Im Garten nach den Eisheiligen: Sommerflieder und Braunelle sind für Insekten

Sommerflieder und Braunelle haben jetzt ihre Blütezeit. Darüber freuen sich nicht nur Bienen und andere Insekten. Aber eine Frage beschäftigt unseren Gartenexperten noch: Sind die Eisheiligen schon vorbei?
Soest – Gartenfreunde können stundenlang übers Wetter reden. Klar, davon hängen Wachsen und Gedeihen in unseren kleinen Paradiesen entscheidend ab. In diesen Tagen gibt es nur eine Frage: Bekommen wir noch die Eisheiligen unangenehm zu spüren?
Schaue ich mir die langfristigen Prognosen an, dann sieht es nicht danach aus. Die vorausgesagten Nachttemperaturen bewegen sich alle in den nächsten zwei Wochen ab plus sechs Grad aufwärts – natürlich mit dem bekannten Unsicherheitsfaktor. Damit können wir jetzt bedenkenlos die ganzen empfindlichen Schönheiten in den Boden legen, für die Frost ein Todesurteil wäre: Dahlien, Gladiolen, Begonien, indisches Blumenrohr (Canna) und viele mehr. Bis sie ihre ersten grünen Triebe aus dem Boden recken, vergehen noch bis zu zwei Wochen. Wir sollten die Stellen, wo wir die Zwiebeln, Rhizome und Knollen im Boden versenken, immer mit einem kleinen Stab markieren oder, wenn vorhanden, mit einem Namensschild mit Sortenangabe. So behalten wir später den Überblick.
Eisheilige und Sommerflieder: Eisheilige mit vier Frostnächten im April
Die Eisheiligen hatten wir in diesem Jahr in der letzten Aprilwoche. Denn es gab vier Frostnächte. Und auch am 3. Mai war morgens noch alles weiß verreift. Das hatte durchaus Folgen. Besonders betroffen ist bei mir der Sommerflieder oder Schmetterlingsstrauch (Buddleja). Er ist zwar einigermaßen winterhart, das bezieht sich aber vor allem auf die Wurzel. Die Triebe hingegen sind durchaus frostempfindlich. Je feiner sie sind, umso eher erfrieren sie. Ganz empfindlich ist der Neuaustrieb. Deswegen sollte man den Sommerflieder, der übrigens mit dem echten Flieder überhaupt nicht verwandt ist, so spät wie möglich im Frühjahr schneiden. Bei mir hat es diesmal das frische Grün hinweggerafft. Aber nach drei Tagen sind am Boden schon mehrere Neutriebe zu erkennen.
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Beim Schnitt werden als erstes alle abgestorbenen Triebe entfernt. Das können nach einem härteren Winter durchaus alle sein bis fast runter auf den Boden. Da der in unseren Gärten hauptsächlich wachsende Sommerflieder Buddleja Davidii am diesjährigen Holz blüht, sollte er in jedem Fall kräftig geschnitten werden, um zu einem starken Neuaustrieb angeregt zu werden. Es reicht, wenn drei, vier Augen stehen bleiben.
Eisheilige und Sommerflieder: Buddleja in vielen Größen
Buddleja-Sorten gibt es in verschiedenen Größen von Büschen mit einer Höhe ab einem Meter bis hin zu großen Büschen, die drei bis vier Meter hoch werden können. In einem Jahr macht die Pflanze Triebe bis zu zwei Metern Länge. Durch die Tiefe des Schnitts kann man deshalb ein wenig die Größe des Busches variieren.
Es gibt außerdem noch den wechselblättrigen Sommerflieder (Buddleja alternifolia), der winterhart ist. Seine Blüten entwickeln sich am vorjährigen Holz. Deswegen darf der bis zu vier Meter hohe und breite Busch nicht radikal zurückgeschnitten werden, weil man sonst alle Blütenknospen entfernt. Vielmehr lichtet man ihn regelmäßig aus, indem alte Triebe komplett entnommen werden und dadurch eine Verjüngung erzielt wird. Typisch für die Blütentriebe ist, dass sie herunterhängen und auf ganzer Länge Blüten bilden.
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Eins sollte man noch wissen: Buddleja samt sich besonders leicht und häufig selber aus. Dabei bevorzugt das Gewächs sonnige und eher trockene, karge Standorte. An Bahndämmen und steinigen Brachflächen kann man oft Unmengen dieser Büsche finden. Deshalb gilt der Sommerflieder als invasiver Neophyt. Wer also den Ausbreitungsdrang des Sommerflieders unterbinden will, sollte rechtzeitig dafür sorgen, dass der Busch keinen Samen bilden kann, also die verblühten Kerzen abschneiden.

In unseren Wiesen und an Wegrändern finden wir jetzt ein weiteres Kraut aus der Familie der Lippenblütler, das in voller Blüte steht, die kleine Braunelle (Prunella vulgaris). Ihre Blüten sehen ähnlich aus wie die des schon vor einer Woche vorgestellten Gundermanns. Während die kleine Braunelle eher nährstoffreiche lehmige Böden bevorzugt, siedelt sich ihre Verwandte, die großblumige Braunelle (Prunella grandiflora) lieber auf ärmeren kalkigen Böden an. Von letzterer gibt es längst etliche Züchtungen, die das Farbspektrum, das bei beiden wilden Arten von lila bis zu einem hellen Blau reicht, um rötliche und weiße Töne erweitern.
Eisheilige und Sommerflieder: Dünger und Rasenmäher sind Gift
Die Braunellen sind eine wichtige Bienenweide, besonders beliebt auch bei den gefährdeten Wildbienen. Auch Hummel schlürfen gerne den Nektar aus den kleinen Lippenblüten. Dazu kommen noch 18 heimische Schmetterlingsarten, denen die Braunellen Nahrung bieten. Braunellen säen sich selber reichlich aus. Dazu bilden sie noch Ausläufer und „kriechen“ damit über den Boden. Gerne siedeln sich die Braunellen auch in Steinritzen und Pflasterfugen an. Auch zur Dachbegrünung eignen sie sich.
Häufiges Mähen vertragen sie allerdings nicht, wie auch üppiges Düngen. Dafür überstehen sie längere Trockenperioden recht gut. Braunellen werden in der Volksmedizin als Heilpflanzen verwendet. Im Mittelalter versuchte man mit Braunellen die Diphterie zu bekämpfen (Rachenbräune). Daher leitet sich auch ihr Name ab. Bei Entzündungen und zur Wundheilung wurde sie wegen ihrer antibakteriellen Wirkung genutzt. In China gilt die Braunelle auch heute noch als Heilkraut bei Leber- und Gallenleiden.
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