Weg mit der alten Wippe! Holz nach 12 Jahren durchgefault

Soest - Das musste ja irgendwann an die Substanz gehen: Jahrelang war sie Wind und Wetter ausgesetzt, musste größte Hitze und bitterste Kälte klaglos ertragen und wurde sogar in schöner Regelmäßigkeit mit Füßen getreten. Dabei hatte sie ohnehin nah am Wasser gebaut. Jetzt hat sie endgültig genug und muss weg: Beim nächsten Wippen der Bürgerschützen am 20. Juni werden die drei Malefikanten von einer nagelneuen Wippe ins Verderben stürzen.
Rolf Lohmann, mit vielen Wassern gewaschener Baumeister und jährlicher Inspekteur der Holzkonstruktion, hatte die Wippe nach ihrem Abbau vor einigen Tagen im heimischen Garten genau unter die Lupe genommen, um auch dieses Mal wieder sicherzustellen, dass selbst Schwergewichte die 23 Stufen sicher erklimmen werden – also ohne vorzeitig in die Entengrütze hinunterzustürzen. Das Ergebnis war niederschmetternd: Die durchgehende Kieferbohle mit einer Länge von 4,5 Meter und einer Stärke von 13 mal 13 Zentimetern war durchgefault, das Todesurteil für eine Wippe, die vor allem eins sein muss – stabil. Besonders die dem Westen (und damit dem Wetter) zugewandte Seite war morsch geworden.
Lohmann ist damit zum zweiten Mal gefordert, eine neue zu bauen, nachdem er 2005 schon die nun zu ersetzende gebaut hatte. Die wiederum war der Nachfolger der ersten „neuzeitlichen“ Wippe gewesen, die der damalige Schützenkönig und Schreiner Paul Fuisting 1993 gebaut hatte, als der mittelalterliche Brauch des Wippens von den Bürgerschützen wiederbelebt worden war.
Im Gegensatz zu seiner Premieren-Wippe, für die er das Baumaterial aus einer Großbaustelle am Bahnhof bekam, wird das jetzt benötigte Holz vom städtischen Bauhof geliefert, fix und fertig zugeschnitten – inklusive der Sperrholzplatten, aus denen die Stufen zusammengesetzt werden. Erst wenn alle Einzelteile verschraubt sind, wird eine Grundierung und schließlich die markante gelbe Lackierung aufgetragen – Gelb ist die traditionelle „Schandfarbe“.
Übrigens: Wer die ersten drei Malefikanten sein werden, die die nagelneue Wippe erklimmen müssen, wird erst kurz zuvor verraten – natürlich im Anzeiger.