Der enorme Rückgang an Alkoholvergiftungen ist jedoch bundesweit zu beobachten. Die nahe liegende Vermutung eines Zusammenhangs mit der Pandemie bestätigt eine aktuelle Mitteilung der Fachstelle für Suchtfragen „Sucht.Hamburg“. Dort heißt es: „Dass die Zahlen in der Corona-Pandemie besonders bei den Jugendlichen stark rückläufig sind, zeigt einmal mehr, dass das von ihnen praktizierte Experimentierverhalten in Bezug auf den Umgang mit Alkohol überwiegend in der Peergroup erfolgt. Durch die teilweise sehr weitreichenden Kontaktbeschränkungen waren auch die Gelegenheiten des gemeinschaftlich exzessiven Alkoholkonsums für die Jugendlichen stark eingeschränkt, sodass sich damit das Risiko einer Alkoholvergiftung verringerte. Ein allgemeiner Anstieg der Alkoholintoxikationen ist nach Ende der coronabedingten Kontakteinschränkungen nicht auszuschließen.“
Zudem habe eine von der Kaufmännischen Krankenkasse beauftragte Forsa-Umfrage gezeigt, dass 17 Prozent der 16- bis 29-Jährigen nach eigenen Angaben seit Corona weniger Alkohol trinken als zuvor. 13 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe sagte im Gegenzug allerdings auch, dass sie seit der Pandemie mehr Alkohol trinken. Diejenigen, die vor der Krise nur zu besonderen Anlässen getrunken haben – dies gaben in der Umfrage 30 Prozent der 16- bis 29-Jährigen an – gehören wohl auch zu denjenigen, die mangels Gelegenheiten weniger trinken. Diejenigen aber, die bereits vor der Krise in einer Krise steckten und denen Corona somit besonders zugesetzt hat, dürften zu denen gehören, die seit Beginn der Pandemie mehr Alkohol trinken.
Mona Emter, Leiterin der Suchtberatung der Diakonie Ruhr-Hellweg: „Uns liegen keine Erkenntnisse beispielsweise in Form von Studien vor, die darauf hindeuten, dass der Rückgang der Zahlen auf Pandemie-bedingte Maßnahmen wie Lockdowns oder Schutzvorkehrungen zurückzuführen ist. Wir können lediglich vermuten, dass die Kontaktbeschränkungen den gemeinschaftlich exzessiven Alkoholkonsum von Jugendlichen begrenzt und so das Risiko einer Alkoholvergiftung automatisch verringert haben.“