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Eine Wohnung kann purer Luxus sein

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Von: Achim Kienbaum

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Bei einem bundesweiten Aktionstag rückten diese aktiven Unterstützer das Thema Wohnungslosigkeit in den Fokus.
Bei einem bundesweiten Aktionstag rückten diese aktiven Unterstützer das Thema Wohnungslosigkeit in den Fokus. © Peter Dahm

Ein Dach über dem Kopf zu haben, darf kein Luxus sein, gerade in einem vergleichsweisen reichen Land wie Deutschland – ist es aber für viele Menschen. Und zwar ein unerschwinglicher. Weil das kein Problem von wenigen ist, sondern ihre Zahl sehr wahrscheinlich in den nächsten Monaten noch deutlich zunehmen wird, gab es jetzt einen bundesweiten Aktionstag. Eine der Veranstaltungen in diesem Rahmen fand in Soest statt.

Soest - Klaus (Name geändert) hat Glück gehabt: Er hat schon vor einiger Zeit einen von insgesamt 26 Platzen ergattern können, die die Perthes-Stiftung in ihrem Wohnhaus in der Briloner Straße in Soest sowie dezentral an mehreren anderen Standorten im Kreis anbieten, er hat auch über Therapien den Absprung aus seiner jahrzehntelangen Alkoholsucht hinbekommen.

Beim Aktionstag der Perthes-Stiftung in der Kirche Alt St. Thomae hat er seine Lebensgeschichte aufgeschrieben und mit „Fußabdrücken“ wichtige Stationen anschaulich dargestellt. Zu sehen waren sie am Mittwoch bei einer von vielen Stationen, die Heike Krier und ein Team von Mitarbeitern in der Kirche aufgebaut hatten.

Die Leiterin des Wohnhauses macht sich keine Illusionen darüber, dass Wohnungslosigkeit ein leicht und schnell lösbares Problem in Soest und den anderen Städten im Kreis wäre, sie weiß, dass sich die Situation noch deutlich verschärfen wird. „Sehr viele Menschen, die jetzt schon Probleme haben, ihre Rechnungen zu bezahlen oder die zur sogenannten Mittelschicht gehören und einigermaßen klarkommen, werden die teilweise dramatisch steigenden Lebenshaltungskosten nicht mehr bezahlen können“, warnt sie. Der tiefe Fall in die Wohnungslosigkeit kann dann ganz schnell gehen.

Wie groß genau die Zahl von Menschen ohne ein Dach über dem Kopf jetzt schon ist, lässt eine Zahl zumindest erahnen: Bei der Sozialberatungsstelle in Soest sind 129 Menschen mit ihrer postalischen Adresse gemeldet – eine andere haben sie nicht.

„Die Dunkelziffer dürfte aber groß sein“, ist Heike Krier sicher. Zu groß sei die Scham vieler Betroffener, sich zu melden – viele würden improvisieren und vorübergehend bei Freunden oder Angehörigen unterkommen.

Eine langfristige Lösung ist das natürlich nicht – gerade auch, weil oft zur Obdachlosigkeit noch andere persönliche Probleme hinzukommen, die einen hohen Betreuungs- und Beratungsbedarf erfordern – und im knallharten Kampf um Mietwohnungen wahre Killer sind.

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