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Der Börde-Boden ist Topmodel für Kampagne des Umwelt-Bundesamts

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Von: Kathrin Bastert

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Thomas Weyer, Fachhochschule Südwestfalen, Boden des Jahres
Stolz auf den Börde-Boden: Thomas Weyer vor zwei Profilbildern, angefertigt am Versuchsgut in Merklingsen. Rechts das offizielle Kampagnenbild für den „Boden des Jahres 2023“. © Kathrin Bastert

Der Ackerboden ist Boden des Jahres 2023 - und der fruchtbarste Boden ist der Lössboden der Börde. Damit ist schon fast die ganze Geschichte erzählt, wie die Soester Börde quasi zum Topmodel einer Kampagne des Umwelt-Bundesamtes wurde.

Soest – Jedes Jahr kürt das Umwelt-Bundesamt den Boden des Jahres – und zeigt damit, wie vielfältig die Erde unter unseren Füßen ist. Seit 2005 sind so schon Schwarzerde und Kalkmarsch zu Ehren gekommen, genauso wie das Niedermoor, der Weinberg- und der Wattboden. 2023 dreht sich alles um den Ackerboden. Und Soest spielt eine besondere Rolle. Das mag Kenner des Soester Börde-Bodens kaum verwundern. Auch Thomas Weyer nicht, dem Anfang Dezember in Berlin eine große Ehre zuteil wurde. Der Soester Professor für Bodenkunde durfte zum Auftakt des Aktionsjahres in Berlin die Laudatio auf den Ackerboden halten.

Und: „Sein“ Bodenprofil, angefertigt auf dem Versuchsgut der Soester Hochschule in Merklingsen, steht Modell für den Boden des Jahres, „der Börde-Boden hat sozusagen das Casting gewonnen.“ Bei einem professionellen Fotoshooting wurde der Lössboden aus Soest mit all seinen Fein- und Besonderheiten in allerhöchster Auflösung abgelichtet. An den Tag denken Thomas Weyer und sein Mitarbeiter Philip Rüther gern zurück – einerseits. Andererseits erinnern sie sich auch an Temperaturen um 40 Grad und daran, wie anstrengend es war, das Bodenprofil von Hand abzustechen und nicht die kleinste Wölbung zu hinterlassen, „denn das würde man auf dem Foto sehen.“

Börde-Boden steht Modell: Lössablagerungen besonders fruchtbar

Der Aufwand hat sich gelohnt. „Die Soester Böden sind schon lange berühmt“, freut sich Weyer, dass die Kampagne die Prominenz nun sogar noch steigern könnte. Die Lössablagerungen der Börde, vom Haarstrang bis zur Lippe, zwischen Unna im Westen und Geseke im Osten, sind besonders fruchtbar. Viel besser als Börde-Acker geht deutschlandweit nichts. Das hat sich gerade erst gezeigt: Im trockenen Sommer 2022 haben die Landwirte in der Börde Rekord-Getreideernten einfahren können – doppelt so viel Ertrag wie im Bundesdurchschnitt –, während es andernorts im wahrsten Wortsinn „dürr“ aussah.

Thomas Weyer nutzte die Chance, in Berlin darzustellen, warum die Soester Böden gerade in so einem Trockenjahr alles übertreffen. Und er hofft auf die Strahlkraft des „Topmodels Börde-Boden“ bis in die heimischen Köpfe: „damit wir uns um jeden einzelnen Quadratmeter unseres wertvollen Bodens Gedanken machen, den wir hier versiegeln und bebauen“. Das entspricht seiner Mission: Die Aufmerksamkeit auf den Schatz zu lenken, der unser Boden ist. „Wir verlieren zuviel Boden durch Erosion, Verdichtung und Versiegelung, jeden Tag mehr als 50 Hektar!“, sagt Weyer. Vor allem dem Flächenfraß sagt er den Kampf an.

100 Jahre Agrarwirtschaft in Soest, 30 Jahre pfluglose Bewirtschaftung

Mit Schaudern beobachtet er die Diskussion über Freiflächen-Photovoltaikanlagen, die in der akuten Energiekrise geführt wird. „Wir müssen doch zuallererst die vielen, vielen Dächer dazu nutzen, die längst schon da sind.“ Dass Soest nun ein Jahr lang quasi Modell steht für den Ackerboden, passt hervorragend zu zwei weiteren Anlässen, die die Fachhochschule 2023 feiern darf. Seit 100 Jahren wird in Soest Agrarwirtschaft gelehrt. Und seit 30 Jahren zeigt die FH auf ihrem Versuchsgut in Merklingsen, wie pfluglose Bewirtschaftung funktioniert. „Das passt alles hervorragend zusammen“, freut sich Weyer.

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