„Man muss beispielsweise verschiedenste Gewürze erkennen, anhand des Geruchs unterschiedliche Brotzutaten herausfinden und beschreiben sowie von einer flüssigen Lösung durch bloßes Schmecken unterschiedliche Salzgehalte bestimmen.“ Auch das Thema Food-Pairing spielt bei der Ausbildung zum Geprüften Brot-Sommelier eine wichtige Rolle. „Man sollte die Kunden beraten können, welche Käsesorten, Fleisch- und Wurstwaren sowie Weine und Biere am besten zu welchen Brotsorten passen.“ Ein weiterer Schwerpunkt ist eine umfangreiche Projektarbeit, die jeder Teilnehmer am Ende präsentieren muss. Im Rahmen dieser Arbeit hat Elisabeth Vielhaber die sogenannten Roggis entwickelt – drei Brötchen, die sie nach vielen Umfragen speziell auf die Wünsche und Bedürfnisse von Eltern und Kindern abgestimmt hat.
Die Leidenschaft für Brot und Brötchen hat Elisabeth Vielhaber schon mit in die Wiege gelegt bekommen, denn sie ist die siebte Generation Vielhaber, die ihr Herzblut in den Handwerksbetrieb steckt. Als ihr Vorfahr Konrad Vielhaber die Mühle vor über 200 Jahren vom Grafen von Plettenberg gekauft hat, wurde das Brot noch mit Pferdekutschen herumgefahren. Mittlerweile hat das Unternehmen rund 30 Filialen – unter anderem in Soest und Werl. Derzeit gibt es gerade mal neun Geprüfte Brot-Sommelièren, wie die weibliche Form heißt, und 159 Geprüfte Brot-Sommeliers in ganz Deutschland. Die Ausbildung ist nur an der Bäckerakademie in Weinheim möglich und nur die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald darf die Prüfung abnehmen. Voraussetzung für die Fortbildung ist die Meisterprüfung im deutschen Bäckerhandwerk, das übrigens von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe gewählt wurde, oder vergleichbare Vorkenntnisse.
Bei der Fortbildung lernen die Brotexperten auch die sogenannte Weinheimer Brotsprache kennen, mit der sich die Unterschiede der rund 3200 in Deutschland eingetragenen Brotsorten sowie die über 300 Brotaroma, die bereits wissenschaftlich nachgewiesen wurden, in aussagekräftige Worte fassen lassen. Und mit der richtigen Beschreibung stellt vielleicht beim nächsten Wein-Tasting ein frisches Roggenvollkornbrot mit seinen edel-würzigen Röstaromen, die eindrucksvoll mit der karamelligen Geschmacksnote der Kruste und der kräftig-malzigen Krume harmonieren, sogar das rote, alkoholhaltige Getränk in den Schatten. - Gabi Bender
Tipps zur Aufbewahrung von Brot hat Elisabeth Vielhaber auch noch auf Lager. „Brot sollte man nicht in den Kühlschrank legen, denn dort altert es sehr schnell“, sagt die 30-Jährige. Wo es am besten für die Nacht gelagert wird, hängt vom eigenen Geschmack ab. „Wer sein Brot eher weich mag, kann es in einer Tupperdose oder in einer Plastiktüte aufbewahren. Über Nacht wandert dann die Feuchtigkeit aus dem Brotinneren nach außen und weicht die Kruste auf. Wer eine harte Kruste bevorzugt, kann es in der Brötchentüte lassen oder – für den perfekten Wasserausgleich – in einem Römer- oder einem Steinguttopf aufbewahren.“