Nach kurzer Suche treffen die beiden ein: Ein junger Mann, noch minderjährig, liegt an einem Geländer lehnend am Boden, zwei Kirmesbesucher, die den Jugendlichen nicht kennen, kümmern sich um ihn. Er hat sich einmal auf voller Körperlänge auf seine Kleidung übergeben, liegt in seinem eigenen Erbrochenen. Zwar ist er noch nicht bewusstlos, doch von einem klaren Bewusstsein kann längst nicht mehr die Rede sein – der übermäßige Alkoholkonsum und seine Folgen.
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Der EVT ist mit Rettungsrucksack und Sauerstoff ausgerüstet, doch für ihren alkoholisierten Patienten können die beiden vor Ort wenig tun, ein Krankentransportwagen (KTW) wird angefordert. Jetzt wird klar, warum die Einsatzkräfte von DRK, DLRG, Feuerwehr und THW in Fußtrupps unterwegs sind: Der KTW braucht einige Zeit, um sich durch die Menschenmassen zu winden, damit der Volltrunkene ins Krankenhaus gebracht werden kann, wo ihn später ein verkatertes Erwachen in Erwachsenen-Windel erwarten dürfte.
Alkohol spielt bei den Einsatz-Anlässen die größte Rolle. Ebenfalls hoch im Kurs: Personen, die eine Stolperfalle übersehen und umgehend die schmerzhafte Quittung dafür erhalten.
Im Soester Rettungszentrum laufen die Fäden zusammen, hier arbeitet die „Dispo“ direkt angrenzend an die Rettungsleitstelle – ebenfalls ehrenamtlich. Kommt ein Notfall vom Kirmesgelände herein, können die Fußtrupps über ihr Funkgerät geortet werden. So weiß die Zentrale sofort, welcher Trupp in nächster Nähe zum Notfallort ist und kann die Einsätze maximal effizient verteilen.
Jeden Tag sind rund 45 ehrenamtliche Kräfte der Hilfsorganisationen unmittelbar auf der Kirmes im Einsatz, Unterstützung gibt es auch von außerhalb des Kreises Soest – und das in insgesamt 57 Kirmes-Stunden. Sie entlasten den Regel-Rettungsdienst, der parallel zur Großveranstaltung das ganz normale Tagesgeschäft vor der Brust hat.
So klingeln die Funkmelder für die „Kirmeswache“ auch für „normale Einsätze“ im Altstadt-Bereich, die nichts mit der Kirmes zu tun haben. „Alle Organisationen arbeiten Hand in Hand“, unterstreicht Georg Stock.
Kein Verständnis haben er und Juliana Thiele für Menschen, die sich – durch den Alkohol enthemmt – im wahrsten Sinne des Wortes als Trittbrettfahrer auf die Trittbretter der Einsatzfahrzeuge stellen. „Das ist lebensgefährlich“, mahnt Stock. Für Verärgerung sorgt am Donnerstag ein anderer – natürlich betrunkener – Kirmesbesucher: Als ein Einsatzfahrzeug gerade losfahren möchte, reißt er die Hintertür auf, um hineinzusehen. „Das Verhalten einzelner Leute ist manchmal vollkommen krank“, sagt Thiele. Dennoch machen sie und all ihre Kameraden, egal von welcher Hilfsorganisation, es gern: „Die Kirmes ist ein Highlight für alle“, sagt sie.