenring nehmen, erfreuen sich seit Wochen über eine Blütenpracht auf der Stadtseite, bevorzugt in blauen Farbtönen. Momentan fallen bis zu 60 Zentimeter hohe Blütenstängel auf, die überreich mit dunkelblauen Blüten besetzt sind.
Die Akelei steht in voller Blüte. Sie wurde dort wie auch viele andere Stauden, etwa Küchenschelle, Katzenminze, Kerzenehrenpreis, Flockenblume und etliche mehr von den Stadtgärtnern im vergangenem Jahr angepflanzt. Entstanden ist ein straßenbegleitender Blütensaum, der das Herz jedes Gartenfreunds höher schlagen lässt.

Die Akelei (Aquilegia vulgaris) ist eine Staude aus der großen Familie der Hahnenfußgewächse und ist damit verwandt mit stattlichen Pflanzen wie Rittersporn, Eisenhut und Clematis, aber auch kleinen Vertretern wie Adonisröschen, Anemone, Scharbockskraut und dem Allerweltskraut Hahnenfuß, das auf unseren Wiesen derzeit satt gelb blüht und oft auch wegen dieser Farbe als Butterblume bezeichnet wird.
Die Akelei ist ein Vagabund. Sie gehört zwar zu den Stauden, wird aber meistens nur wenige Jahre alt. Aber wir müssen uns keine Sorgen machen, dass sie aus unserem Garten völlig verschwunden ist. Gewöhnlich hat sich die Akelei schon vorher kräftig ausgesamt. Und genau das ist das Spannende an diesem Gewächs: Wo taucht sie wieder auf, welche Farbe und Form werden dann ihre Blüten haben?
Schafskälte und Akelei: Eine Samentüte mit schönen Folgen
Ich hatte eine Samentüte mit einer Mischung verschiedener Farben und Blütenformen vor einigen Jahren bei mir im Garten ausgesät. Seitdem tauchen in jedem Frühjahr selbst an ganz entlegenen Stellen Akeleien auf, sogar mitten zwischen hohen Gräsern und Brennnesseln an einem Erdwall.
An Farbtönen habe ich inzwischen von gelb über weiß, rosa bis hin zu blau und lila eine große Palette gesehen mit unterschiedlichen Sättigungen und auch Mischtönen. Ebenso die Blütenformen variieren sehr stark. Das liegt daran, dass sich die einzelnen Akeleien oft kreuzen und so immer wieder neue Kombinationen hervorbringen. Letzlich werden aber die verschiedenen Zuchtformen immer seltener und zunehmend die blaulila Wildform dominanter, die allerdings auch sehr apart ist.

Akelei liebt einen halbschattigen Standort mit frischem Boden. In trockenen Sommern sollte sie deswegen regelmäßig gegossen werden, Staunässe hingegen aber mag sie gar nicht. Wer die Selbstaussaat verhindern will, sollte gleich nach der Blüte den Blütenstängel abschneiden. Dann hat man auch die Chance auf eine Zweitblüte im Spätsommer.
Eins noch zum Schluss: Wie alle Hahnenfußgewächse ist auch die Akelei giftig, zwar nicht tödlich. Aber schon der Verzehr weniger Blätter kann Übelkeit, Erbrechen und weitere Beschwerden hervorrufen. Empfindliche Menschen sollten vorsichtshalber beim Hantieren mit Akelei Handschuhe anziehen.
Hier erklärt Klaus Fischer, wie es aktuell um die Feuchtigkeit im Boden steht und warum er jetzt schon Blumenkohl geerntet hat.