Keine Frage also, dass Stadt und Schausteller zufrieden sind mit dem Verlauf der Kirmes 2022. Das schließt das Wetter ein – „auch der Wettergott war ein Soester“ –, die Kompromissbereitschaft der Innenstadtbewohner sowieso. Ein bisschen Manöverkritik gehört trotzdem dazu, und die gab’s traditionell am Montagmorgen bei Kaffee und Fischbrötchen im Soester Rathaus.
Schneider bewertete die Verkürzung der Öffnungszeiten am Mittwoch und Donnerstag als positiv. „Wir bieten unseren Besuchern immer noch zwölf Stunden Karusselspaß an, wenn wir bis 23 Uhr durchziehen“, glaubt er, dass das Modell Schule machen könnte.
Holger Hinzmann, Chef der Soester Polizeiwache, bilanzierte eine durchschnittliche Kirmes, die mit 260 Einsätzen – darunter 31 Körperverletzungen, 25 Ingewahrsamnahmen, weil Querulanten Platzverweisen nicht nachkamen, und acht Festnahmen in Folge von Straftaten – sicher nicht an andere Großveranstaltungen (geschweige denn in vergleichbaren Dimensionen) heranreiche. Auffällig sei jedoch die Anzahl an Diebstählen. Und Falschgeld habe es zuvor in dieser Ausprägung auf der Allerheiligenkirmes noch nicht gegeben.
Probleme ganz anderer Art hatte die RLG. Das Busunternehmen startete am Mittwoch mit einem Zusammenbruch seines Netzwerks in die Kirmes – da fehlte insbesondere der Zugriff auf die Einsatzpläne, verriet Betriebsleiter Jürgen Schmidt. Ein Umstand, den die Fahrgäste nicht zu spüren bekamen. Die Zahl der Busnutzer insgesamt hat sich nach einem schlechten (Corona-)Jahr 2021 wieder stabilisiert, das Park-and-Ride-Angebot legte um gut 50 Prozent zu, so Schmidt. Es wurde demnach von 9000 Fahrgästen genutzt. Zufrieden mit ihrer Bilanz waren auch Westfalenbus und Eurobahn.
Ginge es nach den Wünschen der Stadt, würden Bus und Bahn noch von viel mehr Besuchern genutzt. Bliebe die Verkehrslast in Zukunft unverändert, müsse man der Frage offen gegenüberstehen, ob die Altstadt standardmäßig für die Autos von Nicht-Anwohnern gesperrt wird, sagte Ordnungsamts-Chef Detlef Märte.
21 Autos mussten abgeschleppt werden. „Drei Fahrer kamen frühzeitig zurück, sodass sie nur die Anfahrt des Abschleppwagens zahlen mussten.“ Probleme im Patientenverkehr zum/vom Marienkrankenhaus seien bekannt, sagte Märte, und es sei auch kommuniziert gewesen, dass die Sicherheitsposten den natürlich gewährleisten müssten. Vereinzelt habe das nicht geklappt.
292 Mal oder „alle elf bis zwölf Minuten“ bekamen Kirmesbesucher Hilfe von den Einsatzkräften des DRK, der DLRG, der Feuerwehr, des THW oder des Kreises Soest, rechnete Georg Stock vom DRK vor. Unterstützt wurden sie von der Polizei, die den Rettern im Trubel Platz verschaffte.
Eckhard Ruthemeyer lobte: „Ich habe die schnellen Reaktionszeiten der Einsatzkräfte selbst erlebt. Am Markt hatte jemand Kreislauf-Probleme und sofort war jemand zur Stelle.“
Das hat gut getan!
Die Allerheiligenkirmes 2022 hat nicht nur Farbe zurück in die Soester Altstadt, sondern vor allem in das Leben hunderttausender Menschen gebracht – auch in meines. Jeden Tag habe ich aufs Neue genossen, glückliche Menschen zu beobachten, in strahlende Gesichter zu blicken, die Sorgen der letzten Jahre, Monate und Wochen einfach mal zu vergessen. Das hat gut getan! Wie schön war es am Sonntagnachmittag, an einem der wenigen freien Fleckchen zu stehen und zu sehen, wie Kinder und Eltern gleichermaßen losgelöst und voller Freude im Kettenkarussell einen Höhenflug fernab des Alltags erlebten. Danke, Kirmes, für diese fünftägige Auszeit – Soest kann froh sein, dich zu haben. - von Daniel Schröder