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Allerheiligenkirmes: „Person kann nicht mehr“ - auf Streife mit dem DRK

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Von: Daniel Schröder

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Mit aufmerksamem Blick gehen Juliana Thiele und Georg Stock über das Kirmesgelände.
Mit aufmerksamem Blick gehen Juliana Thiele und Georg Stock über das Kirmesgelände. © Daniel Schröder

Auf der Allerheiligenkirmes liegt die Sicherheit der Besucher zu großen Teilen in den Händen von ehrenamtlichen Einsatzkräften. Wir haben zwei von ihnen begleitet.

Soest – Wenn Juliana Thiele und Georg Stock sich zielstrebig und zügigen Schrittes durch die Besuchermassen der Allerheiligenkirmes schlängeln, ist in diesem Moment für irgendjemanden der Kirmesspaß vorbei. Die beiden Einsatzkräfte des DRK Ense sind zwei von zahlreichen Ehrenamtlern, die die Kirmes ein Stück sicherer machen. Der Anzeiger hat sie am Kirmesdonnerstag „auf Streife“ begleitet.

Rettungssanitäterin Juliana Thiele und Rettungshelfer Georg Stock bilden an diesem Nachmittag einen von bis zu sechs „Erstversorgungstrupps“, kurz: EVT, die zu Fuß über die Kirmes streifen und sich im Notfall sofort auf den Weg zum Einsatzort machen. Die Erfahrung zeigt: Fußläufig sind die Einsatzkräfte schneller da, als mit dem Krankentransport- oder Rettungswagen.

Allerheiligenkirmes: Der übermäßige Alkoholkonsum und seine Folgen

So auch am Donnerstag: Kurz vorm Blauen Saal, in dem das DRK zusätzlich zur Sanitätsstation am Bahnhof eine eigene Rettungswache betreibt, in der Patienten, die nicht unbedingt ins Krankenhaus müssen, versorgt werden können, kommt die Funk-Alarmierung für „EVT 41“, den Thiele und Stock bilden. Viel ist nicht bekannt, im Theodor-Heuss-Park geht es jemandem offenbar nicht gut. Einsatzstichwort: „Person kann nicht mehr“. Juliana Thiele weiß aus Erfahrung: „Das kann alles und nichts sein.“

Für die Fahrer der Krankentransportwagen ist jeder Einsatz eine neue Herausforderung.
Für die Fahrer der Krankentransportwagen ist jeder Einsatz eine neue Herausforderung. © Daniel Schröder

Nach kurzer Suche treffen die beiden ein: Ein junger Mann, noch minderjährig, liegt an einem Geländer lehnend am Boden, zwei Kirmesbesucher, die den Jugendlichen nicht kennen, kümmern sich um ihn. Er hat sich einmal auf voller Körperlänge auf seine Kleidung übergeben, liegt in seinem eigenen Erbrochenen. Zwar ist er noch nicht bewusstlos, doch von einem klaren Bewusstsein kann längst nicht mehr die Rede sein – der übermäßige Alkoholkonsum und seine Folgen.

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Allerheiligenkirmes: Krankentransportwagen braucht Zeit, um sich durch die Masse zu winden

Der EVT ist mit Rettungsrucksack und Sauerstoff ausgerüstet, doch für ihren alkoholisierten Patienten können die beiden vor Ort wenig tun, ein Krankentransportwagen (KTW) wird angefordert. Jetzt wird klar, warum die Einsatzkräfte von DRK, DLRG, Feuerwehr und THW in Fußtrupps unterwegs sind: Der KTW braucht einige Zeit, um sich durch die Menschenmassen zu winden, damit der Volltrunkene ins Krankenhaus gebracht werden kann, wo ihn später ein verkatertes Erwachen in Erwachsenen-Windel erwarten dürfte.

Zu Fuß kommt die Hilfe schneller als auf Rädern.
Zu Fuß kommt die Hilfe schneller als auf Rädern. © Daniel Schröder

Alkohol spielt bei den Einsatz-Anlässen die größte Rolle. Ebenfalls hoch im Kurs: Personen, die eine Stolperfalle übersehen und umgehend die schmerzhafte Quittung dafür erhalten.

Per Funkgerät-Ortung zum Einsatzort

Im Soester Rettungszentrum laufen die Fäden zusammen, hier arbeitet die „Dispo“ direkt angrenzend an die Rettungsleitstelle – ebenfalls ehrenamtlich. Kommt ein Notfall vom Kirmesgelände herein, können die Fußtrupps über ihr Funkgerät geortet werden. So weiß die Zentrale sofort, welcher Trupp in nächster Nähe zum Notfallort ist und kann die Einsätze maximal effizient verteilen.

Jeden Tag sind rund 45 ehrenamtliche Kräfte der Hilfsorganisationen unmittelbar auf der Kirmes im Einsatz, Unterstützung gibt es auch von außerhalb des Kreises Soest – und das in insgesamt 57 Kirmes-Stunden. Sie entlasten den Regel-Rettungsdienst, der parallel zur Großveranstaltung das ganz normale Tagesgeschäft vor der Brust hat.

Im Blauen Saal können Patienten behandelt werden, die nicht zwingend ins Krankenhaus müssen.
Im Blauen Saal können Patienten behandelt werden, die nicht zwingend ins Krankenhaus müssen. © Daniel Schröder

So klingeln die Funkmelder für die „Kirmeswache“ auch für „normale Einsätze“ im Altstadt-Bereich, die nichts mit der Kirmes zu tun haben. „Alle Organisationen arbeiten Hand in Hand“, unterstreicht Georg Stock.

Allerheiligenkirmes: Lebensgefährlicher Leichtsinn

Kein Verständnis haben er und Juliana Thiele für Menschen, die sich – durch den Alkohol enthemmt – im wahrsten Sinne des Wortes als Trittbrettfahrer auf die Trittbretter der Einsatzfahrzeuge stellen. „Das ist lebensgefährlich“, mahnt Stock. Für Verärgerung sorgt am Donnerstag ein anderer – natürlich betrunkener – Kirmesbesucher: Als ein Einsatzfahrzeug gerade losfahren möchte, reißt er die Hintertür auf, um hineinzusehen. „Das Verhalten einzelner Leute ist manchmal vollkommen krank“, sagt Thiele. Dennoch machen sie und all ihre Kameraden, egal von welcher Hilfsorganisation, es gern: „Die Kirmes ist ein Highlight für alle“, sagt sie.

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