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Soester legt Buch über Spliff-Gitarrist Potschka vor

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Von: Klaus Bunte

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Der Soester Klaus Marschall legt die Biographie über den Spliff-Gitarristen Potsch Potschka vor
Der Soester Klaus Marschall legt die Biographie über den Spliff-Gitarristen Potsch Potschka vor © Klaus Bunte

Klaus Marschall hat erneut das Leben und Wirken einer Musikgröße der Achtziger Jahre zwischen zwei Buchdeckeln gebündelt. Der Soester Lehrer, der an einem Arnsberger Berufskolleg arbeitet, ist im Hobby und Nebenerwerb zum Biographen geworden, nachdem er als Ghostwriter des Trio-Trommlers Peter Behrens den Deutschen Biographie-Preis einheimste.

Soest - Für sein siebtes Buch hat er sich nun des Gitarristen Bernhard „Potsch“ Potschka angenommen. 1973 wurde er Mitglied der Politrockband Lokomotive Kreuzberg, kam nach deren Auflösung zur Nina Hagen Band und formierte 1980 die Band Spliff, die sich fünf Jahre später wieder trennte. Der Titel des Buchs, „Da fliegt mir doch das Blech weg“, ist dem Stück „Das Blech“, neben „Carbonara“ einer der bekanntesten Spliff-Hits, entnommen – eine Phrase, die damals in die Jugendsprache einging.

Vier Bands der Achtziger: Ideal, Extrabreit, Trio und Spliff

„Mit diesem Projekt habe ich schon seit Jahren geliebäugelt“, erzählt Marschall, „nachdem ich ihn mit seinem Projekt ,Potschka spielt Spliff? in der Lindenbrauerei Unna erlebte. Und Ideal, Extrabreit, Trio und eben Spliff, das waren die vier Bands, die ich in den Achtzigern durchgehend klasse fand. Mich interessiert, was dieser Mann zu erzählen hat: Wie er im nachkriegsgeprägten, streng konservativen Würzburg eine schwere Kindheit verlebte und dann in das pulsierende Berlin der Siebziger Jahre kam. Wie er mit Lokomotive Kreuzberg, einer Sponti-Band, durch Deutschland tourte, wie die misstrauisch betrachtet und auch angegangen wurden, wie er aus seinen Augen die Zeit mit Nina Hagen erzählt, wie ihre Band und auch Spliff international Aufmerksamkeit erregten“, erzählt Marschall.

„Auch, was die Bandmitglieder von Spliff nach der Auflösung der Band 1985 so getan haben, war für mich interessant. Ich hätte dazu auch ihren Sänger Herwig Mitteregger fragen können. Aber an den kommt man nicht ran. Ich möchte, dass die Geschichten, die solche Leute zu erzählen haben, erhalten bleiben.“

Das Projekt ging jedoch etwas stockend voran – aufgrund der vielen anderen Aktivitäten Marschalls. „Ich konnte mich aber immer nur zwischendurch damit beschäftigen, weil ich parallel an einem Bildband über Torfrock und einem Buch von Peter Illmann beschäftigt war.“ Dies aber nur beratend.

Der einstige Moderator der Musiksendung „Formel Eins“ stellt das Buch Kult war nicht geplant“ übrigens am 7. Mai ab 20 Uhr im Kulturbahnhof Werl vor. Marschall wird anwesend sein, aber nicht mit auf der Bühne stehen.

Insgesamt fünf Mal und im Zweimonatstakt sei er nach Berlin gefahren, um den heute 70-jährigen Potschka zu interviewen. In Zeiten von Corona, Homeoffice und Videokonferenzen möchte man annehmen, diese Reisen wären vermeidbar gewesen. Marschall betont aber: „Mir ist auch wichtig, ihn in seiner gewohnten Umgebung zu erleben, weil sie mit ausschlaggebend dafür ist, was für ein Mensch er ist. Und auch die Gestik und Mimik ist ein andere als vor einer Webcam, wenn er Dir direkt gegenüber sitzt. Und ich habe Potsch als äußert umgänglichen Menschen erfahren können.“

Anekdote am Rande: Bei einer dieser Fahrten traf er auf den Vorsitzenden des Trio-Fanclubs – und stellte fest, dass er ihm seinen Wikipedia-Eintrag zu verdanken hat: „Denn ich habe mich immer gefragt, wer den bloß angelegt hat.“ Das Buch: Potsch Potschka mit Klaus Marschall: „Da fliegt mir doch das Blech weg“. Erschienen im Charles-Verlag, 210 Seiten, Paperback. 18 Euro.

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