Die große Spannweite gebe es, weil unter anderem der Wohnwagenpark der Schausteller unterschiedlich viel Strom verbraucht. Es gebe schlichtweg kalte und warme November, erklärt Feine und viele Wohnwagen werden mit Strom beheizt. Zum Vergleich: Ein 4-Personen-Haushalt in einem Einfamilienhaus verbraucht durchschnittlich laut Stromspiegel-Statistik 4000 kWh, wenn das Wasser nicht elektrisch erwärmt wird.
Demnach wird auf der Kirmes mindestens so viel Strom benötigt wie 54 Einfamilienhäuser durchschnittlich in einem Jahr verbrauchen.
Thomas Schneider, Vorsitzender des Vereins „reisende Schausteller Soester Börde“, sagt, dass die Energie eines der „kleinsten Probleme“ sei. So wurden bereits viele der stromfressenden Glühbirnen ersetzt. „Seit sechs oder sieben Jahren stellen wir auf LED-Technik um“, sagt er. Zwar seien LED-Leuchtmittel in der Anschaffung deutlich teurer, allerdings lasse sich damit auch „der Verbrauch um die Hälfte reduzieren“. So amortisieren sich die Mehrkosten der Anschaffung in wenigen Jahren. „Ökologische Großveranstaltungen sind seit vielen Jahren ein Thema“, sagt Schneider.
Einer, der mit seinem Kult-Fahrgeschäft auf der Allerheiligenkirmes keinesfalls fehlen darf, ist Raoul Krameyer aus Herford. Seit nunmehr rund 40 Jahren ist sein „Big Monster“ fester Bestandteil der Kirmes. Die Schausteller-Familie Krameyer ist seit mehr als 90 Jahren mit verschiedenen Geschäften auf der Kirmes vertreten. Und das Interesse an einer Fortsetzung der Zusammenarbeit ist beiderseitig vorhanden. Noch seien aber keine Verträge unterschrieben, sagt Raoul Krameyer.
Vor zehn Jahren habe er das Kult-Monster frühzeitig auf LED-Technik umgerüstet. Die Energiekosten belasten den Schausteller dennoch. Im Frühjahr war er in Hamburg unterwegs. Die Hinfahrt habe ihn noch rund 2500 Euro gekostet, der Rücktransport bereits das Doppelte.
„Das schlägt sich nieder“, sagt Krameyer, „unser Gewinn sinkt“. Deswegen seien Fahrten wie nach Hamburg auch eine Ausnahme. „Wir reisen sehr heimatnah“, so der Schausteller. Zuletzt sei das „Big Monster“ von Mühlheim nach Düsseldorf gereist, ehe es jetzt zur Cranger Kirmes in Herne ging. Bevor es schlussendlich nach Soest geht, stehen für den „Kraken“ noch Stationen in Winterberg, Blasheim, dem Wilbaser Markt im Kreis Lippe, Gütersloh, Anröchte, Kamen und Werne auf dem Plan. Eine solche NRW-Tour plane man, „um die Kosten im Rahmen zu halten.“
Eine Fahrt im „Big Monster“ wird die Allerheiligenkirmes-Besucher 4,50 Euro kosten, sagt Krameyer. Festgelegt werde der Preis bei ihm vor der Saison, um unterschiedliche Preise bei den Veranstaltungen zu vermeiden. „Normalerweise müsste ich jetzt 6 Euro nehmen“, sagt der Schausteller.
Es ist eine schwierige Kalkulation zwischen der Anzahl an zahlungswilligen Kunden – die ist bei einem niedrigen Fahrpreis natürlich höher – und den anfallenden Kosten, das weiß auch Thomas Schneider. Er verweist auf die Achterbahn „Olympia Looping“. Nach eigenen Angaben die einzige transportable Achterbahn der Welt mit fünf Loopings. Diese werde mit 80 Lastwagen-Fahrten transportiert. Der Fahrpreis müsste eigentlich bei 25 Euro liegen, sagt Schneider. Tatsächlich lag der Fahrpreis aber nur zwischen 7 und 8 Euro.
„Wir bringen den Menschen Freude“, sagt Raoul Krameyer, „aber sie könnten auf uns auch verzichten. Vor allem, wenn wir nicht mehr bezahlbar sind.“