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Nach 17 Jahren: Modegeschäft verschwindet aus Soester Altstadt

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Von: Daniel Schröder

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Gudrun D´haene Thumann schließt ihr Geschäft nach 17 Jahren.
Gudrun D´haene Thumann schließt ihr Geschäft nach 17 Jahren. © Daniel Schröder

Spätestens zum Jahresende ist Schluss. Ein beliebtes Modegeschäft verschwindet aus der Soester Altstadt.

Soest – „Daantje Kindermoden“ am Salzbrink schließt spätestens zum Jahresende. Das kam für viele Kunden überraschend. Mit Personalproblemen oder steigenden Energiekosten hat der Entschluss jedoch nichts zu tun. Vielmehr sagt Geschäftsführerin Gudrun D´haene Thumann: „Ich muss an mich denken, es wird mir zu viel.“

17 Jahre führte sie das Geschäft mit Kinderbekleidung in der Soester Altstadt. „Es war mein zweites Zuhause“, betont D´haene Thumann. Jeden Morgen fuhr sie um 9 Uhr in Langenberg (Kreis Gütersloh) los und machte sich auf den rund 37 Kilometer langen Weg nach Soest, um die Tür um 10 Uhr für ihre Kunden zu öffnen. „Es gab so viele Stammkunden, vier sehr treue Mitarbeiterinnen – die Schließung tut mir sehr weh.“

Trotzdem sei es für die 61-Jährige jetzt an der Zeit gewesen, den Fokus auf ihr Privatleben zu legen. Schon im Jugendalter ging der Ernst des Lebens für sie los, neben dem frühen Start ins Berufsleben zog sie auch die beiden jüngeren Geschwister groß. Zur Welt kam D´haene Thumann in Euskirchen, der Umzug in die belgische Gemeinde Leopoldshöhe folgte.

Daantje schließt: „Ich bin Soesterin, hier bin ich groß geworden“

Ihr Vater war Belgier, Soldat. Er wurde in Soest stationiert. Als es ihn nach der Wiedervereinigung zurück in die Heimat zog, war für seine Tochter klar, dass sie in Soest bleiben würde. „Alle haben mich gefragt, was ich in Soest will. Doch ich bin Soesterin, hier bin ich groß geworden, ich wollte nirgendwo anders hin.“

Arbeitsstationen waren Famila, die Confetti-Boutique und Kress, ehe sie mit dem eigenen Geschäft ihr Lebenswerk auf die Beine stellte. Das ist nun 17 Jahre her. Trotz drei eigener Kinder, habe sie immer gearbeitet. „Ich mache es jetzt noch gerne und könnte vielleicht auch noch fünf oder zehn Jahre. Doch es wird mir zu viel“, sagt sie. Zu Hause in Langenberg wohnt sie auf einem Bauernhof, der mittlerweile durch ihren Sohn geführt wird. Auch hier warten täglich viele Aufgaben auf sie. „Ich fehle Zuhause, dort werde ich gebraucht. Und beides – Hof und Geschäft – schaffe ich nicht. Ich habe das hier immer gut gemacht und will es im Guten beenden.“

Daantje schließt in Soest: „Wir hatten zuletzt ein super Jahr“

Die Krisen der aktuellen Zeit hätten bei der Entscheidung keine Rolle gespielt: „Wir haben Corona überwunden, hatten zuletzt ein super Jahr.“ Zwar habe es „mal Urlaub“ gegeben, doch schon nach drei Tagen ohne ihr Geschäft sei sie unruhig geworden, erzählt D´haene Thumann. „Durch den Corona-Lockdown war ich das erste Mal am Muttertag zu Hause. Sonst war wegen des Bördetags immer verkaufsoffener Sonntag.“

Über die Geschäftsschließung habe sie natürlich im Vorfeld mit ihren Kindern gesprochen. Von ihnen habe sie Zuspruch bekommen mit der klaren Botschaft: „Mama, das geht so nicht weiter.“ Mit der Rente will sich D´haene Thumann vor allem ihren vielen Hobbys widmen. „Da kam ich zuletzt gar nicht mehr zu, der Akku wurde langsam leer.“ Unter anderem wolle sie den Jakobsweg vollenden. Bis ins französische Le Puy-en-Velay hat sie es bereits geschafft.

Spätestens Ende Dezember sei für „Daantje“ Schluss. Wann genau, hänge davon ab, wie lange noch Waren auf Lager sind. Bis dahin hofft Gudrun D´haene Thumann, sich noch von vielen Kunden verabschieden zu können. Zudem würde sie sich freuen, wenn in das Ladenlokal ein neues Kindermoden-Geschäft ziehen würde. Ein möglicher Nachfolger stünde schon im Raum.

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