Benno Dalhoff zeigt die Schönheit im Schrecklichen

Soest - "Es ist die richtige Ausstellung zur richtigen Zeit“, sagt Kreiskunstvereinsvorsitzende Inga Schubert-Hartmann und meint die Schau von Dr. Benno Dalhoff, die vom heutigen Freitag (18.Oktober) an im Kunstsaal zu sehen ist.
Die künstlerischen Arbeiten des promovierten Biologen kommen in Zeiten von „Fridays for Future“ und Klimawandel gerade recht, um zu zeigen, wie bedroht, zerbrechlich und schutzwürdig Natur und Leben sind. Dalhoff prangert apokalyptische Ereignisse an: Zum einen die Reaktorkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima. Seine Werke dazu hat er mehrfach, nicht nur in Soest, ausgestellt. Zum anderen zeigt er aktuelle Arbeiten zur menschengemachten, drohenden Klimakatastrophe.
Den größten Raum aber nehmen Werke zum früheren Todesstreifen zwischen BRD und DDR ein, dem heutigen „Grünen Band“. Seit 2015 beschäftigt Dalhoff diese Thematik. Zu den Arbeiten im Kunstsaal regte ihn Point Alpha an, ein Großteil der Werke entstand sogar dort: Die originalgroßen Frottagen etwa fertigte Dalhoff in einem anstrengenden Prozess direkt auf den Lochbetonplatten des Kolonnenwegs.
Streckmetall-Platten, die während der deutsch-deutschen Teilung großzügig verarbeitet worden waren, waren kaum zu bekommen. Erst nach mehr als einem Dutzend Telefonaten konnte Dalhoff ein paar auftreiben. Sie führten später zu Zeichnungen und Grafiken. Kurz: Die Arbeit am „Todesstreifen“ war hart, und die dort entstandenen Werke weisen auf Grausamkeit und unendliches Leid hin.
Doch davon lassen Dalhoffs Schöpfungen kaum etwas erahnen, wenn man die Hintergründe nicht kennt. Im Gegenteil: Entstanden sind ästhetische Gebilde, manche geradezu schön. Das gilt für alle Arbeiten: Ob es die rotblauen Klimastreifen „Code D’Apocalypse“, die eine Katastrophe prophezeien, oder die „hübschen“ Schmetterlinge und ihre deformierten Flügel sind, die den radioaktiven Keim der Zerstörung in sich tragen – oft siegt auf den ersten Blick das Helle, Poetische. Wenn dem Betrachter Zusammenhänge klar werden, graut ihm umso mehr.
Vielleicht ist künstlerische Verarbeitung Dalhoffs Weise, alles Grauenhafte, Zerstörerische und Niederschmetternde zu verarbeiten, das ihm, dem Beobachter, Wissenschaftler, Autor und Redner täglich begegnen.
Information
Die Ausstellung „Spurensuche für eine Zukunft“ mit Bildern, Assemblagen und Objekten von Benno Dalhoff wird am Freitag, 18. Oktober, um 19 Uhr im Kunstsaal eröffnet und ist bis zum 23. November zu sehen. Dazu erscheint ein farbiger Katalog.
Point Alpha
Point Alpha war einer von vier US-Beobachtungsstützpunkten an der innerdeutschen Grenze in Hessen. Heute ist „Point Alpha“ der Name einer Gedenkstätte an der Straße zwischen Geisa/Thüringen und Rasdorf/Hessen. Der Beobachtungsstützpunkt erfüllte bis zum Fall des Eisernen Vorhangs eine wichtige Aufgabe. Im Ernstfall erwartete die NATO hier die Invasion der Truppen des Warschauer Pakts.