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Wüsten-Wunder im Garten: Alles zur Pflege der unzerstörbaren „Rose von Jericho“

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Von: Klaus Fischer

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Die echte Rose von Jericho ist ein Naturwunder. Die Gartenpflanze sieht aus, als sei sie gestorben, aber Wasser kann sie aufpäppeln. Alles Infos zur Pflege.

Soest – Ohne Wasser gibt es kein Leben. Diese Binsenweisheit wird uns vermeintlich sehr schön vor Augen geführt durch die Rose von Jericho. Diese Pflanze wird oft im Herbst verkauft und als „Auferstehungspflanze“ angepriesen.

PflanzeEchte Rose von Jericho
OrdnungKreuzblütlerartige
FamilieKreuzblütler
GattungAnastatica

Rose von Jericho: Man kann die Gartenpflanze wieder zum Leben erwecken

Ich habe eine auf dem Pferdemarkt erstanden, ein dürres Knäuel aus kleinen Zweigen und Blättern, das einfach nur welk und tot aussieht. Gießt man sie mehrere Tage kräftig, dann öffnen sich plötzlich ihre Zweige, und es scheint so, als ob sie durch das Wasser wieder zum Leben erweckt worden ist. Lässt man sie nach einigen Tagen eintrocknen, dann rollt sie sich wieder zusammen, man kann sie wegpacken und nach einem Jahr erneut zum Leben erwecken.

Was wie ein Wunder aussieht, ist bei der echten Rose von Jericho (Anastatica hierochuntica) nichts weiter als ein kleiner Trick der Natur, um die Vermehrung dieser Wüstenpflanze aus Israel und Jordanien sicherzustellen. Das Knäuel ist nichts weiter als die abgestorbene schützende Hülle für die Samen dieses Gewächses.

Rose von Jericho: Der Wind treibt sie über die Wüste

Der Wind reißt sie ab und treibt sie über die Wüste. Bleibt sie irgendwann liegen, und es kommt ein Regen, dann öffnen sich die Zweige, indem sich die Pflanzenzellen mit Wasser vollsaugen und prall werden. Der Samen wird freigegeben, fällt zu Boden und kann dann am neuen Ort keimen. Es ist nur ein physikalischer Effekt. Die Zweige bleiben abgestorben. Die Quelle des Lebens befindet sich im Samenkorn, das durch Wasser schließlich keimt und eine neue Pflanze bildet.

Rose von Jericho
Nach intensivem Wässern haben sich die Zweige der unechten Rose von Jericho geöffnet und sind grün geworden. © Klaus Fischer

Die „unechte Rose von Jericho“: Es handelt sich um Moosfarn

Es gibt noch die „unechte Rose von Jericho“ (Selaginella lepidophylla), die aus den Wüstengebieten Nordamerikas stammt, oft aber als Rose von Jericho vermarktet wird. Eine solche habe ich auf der Kirmes gekauft, habe ich allerdings erst später gemerkt, als sie sich nach dem Wässern geöffnet hat. Es handelt sich hierbei um einen Moosfarn, der durchaus eine längere Zeit ohne Wasser überdauern kann.

Man legt das Knäuel mit dem Wurzelansatz in eine Wasserschale. Es wird sich nach einiger Zeit öffnen und grün werden. Wer möchte, kann die unechte Rose von Jericho sogar in einen Topf mit Kakteenerde einpflanzen. Sie muss nur ganz wenig gegossen werden und steht am liebsten vollsonnig, also an einem Südfenster. Sie verträgt weder Frost, Zugluft noch Staunässe. Das Anwachsen klappt aber in der Regel nur bei „frischen“ Pflanzen.

Die Rose von Jericho und ihre besonderen Fähigkeiten

Diese besonderen Fähigkeiten der „Auferstehungspflanzen“ besitzen unsere Gartenpflanzen nicht. Sie sind auf eine ständige Versorgung mit Wasser angewiesen. Das haben wir in den Dürrejahren 2018 bis 2020 und 2022 zu spüren bekommen. Viele unserer grünen Lieblinge sind auf der Strecke geblieben, weil sie verdurstet sind.

Nun wird mancher Gartenfreund glauben, dieses Problem habe sich inzwischen erledigt. Denn es regnet seit Wochen immer wieder, und der Boden im Garten ist oftmals klatschnass. Aber das ist ein Trugschluss. Wer es genau wissen will, sollte sich die Karten des Helmholtz-Instituts anschauen, das regelmäßig den „Dürremonitor“ herausbringt (www.ufz.de, Suchwort Dürremonitor). Der weist für die Soester Börde, Stichtag 4. Januar 2023, für den Boden in 1,8 Metern Tiefe nach wie vor eine „außergewöhnliche Dürre“ aus, die höchste Stufe in diesem Monitoring. Lediglich der Oberboden ist laut Karte zu über 100 Prozent mit Wasser gesättigt, das ist der Teil, den wir sehen und mit dem Spaten erreichen können.

Rose von Jericho
Vor dem Wässern macht das Gewächs einen eher kümmerlichen Eindruck. © Klaus Fischer

Pflanzen im Garten: Gut durchfeuchteter Oberboden reicht für die meisten Blumen aus

Nun kann man sich auf den Standpunkt stellen, was kümmert mich der Boden in 1,8 Metern Tiefe. Für die meisten unserer Blumen und Nutzpflanzen reicht schon der gut durchfeuchtete Oberboden zum Wachsen aus. Das Nachsehen haben allerdings fast alle Büsche, Hecken und besonders unsere Bäume im Garten. Denn deren Wurzeln reichen locker bis in diese Tiefe. Und dort herrschen schon seit längerer Zeit Wüstenbedingungen für die großen Pflanzen. Sie dursten also auch trotz der Niederschläge der letzten Wochen. Bis dieses Regenwasser tatsächlich dort unten im Boden ankommen, vergehen etliche Monate. Und es muss von oben immer wieder Regennachschub kommen. Im Lauf der letzten Jahre, die durchweg alle unterdurchschnittlich Regen gebracht haben, summiert sich inzwischen das Regendefizit auf ein ganzes Niederschlagsjahr auf.

Es gibt aber eine Möglichkeit, unseren Büschen, Hecken und Bäumen zu helfen. Wir gießen sie jetzt kräftig – auch wenn das manchem als widersinnig erscheint. Das Wasser nehmen wir aus unseren Regentonnen. Die sind seit Wochen prall gefüllt, in der Regel fließt der Überlauf nutzlos ab. Wir leeren also besser die Tonnen zum Gießen und das immer wieder nach jedem Regentag. Wenn wir das wochenlang durchhalten, haben wir den Gehölzen einen sehr guten Dienst geleistet, und sie werden es uns mit kräftigem frischem Grün im Frühling danken.

Im Winter müssen sich Gärtner nicht etwa nur um ihre Pflanzen, Blumen und Vogelhäuschen kümmern, sondern auch um ihre Geräte - wie Sie ihre Garten-Werkzeuge richtig pflegen.

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