Die eigentlichen Springkräuter bilden eine andere Pflanzengattung und gehören zur Familie der Balsaminengewächse. In der Sprache der Biologen werden sie Impatiens genannt, was aus dem Lateinischen kommt und die „Ungeduldigen“ heißt. Wer sich ein wenig in Pflanzennamen auskennt, wird sofort bemerken, dass auch das „Fleißige Lieschen“, eine beliebte Balkon- und Beetpflanze in unseren Gärten, Impatiens heißt, genau Impatiens walleriana. Damit ist klar, dass diese hübsche Blütenpflanze ebenfalls zu den echten Springkräutern gehört.
Wir kennen in unseren Breiten aber weitere, natürlich vorkommende markante Springkräuter. In lichten Laubwäldern finden wir häufig das kleine Springkraut (Impatiens parviflora) mit hübschen gelben Blüten. Außerdem kommt das große Springkraut (Impatiens noli tangere) in unseren Wäldern vor, das der Volksmund auch „Rühr mich nicht an“ (noli me tangere) nennt. Beide Arten verbreiten ihre Samen ebenfalls auf diese spektakuläre Weise mit den „explodierenden“ Samenschoten. Kinder machen sich gerne einen Spaß daraus, die Schoten platzen zu lassen.
In diesen Schoten ist der Zellsaftdruck besonders hoch, durch den sie wie eine Sehne eines Bogens gespannt werden. Sind sie reif, dann reißen bei Berührungen der Schoten (auch Regentropfen schaffen das) diese an speziellen Nähten (Sollbruchstellen) explosionsartig auf und versprühen die Samenkörner. Biologen nennen diesen Mechanismus deswegen „Saftdruckstreuer“.
Seit einigen Jahrzehnten verbreitet sich in Europa das aus dem Himalaja stammende „drüsige Springkraut“, auch indisches Springkraut genannt und das im Volksmund oft als „Bauernorchidee“ bezeichnet wird. Dieses wächst besonders häufig an Bach- und Flussläufen, bei uns etwa entlang der Möhne, und kann dort extrem dichte Bestände bilden. Es wird locker über zwei Meter groß, sieht auch sehr hübsch aus und gilt als Bienenweide, aber hat einen gravierenden Nachteil: Es verdrängt als Neophyt innerhalb kurzer Zeit die heimische Flora – nicht zuletzt auch wegen seiner „explosiven“ Art, die Samenkörner zu verbreiten. Dieses Springkraut kann seine Samen viele Meter weit schleudern. Eine Pflanze produziert bis zu 5000 Samenkörner, die mehrere Jahre lang keimfähig bleiben und eine sehr hohe Keimrate von 80 Prozent haben. Massenbestände werden deshalb oft bekämpft.
Aber zurück zum einjährigen Schaumkraut in unseren Gärten. Wer schon länger seine Beete beackert, kann sich erinnern, dass es vor einigen Jahrzehnten dieses Kraut dort gar nicht gab. Erstmals haben wir es in den 70er-Jahren entdeckt in Blumentöpfen mit den Zierpflanzen für unsere Gärten. Ursprünglich hat es sich in Gewächshäusern verbreitet und ist dann vor etwa 40 Jahren „ausgebrochen“. Der Klimawandel begünstigt seine Verbreitung. Inzwischen kommt es in Deutschland fast überall vor. Es ist recht klein, die wenigen unscheinbaren Blütenstände werden etwa 20 Zentimeter hoch, und es hat eine markante Blattform, an der es sofort erkannt werden kann. Lassen wir es gewähren, dann kann es im Laufe des Jahres unser gesamtes Beet zuwuchern, weil es mehrere Generationen pro Jahr gibt.
Eigentlich lässt es sich leicht bekämpfen, indem wir es vor der Samenreife gründlich jäten, da es sehr lange Wurzeln bilden kann. Leider wächst dieses Kraut schon bei Temperaturen nur wenig über den Gefrierpunkt und bildet sehr früh die ersten Blüten – wenn wir wegen der Kälte noch keine Lust haben, Beete zu jäten. Außerdem produzieren schon kleinste Pflanzen mit einem Durchmesser von nur zwei, drei Zentimetern eifrig Samenkörner. Es kann sich also gut unter unseren Zier- und Nutzpflanzen verstecken. Das heißt, wir müssen ständig achtsam sein und regelmäßig jäten.
Werden wir aber beim Unkrautjäten von Samenkörnern bombardiert, dann ist es schon zu spät: Das behaarte Schaumkraut hat dann bereits für die nächste Generation gesorgt.