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Preis wird „definitiv getoppt“: Bäcker im Kreis Soest erwarten teurere Brötchen

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Von: Daniel Schröder

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Die Bäcker im Kreis Soest rechnen mit steigenden Brötchenpreisen.
Die Bäcker im Kreis Soest rechnen mit steigenden Brötchenpreisen. © Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Eine von zahlreichen Folgen der Ukraine-Krise wird schon bald auf dem Weg zum morgendlichen Frühstück zu spüren sein: Die Brötchen werden teurer.

Kreis Soest – Den steigenden Brötchenpreis prognostiziert Heiko Klapp, stellvertretender Obermeister der Bäcker- und Konditoren-Innung Soest-Lippstadt. „50 Cent für das Brötchen werden dieses Jahr definitiv getoppt. Da wird man nicht drumherum kommen, wenn man kostendeckend für den Betrieb arbeiten möchte“, erklärt der Bäcker aus Ense-Bremen.

Nach Gesprächen mit der Mühle, die ihn beliefert, rechne er mit Preissteigerungen beim Mehl um 50 Prozent: „Das ist eine richtige Nummer. Das tut richtig weh und wird eine große Herausforderung für das Bäckerhandwerk“, unterstreicht Klapp. Karin Steinhoff von der gleichnamigen Bäckerei bestätigt: „Im Moment merken wir eine deutliche Erhöhung des Ölpreises und natürlich der Fahrtkosten. Die Lieferanten haben die Preise zum Teil deutlich erhöht – 20 Prozent Erhöhung sind keine Seltenheit – und das bei allen Rohstoffen; nicht nur bei Mehl.“

Steigende Brötchenpreise: Auch der Mindestlohn spielt eine Rolle

Der steigende Ölpreis mache sich vor allem durch die laufenden Öfen bemerkbar: „Im Moment werden diese noch mit Heizöl betrieben, das ist schon ordentlich teurer geworden.“ Klapp unterstreicht zudem, dass weitere Punkte hinzukommen werden – unter anderem der steigende Mindestlohn.

Kein Getreide aus der Ukraine: „Es sät ja niemand, wenn jemand mit Panzern ins Land eindringt“

Hintergrund für die steigenden Preise bei Ölen und Mehl. Ein Großteil davon kommt aus der Ukraine und Russland: „Beide sind sehr große Getreide-Exporteure. Die Ukraine fällt komplett weg. In der vergangenen Woche wäre für das Getreide die Aussaat-Woche gewesen – doch es sät ja niemand, wenn jemand mit Panzern ins Land eindringt“, erklärt Heiko Klapp.

Engpässe – beispielsweise beim Mehl – hätten Klapp und Steinhoff allerdings noch nicht zu spüren bekommen. „Das haben wir noch nicht gemerkt, wobei die Lieferanten berichten, dass es langsam losgeht und das ein oder andere eng werden könnte“, so Klapp, der dafür auch Hamsterkäufe verantwortlich macht. „Einige Betriebe fangen auch schon mit dem Hamstern an, doch die Großhändler geben oft nur die Mengen heraus, die schon vorher bestellt worden sind und offenbar ausreichend waren.“

Bäcker sind sicher: Mehl-Knappheit sei unwahrscheinlich

Karin Steinhoff schildert: „Wir rechnen nicht mit einer Knappheit an Mehl.“ Heiko Klapp sieht das ebenso: „Es ist nur eine Frage des Preises. Deutschland kann in der Lage sein, beim Mehl ein Selbstversorger zu sein. Doch mit der Ukraine fehlt ein großer Player auf dem Weltmarkt, was die deutschen Bauern und die Mühlen sicher freuen wird. Wir werden in Deutschland keinen Engpass bekommen, es könnte allerdings sein, dass die Rezepte abgeändert werden müssen.“

„50 Cent für das Brötchen werden dieses Jahr definitiv getoppt. Da wird man nicht drumherum kommen, wenn man kostendeckend für den Betrieb arbeiten möchte

Heiko Klapp, Bäcker

Dazu erklärt Karin Steinhoff: „Es könnte sein, dass wir uns auf andere Qualitäten einstellen müssen.“ Damit meine sie keineswegs, dass die Qualität der Brötchen eine andere werden könnte, sondern vielmehr, dass die Bäcker sich auf andere Mischungen einstellen müssten. „Das Mehl braucht bestimmte Fähigkeiten, dass es sich gut backen lässt.“ So könne es sein, dass sich bei manchen Mischungen an der Backfähigkeit etwas ändere und darauf reagiert werden müsse – „geschmacklich wird man das nicht merken. Aber dafür sind wir ja auch Bäcker und können damit umgehen“, betont Steinhoff.

Auch an anderer Stelle haben die immer weiter steigenden Preise für Energie und Rohstoffe und Lieferengpässe Folgen. Die Firma Kuchenmeister aus Soest kündigt ihren Händlern die Verträge.

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