Also raus aus der Redaktion und hin zu der Haltestelle. Das Ziel ist der Busbahnhof in Neheim. Dort besuche ich einen Freund. Eine direkte Verbindung gibt es nicht. Umsteigen muss ich in Ostönnen am Kleinbahnhof. Die Buslinie C5 soll mich hinbringen. Von dort aus geht es dann mit der Linie R54 bis zu meinem Ziel.
Und so kommt es, dass ich um kurz vor 15 Uhr an der Bushaltestelle in Soest stehe und auf den Bus warte, der mich sechs Kilometer westwärts fahren wird. „Optimal geht es ja schon mal nicht los“, denke ich mir mit Blick auf die Uhr, als der Bus nicht, wie im Fahrplan vermerkt, um 14.54 Uhr an der Haltestelle steht und die Türen für mich und die anderen Fahrgäste öffnet.
Stattdessen biegt er erst vier Minuten später auf die Werler Landstraße ab, um an der Haltestelle anzuhalten.
„Statt Auto lieber Bus und Bahn?“ Diese Frage hatte ich eigentlich schon in genau diesem Moment für mich beantwortet. Zwar muss sich niemand selber hinter das Steuer setzen, sondern kann die Zeit für sich nutzen, aber dafür macht er auch ordentlich Abstriche. Na gut, Musikhören lässt es sich auch im Auto super, am Handy Nachrichten oder E-Mails beantworten oder ein Buch lesen – das ist beim Fahren im eigenen fahrbaren Untersatz allerdings nicht möglich.
Maske auf, Ticket griffbereit, dann geht es durch die Vordertür in den Bus. Ticket vorzeigen, grüßen, setzen. Ich habe hinten Platz genommen. Das bereue ich wenige Minuten später. Unglücklicherweise ist mein Sitzplatz genau über dem dröhnenden Motor. Das macht das Podcasthören schon mal unmöglich.
„Halb so wild“ denke ich. Ich konzentriere mich besser auf die Busfahrt an sich. Busfahren. Regelmäßig habe ich das nur während der Grundschulzeit gemacht. Mit dem altbekannten Schokoticket. Jetzt sitze ich hier mit dem VIP-Ticket. Mit diesem Ticket der Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH (RLG) kann ich während der aktuell bis zum 22. September laufenden Europäischen Mobilitätswoche – kurz EMW – Bus und Bahn im Kreis Soest und im Hochsauerlandkreis kostenlos nutzen. Die EMW ist eine Kampagne der Europäischen Kommission. Sie bietet Kommunen in ganz Europa die Möglichkeit, ihren Bürgern die Bandbreite nachhaltiger Mobilität vor Ort näher zubringen. Pro Kreis werden an interessierte Bürger jeweils 500 VIP-Tickets ausgegeben. Eines davon befindet sich in meinem Portemonnaie.
Im Bus ist es nicht allzu voll. Gerade ist es bis auf die lauten Geräusche aus dem Motorraum ruhig. Das soll allerdings nicht so bleiben. Rund zehn Minuten vergehen, dann sind wir auch schon da. Weitere zehn Minuten verstreichen beim Warten an der Bordsteinkante, bis es mit dem Anschluss weitergeht. Die Linie R54 fährt zum Glück pünktlich um 15.18 Uhr ab. Dieses Mal sitze ich weiter vorne. - Wissam Scheel