Trotzdem sei es für die 61-Jährige jetzt an der Zeit gewesen, den Fokus auf ihr Privatleben zu legen. Schon im Jugendalter ging der Ernst des Lebens für sie los, neben dem frühen Start ins Berufsleben zog sie auch die beiden jüngeren Geschwister groß. Zur Welt kam D´haene Thumann in Euskirchen, der Umzug in die belgische Gemeinde Leopoldshöhe folgte.
Ihr Vater war Belgier, Soldat. Er wurde in Soest stationiert. Als es ihn nach der Wiedervereinigung zurück in die Heimat zog, war für seine Tochter klar, dass sie in Soest bleiben würde. „Alle haben mich gefragt, was ich in Soest will. Doch ich bin Soesterin, hier bin ich groß geworden, ich wollte nirgendwo anders hin.“
Arbeitsstationen waren Famila, die Confetti-Boutique und Kress, ehe sie mit dem eigenen Geschäft ihr Lebenswerk auf die Beine stellte. Das ist nun 17 Jahre her. Trotz drei eigener Kinder, habe sie immer gearbeitet. „Ich mache es jetzt noch gerne und könnte vielleicht auch noch fünf oder zehn Jahre. Doch es wird mir zu viel“, sagt sie. Zu Hause in Langenberg wohnt sie auf einem Bauernhof, der mittlerweile durch ihren Sohn geführt wird. Auch hier warten täglich viele Aufgaben auf sie. „Ich fehle Zuhause, dort werde ich gebraucht. Und beides – Hof und Geschäft – schaffe ich nicht. Ich habe das hier immer gut gemacht und will es im Guten beenden.“
Die Krisen der aktuellen Zeit hätten bei der Entscheidung keine Rolle gespielt: „Wir haben Corona überwunden, hatten zuletzt ein super Jahr.“ Zwar habe es „mal Urlaub“ gegeben, doch schon nach drei Tagen ohne ihr Geschäft sei sie unruhig geworden, erzählt D´haene Thumann. „Durch den Corona-Lockdown war ich das erste Mal am Muttertag zu Hause. Sonst war wegen des Bördetags immer verkaufsoffener Sonntag.“
Über die Geschäftsschließung habe sie natürlich im Vorfeld mit ihren Kindern gesprochen. Von ihnen habe sie Zuspruch bekommen mit der klaren Botschaft: „Mama, das geht so nicht weiter.“ Mit der Rente will sich D´haene Thumann vor allem ihren vielen Hobbys widmen. „Da kam ich zuletzt gar nicht mehr zu, der Akku wurde langsam leer.“ Unter anderem wolle sie den Jakobsweg vollenden. Bis ins französische Le Puy-en-Velay hat sie es bereits geschafft.
Spätestens Ende Dezember sei für „Daantje“ Schluss. Wann genau, hänge davon ab, wie lange noch Waren auf Lager sind. Bis dahin hofft Gudrun D´haene Thumann, sich noch von vielen Kunden verabschieden zu können. Zudem würde sie sich freuen, wenn in das Ladenlokal ein neues Kindermoden-Geschäft ziehen würde. Ein möglicher Nachfolger stünde schon im Raum.